Generalleutnant Alfons Mais (r.) beim Antrittsbesuch von Verteidigungsminister Boris Pistorius an der Infanterieschule des Heeres in Hammelburg. Foto: DBwV/Yann Bombeke

28.06.2023
Von Alfons Mais

„Vollausstattung aller Verbände des Heeres bleibt unser Ziel”

Für unser Verbandsmagazin „Die Bundeswehr“ hat der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Alfons Mais, skizziert, worauf es für das Heer jetzt ankommt.

Kameradinnen und Kameraden, interessierte Leser,

Sie haben die Veränderungen in der sicherheitspolitischen Landschaft, welche der andauernde russische Angriffskrieg in der Ukraine in Bewegung gesetzt hat, verfolgt. Der uns allen geläufige Begriff der „Zeitenwende“ steht dabei für beides – die Rückkehr des Krieges als machtpolitischem Instrument nach Europa und der notwendigen Reaktion auf diese neue Realität. Viele von Ihnen werden die ersten Auswirkungen bereits im eigenen dienstlichen Umfeld erlebt haben. Daher möchte ich Ihnen allen hier danken – für Ihr Engagement in unserem gemeinsamen Bestreben, die Zeitenwende zu einem Erfolg und Deutschland und seine Verbündeten sicherer zu machen.

Der Verteidigungsminister Boris Pistorius hat bei seinem Antrittsbesuch beim Heer im Mai in Hammelburg klar hervorgehoben: „Die Division 2025 ist eine Herausforderung, die Division 2027 eine weitere. Die Regionalpläne der NATO liegen vor – das alles bestimmt das, worauf wir jetzt hinarbeiten müssen.“

Spannungsfeld mit großen Herausforderungen

Die erfolgreiche Gestaltung der Zeitenwende und das gleichzeitige Halten der Balance zwischen den bestehenden, teils konkurrierenden Aufträgen, erzeugt ein Spannungsfeld mit großen Herausforderungen, die uns alle betreffen. Absehbar wird das ganze Deutsche Heer in Aufträgen gebunden sein. Das Internationale Krisenmanagement (IKM) bleibt als derzeit risikoreichster Auftrag im Lastenheft und die Unterstützung der Ukraine, derzeit der wichtigste Auftrag, bindet eigenes Personal und wirkt sich auf den materiellen Verfügungsbestand aus. Um die Aufträge zu schultern, entwickeln wir das Heer in den drei Säulen Personal-Struktur-Material weiter.

Materiell wirkt sich das Sondervermögen immer mehr aus. Wesentliche 25-Millionen-Euro-Vorlagen für das Heer wurden gebilligt, etwa bei Panzerhaubitzen, digitalen Funkgeräten, dem neuen Sturmgewehr und zuletzt bei der Nachbeschaffung der abgegebenen Kampfpanzer Leopard 2 und Panzerhaubitzen 2000. Mit dem beschlossenen Einstieg in die Beschaffung des 2. Los SPz Puma wurde ein weiterer Schritt gemacht. Artillerie, „Flugabwehr“ und Logistik müssen folgen. Die Vollausstattung aller Verbände des Heeres bleibt unser Ziel.

Erste strukturelle Veränderungen

Strukturell haben wir erste Veränderungen zum 1. April 2023 vollzogen. Hier möchte ich insbesondere die Integration der niederländischen 13. Leichten Brigade hervorheben. Die tiefe Verbundenheit mit den Niederlanden sucht schon heute ihresgleichen und wir werden sie weiter ausbauen. Strukturell werden wir zum 1. Oktober 2023 u.a. mit der Aufstellung von Divisionstruppen der 10. Panzerdivision weitermachen. Am Ende der strukturellen Maßnahmen werden rund 120 der 130 Organisationselemente des Heeres Anpassungen erfahren. Damit wird auch in diesem Bereich die Zeitenwende für alle Soldatinnen und Soldaten des Heers spürbar sein.

Wesentlich ist es dabei, unser wichtigstes Gut, die Menschen im Heer, die Soldatinnen und Soldaten sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf dem Weg mitzunehmen. Ständiges Erklären und Vorbereiten des Personals auf die kommenden Veränderungen ist eine entscheidende Führungsaufgabe aller Ebenen. Der Mensch steht für uns im Heer immer im Mittelpunkt unserer Überlegungen. Wir besetzen keine Waffensysteme, sondern rüsten die Menschen bestmöglich aus und entwickeln ihre Fähigkeiten professionell weiter. Dabei darf die Vermittlung der Wertebindung unseres Berufs nicht aus den Augen verloren werden. Das „Warum tun wir, was wir tun“ zu verstehen und zu leben, ist das Fundament unserer Auftragserfüllung.

Die sozialen Aspekte im Blick behalten

Die Rahmenbedingungen für die Personalgewinnung und -bindung bleiben aber herausfordernd. Um die personelle Einsatzbereitschaft langfristig zu steigern, hat das Heer im eigenen Bereich Maßnahmen zur Mobilisierung des Personals eingeleitet und teilweise umgesetzt. Dazu gehören u.a. die Umstellung der Offizier- und Unteroffizierausbildung, die Wiedereinführung der Heerestaktischen Weiterbildung und die Anpassung der Grundausbildung. Grundsätzliche Fragen zur Steigerung der Attraktivität des Dienstes sowie Laufbahnfragen, müssen an anderer Stelle entschieden werden. Unsere Vorschläge dazu werden auf der Ebene BMVg in die weiteren Planungen einbezogen werden. Der militärische Personalkörper muss langfristig einsatzbereiter und demografiefester gemacht werden, um die Truppenebene in den Verbänden und Großverbänden zu stärken. Unsere Untersuchungen, Vorschläge und bisherigen Maßnahmen sind offen und konstruktiv mit den Beteiligungsgremien und dem DBwV kommuniziert und werden in vielen grundsätzlichen Punkten geteilt. Wir behalten die sozialen Aspekte, die, neben der eigentlichen Tätigkeit, zur Dienstzufriedenheit beitragen, im Blick, und werden diese immer in die Abwägungen einbeziehen. Gemeinsam werden wir die uns gestellten Aufträge erfüllen.

Es kommt nun darauf an, den Weg kontinuierlich weiter zu gehen.  

Ihr
Alfons Mais

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