Oberstabsfeldwebel Dieter Götz (l.), stellvertretender Landesvorsitzender Süddeutschland und zurzeit bei der eFP Battle Group im Einsatz, nahm Oberstleutnant i.G Marcel Bohnert in Litauen in Empfang. Foto: DBwV

Oberstabsfeldwebel Dieter Götz (l.), stellvertretender Landesvorsitzender Süddeutschland und zurzeit bei der eFP Battle Group im Einsatz, nahm Oberstleutnant i.G Marcel Bohnert in Litauen in Empfang. Foto: DBwV

24.06.2024
DBwV

Stellvertretender Bundesvorsitzender an der „first line of Defense“ der NATO

Ein Treffen mit dem Kontingentführer und obersten deutschen militärischen Repräsentanten in Litauen, mit dem Kommandeur der eFP BG, mit Vertrauenspersonen, Spießen und Mitgliedern des Deutschen BundeswehrVerbandes – es war ein straffes Programm, das Oberstabsfeldwebel Dieter Götz Mitte Juni für den Besuch des Stellvertreters des Bundesvorsitzenden, Oberstleutnant i.G. Marcel Bohnert, geplant hatte. Götz, Stellvertretender Landesvorsitzender Süddeutschland und Ansprechpartner des DBwV bei der enhanced Forward Presence Battlegroup, wollte Bohnert einen möglichst breiten Eindruck darüber vermitteln, was die Truppe vor Ort bewegt, und umgekehrt den Soldatinnen und Soldaten die Möglichkeit geben, Botschaften mit nach Deutschland zu geben.

Politische Bildung statt Shopping

Die eFP BG hatte gerade ihre Iron-Wolf-Übung hinter sich gebracht und sich wieder in der Liegenschaft in Rukla eingefunden. Oberstleutnant Marek Krüger informierte Bohnert über die sehr gute Einsatzbereitschaftslage und seinem Bemühen, das Mindset seiner Truppe zu schärfen: Die Gefahr, die von Russland ausgehe, sei real, man müsse sich darauf einstellen und sich klarmachen, warum man im Baltikum sei, so der Kommandeur der eFP BG. Er schickt seine Soldatinnen und Soldaten am Wochenende u.a. in Museen oder zu Gedenkstätten – politische Bildung vor Ort, statt bloßem Shopping als Zeitvertreib. Im Mittelpunkt steht dabei auch das Ziel, in der litauischen Bevölkerung Vertrauen weiter zu vertiefen und das Land und seine Menschen besser kennen zu lernen. Denn Nachbar Russland rüstet derzeit nicht nur militärisch massiv hoch: Auch die Bedrohung durch russische Desinformation steigt weiter an.

Die eFP Battlegroup ist Teil der litauischen Iron-Wolf-Brigade, soll langfristig aber in der Panzerbrigade 45, die für Litauen aufgestellt wird, in modifizierter Zusammensetzung, aufgehen. Bisher wird jeweils ein deutsches Kampftruppenbataillon – aktuell ist es seit Februar 2024 das Panzerbataillon 104 aus Pfreimd – in halbjähriger Rotation und verstärkt durch zusätzliche nationale und multinationale Einheiten als eFP Battlegroup nach Litauen entsandt.

Der Führer des deutschen Einsatzkontingents, Oberst Mike Werner, lobte im Gespräch mit Bohnert die Geschwindigkeit, mit der in Litauen Entscheidungen und Gesetzesvorhaben im Zusammenhang mit Militär und Verteidigung vorangetrieben werden. Die Ernsthaftigkeit und die thematische Breite, mit der die Litauer der wachsenden Bedrohung durch Russland begegneten, sei beeindruckend. Man gehe in Litauen davon aus, dass Russland sich rasch in der Lage versetzt, NATO-Staaten konventionell angreifen zu können. Trotz des ungewissen Ausgangs der US-Wahlen im November sei neben der Kooperation mit NATO-Partnern auch eine bilaterale Zusammenarbeit der Litauer mit den USA zu beobachten. Werner sieht seine Aufgabe auch darin, Besuchern die aktuelle Situation zu vermitteln und versucht, die verschiedenen Akteure im Land miteinander ins Gespräch zu bringen, um mögliche Synergien zu nutzen.

Im anschließenden Austausch mit den Vertrauenspersonen wurde die Personalgewinnung der Bundeswehr kritisiert. Es käme immer wieder vor, dass Rekruten mit falschen Versprechungen gelockt würden, was dann unweigerlich zu Problemen im Dienst führen würde. Es fehle eine offene und ehrliche Kommunikation. Gewünscht sei häufig eine heimatnahe Verwendung, auch wegen fehlender Unterkünfte. „In der Personalgewinnung ist es wichtig, mit Kameradschaft und der Sinnhaftigkeit des Dienstes zu werben“, sagte Bohnert. Die Leute kämen wegen der Sinnhaftigkeit des Dienstes – und blieben wegen der Menschen.

Viele Fragen rund um die Panzerbrigade 45

Vor allem ein Thema bewegte sowohl die Vertrauenspersonen als auch die Spieße: die Panzerbrigade 45, die neu aufzustellende „Litauen-Brigade“, und damit einhergehend die Rahmenbedingungen, unter denen der Dienst in Litauen künftig stattfinden wird. Wird es möglich sein, rechtzeitig Schulen und Kindergärten zu bauen? Werden mit umziehende Partner arbeiten dürfen? Wie werden Heimreisen geregelt? Die Informationen, die in Rukla ankämen, seien noch nicht umfassend. Bohnert informierte über das Artikelgesetz Zeitenwende, das vom BMVg erstellt wurde und derzeit zwischen den Ressorts der Bundesregierung abgestimmt wird. Dieses Gesetz soll unter anderem die sozialen Rahmenbedingungen des Dienstes in der Brigade festlegen. „Es gilt, sich immer wieder in Erinnerung zu rufen, dass unsere eFP-Kräfte Teil der ‚first line of defense‘ der NATO gegen die russischen Aggressoren sind“, stellte Bohnert fest. „Auf ihrer bestmöglichen Ausstattung und Versorgung liegt deshalb auch ein besonderer Fokus unseres Verbandes.“

Allgemein herrschte unter den Vertrauenspersonen Skepsis, ob es bis 2027 gelingen wird, die nötige Infrastruktur zu stellen. Was auch Auswirkungen auf die Bereitschaft von Angehörigen habe, mit nach Litauen zu ziehen. Man wisse nicht, was komme. „Umso wichtiger ist es, dass so schnell wie möglich verbindliche Festlegungen getroffen werden“, so Bohnert. „Das ist ein wesentlicher Attraktivitätsfaktor, um Freiwillige für die Brigade zu gewinnen.“

In der anschließenden Mitgliederversammlung des Deutschen BundeswehrVerbandes informierte Bohnert über aktuelle Themen in Deutschland, unter anderem über das vom Verteidigungsminister vorgestellte Wehrdienst-Modell, das geplante Artikelgesetz Zeitenwende, den Operationsplan Deutschland und den neu eingeführten Veteranentag. Das Interesse war groß: Über 100 Mitglieder kamen auf Einladung von Dieter Götz.

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