IG24G: „Wir wollen unsere Herzen öffnen“
Am 27. und 28. Juli feiern Veteranen und Verwundete aus acht Nationen zum ersten Mal die Invictus Germany in Düsseldorf. Nach dem Erfolg der internationalen Spiele 2023, die der DBwV gesponsert hat, wird dieses Festival des Sports zwar kleiner, die einzigartige Verbindung aber soll gestärkt werden.
Soldaten, die im Dienst verwundet worden sind, die mit schweren Verletzungen an Körper und Seele vom Einsatz in die Heimat zurückgekehrt sind, für die ist Sport und Gemeinschaft der Anker für ein Leben in Sicherheit. So sehen das auch die Veranstalter der Invictus Germany, die erstmalig in diesem Jahr stattfinden werden.
„Wir wollen abermals unser Herz öffnen und alle wertvollen Gefühle reinpacken, die wir erleben”, sagt Thomas Kroner, selbst Teilnehmer und stellvertretender deutscher Teamchef der Spiele 2023. Er ist mit PTBS diagnostiziert, die das Resultat seiner Zeit als OSZE-Beobachter im Kosovo ist. „Der Sport hat mir sehr geholfen, einen Umgang damit zu finden, und so geht es den anderen Teilnehmern auch.” Er wird sich in drei von vier Sportarten, im Tischtennis, Sitzvolleyball und im Indoor-Cycling beteiligen.
Auch für die deutsche Ausgabe der Spiele haben sich internationale Gäste angekündigt: Sie werden aus anderen Ländern wie Polen, Estland, England und Belgien kommen, eventuell auch aus Australien und den USA. Auch Mitglieder der Polizei und der Feuerwehr wollen sich in der Düsseldorfer Castello-Halle einfinden und den Sportsgeist mit entfachen, denn sie haben ebenso mit versehrten und traumatisierten Mitarbeitern zu tun. Die Wertschätzung von Blaulichtorganisationen und Streitkräften kann der Zivilbevölkerung nicht oft genug in Erinnerung gerufen werden, gerade in Zeiten wie diesen, in denen zwar die Bundeswehr durchaus mehr Akzeptanz in der Gesellschaft verbuchen kann, sich andererseits Rettungssanitäter und Polizisten immer öfter Angriffen bei ihrer Arbeit ausgesetzt sehen.
Bohnert: Starke Impulse für Veteranenkultur
„Mit den Invictus Germany in diesem Jahr wird das fortgesetzt, was hierzulande mit den Invictus Games im September 2023 begonnen hat. Von den Spielen in Düsseldorf gingen starke Impulse für die deutsche Veteranenkultur aus – zwischenzeitlich wurden ein zentrales Veteranenbüro in Berlin eröffnet und ein nationaler Veteranentag beschlossen. Wer die Atmosphäre vor Ort erleben konnte, wird das besondere Gefühl des 'Invictus Spirit' nicht mehr vergessen. Wir als Berufsverband stehen auch weiterhin fest an der Seite unserer Verwundeten und Traumatisierten. Ich freue mich wahnsinnig darauf, unsere Athletinnen und Athleten am kommenden Wochenende in Düsseldorf zu besuchen und anzufeuern", sagt der stellvertretende Bundesvorsitzende Oberstleutnant i.G. Marcel Bohnert. Er wird den DBwV bei den IG24G vertreten.
Aus der Dunkelheit ans Licht
Dass der Sport für Versehrte eine Kraftquelle ist und auch die Rehabilitation ohne ihn nicht auskommt, ist inzwischen langhin bekannt, dennoch fühlen sich die Betroffenen gesellschaftlich in vielen Bereichen zurückgesetzt und nicht gesehen. Dem sollen diese Tage im Sommer entgegenwirken – auch wenn sie sicher nicht ganz so spektakulär werden wie die internationalen Spiele im letzten Jahr. Zum Anlass passt, dass die Invictus Games in diesem Jahr ihren zehnten Jahrestag feiern, eine gute Gelegenheit, in Deutschland noch einmal den Spot auf alle die zu richten, die ihre Gesundheit zum Wohle der Gesellschaft eingesetzt haben und es noch immer tun.
Thomas Kroner weiß, wie sehr so ein Event dort unter die Haut geht, wieviel es versehrten Menschen bedeutet, dort mit dabei zu sein. „Nicht, um unbedingt eine Medaille zu gewinnen, aber um dieses Adrenalin und diese Akzeptanz zu spüren.” Schon die Tatsache, dort in der Arena zu sein, den Vibe von Kameradschaft und Zusammenhalt zu spüren, das würde viele aus der Dunkelheit ins Licht holen und ihnen einen Extraportion Energie schenken. „Und um diese Gefühle nicht durch Niederlagen zu erschüttern, sind es extra keine Leistungsspiele”, sagt er. So wie zum Beispiel die Warrior Games in den USA, organisiert vom amerikanischen Verteidigungsministerium. „Bei uns ist der Weg das Ziel, es geht allein um das Mitmachen!”
In einer Gedenkminute werden die Teilnehmer auch ihres Teamchefs vom vergangenen Jahr gedenken: Jörg Hinrichs, der am 25. Mai im Alter von nur 42 Jahren plötzlich und unerwartet gestorben ist. Der Kapitänleutnant saß im Rollstuhl, war nach einem Unfall im Jahr 2021 querschnittsgelähmt, hatte aber noch 2023 mit Freude und Elan an den ersten internationalen Invictus Games teilgenommen. Kroner: „Wir werden ihn vermissen, aber in unseren Herzen ein weiteres Mal nach Düsseldorf tragen.“
Alle Informationen zur deutschen Veteranenbewegung findet ihr auf unserer zentralen Webseite:
www.BundeswehrVerband.de/Veteranen