Kommission: Soldaten im Einsatz haben keine Probleme mit G36
Berlin. Die Bundeswehrsoldaten in den Auslandseinsätzen haben keine Präzisionsprobleme beim umstrittenen Sturmgewehr G36 festgestellt. «Von Präzisionsmängeln im Gefecht haben die Soldaten nichts wahrgenommen», stellte eine vom Verteidigungsministerium eingesetzte Prüfkommission bei der Befragung von 200 Soldaten fest.
Das Standardgewehr der Bundeswehr sei durchgängig als bedienungsfreundlich, leicht und kaum störanfällig gelobt worden. «Die Verlässlichkeit wurde besonders hervorgehoben», hieß es aus der Kommission, die am Mittwoch (14. Oktober) ihren Bericht vorstellte. «Für die Qualifizierung als Pannengerät gab es ein großes Unverständnis.»
Eine umfassende Laboruntersuchung hatte im Frühjahr ein völlig anderes Bild ergeben. Bei Erhitzung wurden massive Präzisionsprobleme festgestellt. Ministerin Ursula von der Leyen (CDU) hatte daraufhin im August die Ausmusterung von 167.000 Gewehren ab 2019 angeordnet.
Eine weitere vom Ministerium eingesetzte Kommission machte Mängel in den Organisationsstrukturen der Bundeswehr für das jahrelange Hin und Her verantwortlich. Es habe ein «unglückliches Zusammenwirken» verschiedener Stellen gegeben und nicht alle Verantwortlichen seien ihrer Verantwortung gerecht geworden, erklärte die Kommission unter Leitung des Commerzbank-Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus-Peter Müller. Korruption stellte sie aber nicht fest.
Insgesamt befassten sich vier vom Ministerium eingesetzte Kommissionen mit der Aufarbeitung der G36-Affäre. Quelle: dpa
Der Deutsche BundeswehrVerband hat in der Vergangenheit mehrfach nach Gesprächen im Verteidigungsministerium, mit Ämtern und Behörden und insbesondere nach dem Austausch mit Kameradinnen und Kameraden öffentlich Stellung zum Thema G36 genommen. Das war unter anderem wichtig, weil die Berichterstattung teilweise ausgesprochen unsachlich war.
Nach wie vor lässt sich unsere Haltung in folgenden Punkten zusammenfassen:
Das G36 ist eine handhabungssichere Waffe. Sie ist als Bestandteil des aktuellen Waffenmixes in den Streitkräften nach wie vor einsatztauglich. Das G36 wurde auch in der Truppe nicht kritisiert, lediglich die ungenügende Durchschlagsleistung wurde diskutiert. Uns liegen aus der Mitgliedschaft keinerlei Hinweise darauf vor, dass Kameradinnen und Kameraden im Einsatz durch Präzisionseinschränkungen des G36 zu Schaden gekommen sind. Nach der Auffassung des Deutschen BundeswehrVerbands war die politische und mediale unangemessen große Diskreditierung des G36 falsch.
Unabhängig davon ist auch dem Verband nach dem Vorliegen der letzten Prüfergebnisse klar, dass die Entwicklung und Beschaffung einer neuen Handwaffe eingeleitet werden muss.
Wir haben seit Jahren darauf hingewiesen, dass es an einem modernen Projekt- und Risikomanagement sowie Compliance im Ressort fehlt und dass es seit Jahren Führungs- und Steuerungslücken im Bereich Rüstung gibt. Nach Vorlage und Auswertung der Berichte sollte das Verteidigungsministerium den bereits durch Katrin Suder, Staatssekretärin im Bundesministerium der Verteidigung, eingeleiteten Weg der Optimierung und Professionalisierung unter Berücksichtigung der aktuellen Ergebnisse unbedingt fortsetzen.
Streitkräfte müssen hervorragend und strukturgerecht ausgestattet werden, um ein Maximum an Einsatzbereitschaft zu erlangen. Das hört bekanntlich nicht bei der Handwaffe auf!