20.04.2016
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Eine Vielfalt an Herausforderungen

Boppard. Die mannigfachen Herausforderungen, denen sich die Bundeswehr derzeit ausgesetzt sieht, bestimmten die diesjährige Kommandeurtagung des Landesverbandes West. Knapp 40 Teilnehmer folgten der Einladung des Landesvorsitzenden, Oberstleutnant a.D. Thomas Sohst, auf den Jakobsberg bei Boppard.

Sohst stellte die Aufgaben des Landesverbandes vor und ermunterte die Teilnehmer, sich bei der Umsetzung „DBwV findet vor Ort statt!“ einzubringen.

Mit dem Bild eines Schienenstranges verdeutlichte der Landesvorsitzende, wie der Verband seine politischen Ziele verfolgt: Intern von der Basis in den Kameradschaften über die Bezirke und Landesverbände hin in den Bundesvorstand und auf dem anderen Strang in allen Gremien der Mitwirkungsorgane. „Mitwirkung ist Verbandspolitik“, sagte Sohst.

Oberstleutnant André Wüstner referierte zu den Herausforderungen an den Verband bei knappen Ressourcen und zusätzlichen Aufgaben für die Bundeswehr. Der Bundesvorsitzende griff das „Sohst‘sche Bild“ des Schienenstranges auf. Komme man auf dem einen Strang nicht mehr weiter, müsse man eben auf dem anderen die Dinge intensiver vorantreiben.

In einer Tour d´Horizon ging Wüstner auf viele aktuelle Themen ein: den Weg zum neuen Weißbuch, den Einsatz der Bundeswehr im Innern, die Agenda Rüstung und die Agenda Attraktivität, die personellen Defizite sowie die Notwendigkeit, schnell die erkannten Defizite der Soldatenarbeitszeitverordnung zu beseitigen. Die Beseitigung der erkannten Defizite bei der Umsetzung des laufenden Reformprozesses sei durch die Umorganisation im Verteidigungsministerium schwierig. Eine neue „Kultur“ sei entstanden, die die Verantwortlichkeiten offenbar diffundieren lasse. Für die Beseitigung mancher Missstände, mit denen er bei seinen Truppenbesuchen konfrontiert werde, sei es schwer, den „Zuständigen“ auszumachen.

Als Vertreter aus der Politik sprach der Bundestagsabgeordnete Tobias Lindner (B 90/Die Grünen) zu den Herausforderungen der gegenwärtigen Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Für die zahlreicher werdenden kleinen Einsätze der Bundeswehr müsse ausgebildetes Personal und hinreichend Ausrüstung zur Verfügung gestellt werden. Das sei für ihn keine Frage. Vom neuen Weißbuch erwarte er vor allem Klarheit und konkrete Aussagen zu den zukünftigen Aufgaben der Bundeswehr, um die Leistungsfähigkeit der Nato glaubwürdig zu demonstrieren, sei für ihn ein Vorhalten von robusten Fähigkeiten unabdingbar. Auch die Fähigkeit, internationale Handels- und Reisewege zu sichern, müsse erhalten bleiben. Zu den Herausforderungen bei der Umsetzung der gesetzlichen Arbeitszeitverordnung sprach Rechtsanwalt Sebastian Lohmüller, Referatsleiter der Abteilung Recht des DBwV. Er sei immer wieder erstaunt, welche Kuriositäten sich bei der nur für den Grundbetrieb geltenden Verordnung ergäben, wo doch in den Niederlanden bereits längere Zeit eine vergleichbare Regelung auf Grundlage der europäischen Arbeitszeitrichtlinie praktiziert werde.

Oberst i.G. Reinhold Janke, Bereichsleiter Konzeption und Weiterentwicklung am Zentrum Innere Führung, brachte den Teilnehmern Überlegungen zu den Herausforderungen Führungskultur und berufliches Selbstverständnis näher. Dabei spannte er einen Bogen von der mittelalterlichen Motivation, Soldat zu werden, zu dem, was heute Glück und Zufriedenheit bei Soldaten ausmacht. Was trägt eine Führungskultur zur Attraktivität bei?

Janke beklagte einen zunehmenden Verlust an Gesprächskultur wegen eines scheinbaren Fehls an Zeit. Sich für die Menschen interessieren, die einen führen und die einer zu führen hat , sei wichtiger als manch unreflektiert weitergeleitete E-Mails.

Einen wahren Parforceritt durch die Herausforderungen an die Personalführung unternahm Brigadegeneral Heinrich Tiller vom Bundesamt für Personalmanagement der Bundeswehr. Dabei ging er auf die Neuausrichtung, die Attraktivität und die Agenda „Bundeswehr in Führung“ ein. Ein spezielles Thema war die Zurruhesetzung, ein Thema, das zurzeit die Truppe stark beschäftige. Auf Grund der anstehenden Trendwende von der Reduzierung der Streitkräfte hin zu Stabilisierung und möglicherweise gar zu einer Aufstockung des Personals müsse man über neue Mittel der Bedarfsdeckung nachdenken. Die bestehenden gesetzlichen Möglichkeiten seien ein schnell einsetzbares Mittel, um auf höheren Bedarf zu reagieren, das aber mit Blick auf damit verbundenen Nebenwirkungen bei Glaubwürdigkeit, Attraktivität und, Nachhaltigkeit genau geprüft werden müssen. Solange wie möglich sollen Lösungen im Konsens zwischen der Personalführung und den Betroffenen gesucht werden.