Soldaten und Veteranen Stiftung auf den Invictus Games in Den Haag
Oberstabsfeldwebel a.D. Jürgen Görlich hat für die Soldaten und Veteranen Stiftung (SVS) die Invictus Games in Den Haag besucht. Hier der erste Teil seines Berichts.
Sonntagmorgen, 03:40 Uhr – der Wecker klingelt. Es ist auch noch der Ostersonntag, als das unangenehme Geräusch ertönt. Raus aus dem Bett, rein in die Klamotten und ab nach Köln. Dort in der Nähe des Doms ist der Treffpunkt für die Fahrt nach Den Haag, organisiert vom FUAV, dem Förderverein zur Unterstützung der Arbeit mit Versehrten am Standort Warendorf.
Mehr als 500 Teilnehmer aus 17 Nationen treffen sich in den Niederlanden, natürlich ist auch ein Team aus Deutschland dabei. Endlich ist es so weit, muss man schon sagen, denn diese Invictus Games waren eine schwierige Geburt. Die Spiele, die 2014 von Harry, Herzog von Sussex, in London ins Leben gerufen wurden, sollten 2020 in Den Haag und 2022 in Düsseldorf stattfinden. Aber wie bei vielen anderen Großveranstaltungen hat auch hier die Pandemie einiges durcheinandergebracht. 2020 und 2021 wurden die Spiele in Den Haag abgesagt, schließlich auf 2022 verschoben. In Düsseldorf sollen sie nun im September 2023 ausgetragen werden.
Nun finden die Spiele endlich wieder statt, die lange Zwangspause hat ein Ende. Mit im Bus nach Den Haag sitzen Mitarbeiter der Presse des DBwV und die Fotografin von „Gesichter des Lebens“, unser unterstütztes Projekt, um Veteranen in die Öffentlichkeit zu bringen. Die Fotografin heißt Daniela Skrzypczak, ihre Bilder und alles Wissenswerte über ihr Projekt bekommt man unter www.gesichter-des-lebens.de zu sehen, zu lesen und zu hören.
Kurz nach der Ankunft geht es um kurz nach 9 Uhr rein in den Zuiderpark. Zutritt hat jeder, der möchte und Lust auf einen schönen Tag hat. Etwas schwieriger ist der Zutritt zu den einzelnen Sportveranstaltungen. Aber auch diese Hürde wird genommen und dann rein in die Welt der versehrten Kameradinnen und Kameraden. Bei der multinationalen Sportveranstaltung geht es nicht nur um den sportlichen Aspekt, sondern auch um die individuelle Rehabilitation der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die über die Spiele ein sichtbares Zeichen der Wertschätzung und Anerkennung für ihren Dienst erleben sollen. Die Invictus Games sollen auch einen Beitrag leisten, damit die Versehrten wieder in ein normales Leben zurückfinden, indem sie sich gegenseitig motivieren, sich neue Ziele setzen und dieses WIR erleben.
Die Auswirkungen von Kriegen und Friedensmissionen auf die Kameradinnen und Kameraden sind geballt auf 33.000 Quadratmetern zu sehen – sei es im Rollstuhl, mit einer Prothese, mit einer Sehbehinderung oder einer PTBS-Erkrankung.
Zuerst geht es ins Stadion – Leichtathletik steht auf dem Programm. Diskuswurf unter anderem mit Marc und Vocko. Beim 100- und 200-Meter-Sprint ist Team-Kapitän Vocko ebenfalls am Start. Was für eine Unterstützung, was für ein Lärm der mitgereisten Familien und Freunden. Ach ja – auch mit mir und somit mit der SVS.
Zwischendurch ein kurzes Treffen mit Oberstleutnant i.G. Marcel Bohnert, den stellvertretenden Bundesvorsitzenden des DBwV, man tauscht sich intensiv über Veteranen aus. In einem Punkt sind wir uns einig: Die Invictus Games sind eine Möglichkeit, den „Einsatz“-Veteran in die Öffentlichkeit und somit in die Gesellschaft zu bringen.
Ein Spaziergang über das Gelände verdeutlicht, was die Niederländer alles aufgebaut haben. Es ist fantastisch und überall herrscht super Stimmung. Dann geht es zum Bogenschießen. Es lief hier nicht wie gewünscht: Das geliebte Sportgerät durfte nicht verwendet werden. Aber Andreas und seine Kameraden haben alles gegeben und im Einzel und der Mannschaftswertung stark dagegengehalten. Ihr dürft stolz auf euch sein! Und auch hier eine Atmosphäre, die kaum zu überbieten ist.
Der Abschluss dann in der Sporthalle. Und hier ist was ganz Besonderes zu sehen: Im Sitzvolleyball hatte die Mannschaft der Ukraine zu wenige Teilnehmer. Ja, die Mannschaft der Ukraine war vor Ort. Und erlebte die Unterstützung aus der internationalen Gemeinschaft. Die USA, Italien und unsere Mannschaft aus Deutschland füllten das Team auf und kämpften mit ihnen um jeden Ball.
Was für Emotionen trotz drei Niederlagen gegen die eingespielten Teams u.a. aus Polen und Kanada. Und am Rande wurde Thomas noch fast von den Dänen adoptiert. Das ist es, was die Invictus Games ausmachen. Ich war voller Emotionen und Adrenalin nach diesem ersten Tag.
Vom zweiten Tag bei den Invictus Games in Den Haag berichte ich später natürlich auch noch.