Wie soll künftig mit dem Thema Tradition in der Bundeswehr umgegangen werden? Dazu veranstaltet das BMVg eine Reihe von Workshops

Wie soll künftig mit dem Thema Tradition in der Bundeswehr umgegangen werden? Dazu veranstaltet das BMVg eine Reihe von Workshops

16.10.2017
cw

Tradition: Kostbares Erbe oder drückende Last?

Potsdam. Der dritte Workshop des BMVg zum Thema Tradition wurde mit Spannung erwartet. Unter dem Titel „Kostbares Erbe oder drückende Last der Vergangenheit? – Funktion und Bedeutung der älteren Militärgeschichte für die Tradition der Bundeswehr“ sollte auch die brisante Zeit nach 1933 diskutiert werden. Zunächst stand in einem ersten Panel jedoch die ältere deutsche Militärgeschichte im Fokus.

Diese ist bei der Bundeswehr untrennbar mit dem Namen Scharnhorst und den preußischen Reformern verknüpft. Dass auch diese Persönlichkeiten nicht unproblematisch sind, machte der bekannte Politikwissenschaftler Herfried Münkler deutlich, der die Veranstaltung moderierte. Scharnhorst, Gneisenau und Clausewitz seien aufgrund ihrer nationalistischen Überzeugungen keine Demokraten im heutigen Sinne gewesen, sondern müssten im Kontext ihrer Zeit betrachtet werden, so Münkler. Gleiches gelte für die Widerstandskämpfer gegen Hitler.

Auf dem mit zahlreichen prominenten Wissenschaftlern besetzten Podium herrschte deshalb Konsens, dass der geltende Traditionserlass von 1982 weiterhin seine Berechtigung habe, da er genau diese Forderung nach einer Kontextualisierung berücksichtige.

Erlass muss am Bedarf der Truppe ausgerichtet sein


Der akademische Diskurs wurde durch die Stimmen der Generale Kai Rohrschneider (COS USAREUR) und Alexander Sollfrank (Kommandeur KSK) ergänzt, die darauf hinwiesen, dass der Erlass am Bedarf der Truppe ausgerichtet sein muss. Für Brigadegeneral Rohrschneider sei die Traditionsdebatte aus soldatischer Sicht nicht nur eine intellektuelle, sondern vor allem eine emotionale Auseinandersetzung. Brigadegeneral Sollfrank hingegen verwehrte sich dagegen, dass die Soldaten entweder als „Ewiggestrige“ oder als „Sekundanten einer bestimmten Weltanschauung“ vereinnahmt würden.

Stattdessen müsse ein Erlass den Soldaten Orientierung bieten. Hier knüpft die Forderung nach einem „Ethikkodex“ an, wie sie Professor Wolfssohn vorbrachte. Hier seien andere Armeen schon deutlich weiter.
Im Publikum, in dem neben der Verteidigungsministerin, dem Wehrbeauftragten und dem Generalinspekteur sowie dem Vorsitzenden des DBwV, André Wüstner, auffallend viele ehemalige Generale anwesend waren, stieß diese Forderung auf Zustimmung.

Was am Ende tatsächlich im Erlass stehen wird, ist weiterhin offen. Bislang dominierte eine akademische Sichtweise die Workshops. Dass sich dies beim vierten Workshop im November ändern wird, darf bezweifelt werden. Der neue Erlass sollte aber kein Elitenprojekt sein. Der DBwV begleitet deshalb weiterhin intensiv den Traditionsprozess im Sinne aller Menschen in der Bundeswehr.

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