Christoph Huber, der Kommandeur des multinationalen Gefechtsverbandes Litauen, zusammen mit Soldaten in Rukla in Litauen Foto: dpa

Christoph Huber, der Kommandeur des multinationalen Gefechtsverbandes Litauen, zusammen mit Soldaten in Rukla in Litauen Foto: dpa

07.02.2017
dpa/mkl

Litauen feiert Ankunft der Nato-Soldaten, A400M streikt

Sie bringen Panzer, scharfe Waffen und schweres Gerät - und sie sollen der russischen Übermacht im Osten Paroli bieten: Die Nato stärkt ihre Ostflanke. Die Bundeswehr ist vorne mit dabei - und hat schon wieder mit Pannen zu kämpfen.

Rukla. Dienstag, 10.26 Uhr Ortszeit auf dem Militärstützpunkt Rukla in Litauen. Es ist bitterkalt, etwa minus neun Grad. Die Szene wirkt gespenstisch. Eine riesige blaue Nato-Flagge hängt von einem Panzer herunter. Hunderte Soldaten in grüner Uniform marschieren mit ernsten Mienen auf dem Appellplatz auf. Sie kommen aus Litauen, den Niederlanden, aus Deutschland, Tschechien, Belgien und den USA. Panzer, schweres Gerät und die renovierungsbedürftigen Baracken bilden die triste Hintergrundkulisse. Die Soldaten sind hier, um Stärke zu demonstrieren. Um den Litauern Angst zu nehmen - und den Russen ein wenig Angst zu machen.

Die Nato stärkt ihre Ostflanke. Jeweils 1000 Soldaten werden nach Litauen, Estland, Lettland und Polen geschickt - die größte Truppenverlegung der Nato Richtung Osten seit Ende des Kalten Krieges. Bundeswehrsoldaten führen den Gefechtsverband in Litauen. Die Bundesregierung nennt das weder Übung noch Einsatz, sondern "einsatzgleiche Verwendung" - der muss das Parlament nicht zustimmen.

Von der Leyen verspricht Litauen Unterstützung


Doch selten hat Deutschland seit dem Fall der Mauer so massiv Gerät aufgefahren. 26 Panzer, 170 Militärfahrzeuge, 450 Soldaten sollen in Litauen stationiert werden. Es geht diesmal nicht um Stabilisierung im fernen Ausland, es geht um Bündnisverteidigung bei Nachbarn, nur 100 Kilometer von der russischen Exklave Kaliningrad entfernt.

"Das, was wir heute sehen, das ist Nato", sagt Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen auf der Bühne. Sie erzählt bei der Begrüßung der Truppen von der leidvollen Geschichte Litauens im 20. Jahrhundert, von Unterdrückung durch Nachbarn, vom Hitler-Stalin-Pakt, von der Invasion der Wehrmacht und der sowjetischen Besatzung. "Wir sind entschlossen, Litauen zu schützen", sagt von der Leyen. Litauen sei heute so stark wie die 28 Mitgliedsstaaten zusammen. "Nie wieder wird die Freiheit und Unabhängigkeit Litauens geopfert", verspricht sie. "Sie sind geschützt vom größten Militärbündnis aller Zeiten."

Die Balten haben Angst - Angst vor dem russischen Nachbarn, der ihnen seit der Annexion der Krim unberechenbar und gefährlich erscheint. Sie fürchten vor allem hybride Kriegsführung wie im Fall der Annexion der Krim, russische Propaganda, einfallende Soldaten unter anderen Abzeichen. Und die Nato-Verstärkung soll den Preis für einen Angriff in die Höhe treiben. Die 4000 Nato-Soldaten hätten den Russen allerdings bei einem Angriff wohl nur wenig entgegenzusetzen. Es geht um Symbolik und Rückversicherung hier, das ist allen Seiten bewusst. Kritiker werten die verstärkte Präsenz als Provokation und warnen vor russischen Reaktionen.

"Das ist etwas anderes als Afghanistan hier", sagt Oberfeldwebel Nina B. Die 29-jährigte ist im Sanitätsdienst hier. Alles müsse aufgebaut, die medizinischen Geräte vor der Kälte geschützt, Material angefordert und verladen werden. "Wir sind willkommen hier." Die Litauer seien sehr hilfreich. Die Ankunft der Soldaten wird in Rukla regelrecht gefeiert. "Es sendet ein deutliches und wichtiges Signal an alle: Die Nato steht zusammen", freut sich die litauische Präsidentin Dalia Grybauskaite. Mit von der Leyen lässt sie sich einen mobilen Gefechtsstand zeigen und dabei von der Presse fotografieren. Die multinationale Truppe komme zur rechten Zeit zum rechten Ort. "Ihr seid das stärkste Sicherheitsschild in unserer Region hier und wir sind sehr stolz auf euch", ruft sie den Soldaten entgegen. "Einen guten Aufenthalt in Litauen - hoffentlich einen friedvollen Aufenthalt."

Ihre eigene Rückreise allerdings verlief außerplanmäßig. Gleich bei der ersten Dienstreise von der Leyens mit einem modernen A400M-Transportflugzeug versagte die Maschine ihren Dienst. Ein Triebwerk sei ausgefallen, sagte die CDU-Politikern.

Die Maschine musste zunächst auf dem Flughafen in Kaunas stehenbleiben. Die Ministerin und ihre Delegation wollte mit einer älteren Transall-Maschine zurück nach Berlin fliegen. Eigentlich sollen die A400M die Transall-Flugzeuge ersetzen.

Die Airbus A400M gilt als das modernste militärische Transportflugzeug der Welt, aber auch als größter Problemfall der Bundeswehr. Politische, finanzielle und technische Probleme verzögerten die Entwicklung jahrelang.

Mit Rat und Hilfe stets an Ihrer Seite!

Nehmen Sie Kontakt zu uns auf.

Alle Ansprechpartner im Überblick