Der Wehrbeauftragte Hans-Peter Bartels (Mi.) formulierte zum Abschluss klare Forderungen an die Politik Foto: DBwV/Kleinemas

Der Wehrbeauftragte Hans-Peter Bartels (Mi.) formulierte zum Abschluss klare Forderungen an die Politik Foto: DBwV/Kleinemas

10.11.2017
mkl

Bartels will bundeswehreigene Kinderbetreuung ausbauen

Berlin. Kaum ein Feld ist in der Bundeswehr so vielschichtig gelagert wie das Thema „Familie“. Das geht bei ganz praktischen Fragen wie der nach Kita-Plätzen los und hört bei der umfassenden Betreuung von Einsatzgeschädigten längst noch nicht auf. Denn die Partner und Kinder sind es, mit denen sich die Menschen der Bundeswehr zu Hause austauschen, denen sie von ihren Erlebnissen erzählen – und wo sie ihren Frust abladen. Hier verarbeiten sie auch die schlimmsten Erfahrungen wie Tod oder Verwundung.

Deshalb muss, wer ernsthaft über Familien in der Bundeswehr reden möchte, auch harte Themen wie materielle Ausstattung und Auslandseinsätze in den Blick nehmen. Vereinfacht könnte man sagen: Geht es dem Soldaten gut, besteht zumindest eine hohe Chance, dass es auch seiner Familie gut geht.

Es ist deshalb sehr zu begrüßen, dass nun schon zum dritten Mal auf Einladung des Wehrbeauftragten Hans-Peter Bartels (SPD) in Kooperation mit der Katholischen Militärseelsorge und der Evangelischen Seelsorge in der Bundeswehr ungeschminkt über die Nöte und Sorgen der Soldatinnen und Soldaten diskutiert wurde. „Die Vereinbarkeit des Dienstes in der Bundeswehr mit dem Familien- und Privatleben“ lautete der Titel der Veranstaltung, auf der natürlich auch der DBwV vertreten war. Der zweite Stellvertreter des Bundesvorsitzenden, Hauptmann Andreas Steinmetz, beteiligte sich an der abschließenden Diskussion. Oberstleutnant i.G. Dr. Detlef Buch (Vorsitzender Luftwaffe) und Hauptmann Petra Böhm (stv. Vorsitzende Sanitätsdienst) hielten Impulsvorträge in den Arbeitsgruppen.

Schon in seiner Einführung bezog sich der Wehrbeauftragte auf ein Seminar der KTMS vom Tag zuvor und auf die Situation der Truppe beim Lufttransport und dabei entstehenden Verzögerungen. Er stellte heraus,  dass die Bundeswehr da schon besser war und Handlungsbedarf besteht. Er machte deutlich, dass sich in den vergangenen Jahrzehnten viel verändert hat. „Das klassische Modell einer Familie mit dem Mann als Ernährer und der Frau, die zu Hause bleibt, gibt es nicht mehr – dafür haben wir uns lange eingesetzt“, so Bartels. Der neue Weg sei aber mitunter auch ein schwieriger. Doch die Politik sei dafür da, um bestehende Regeln zu ändern, nicht um sie sklavisch zu verteidigen.

In seinem Grußwort ging Militärbischof Dr. Sigurd Rink gleich auf ein zentrales Thema ein: den teils mangelnden Rückhalt in der Gesellschaft. „Soldaten und ihre Familien leiden darunter, wenn die Bundeswehr in Teilen der Gesellschaft nicht wertgeschätzt wird“, sagte Rink. Ohne das Gefühl der Rückendeckung bringe die modernste Ausstattung nichts. In vier Arbeitsgruppen diskutierten die Teilnehmer verschiedene Aspekte rund um das Aufgabenfeld Privatleben. Da ging es unter anderem um Familienmodelle und Betreuung, die Belastung durch Einsätze, die SAZV und lebensältere Soldaten.

Angebote für Familien teils nur schlecht angenommen


Neben der von Militärbischof Rink schon angesprochenen Wertschätzung kristallisierten sich deutlich einige Schwerpunkte heraus. Über allem stand der Wunsch nach einer verbesserten Kinderbetreuung. Bislang gibt es nur vier bundeswehreigene Kindergärten – zu wenig, wie viele Teilnehmer monierten.
Auf der anderen Seite liegt die Zuständigkeit für Kitas bei den Kommunen, häufig sind deshalb langwierige Abstimmungsprozesse notwendig. Doch der Druck, in diesem Punkt Fortschritte zu machen, ist immens.

Wohl auch deshalb hob der Wehrbeauftragte das Thema ganz nach oben auf seine To-do-Liste. „Die bundeswehreigene Betreuung müssen wir weiter nach vorne bringen. Nicht sofort, aber es wäre schön, wenn wir nach vier Jahren einen deutlich verbesserten Stand hätten“, sagte Bartels.

Schwierig gestalten sich auch die Pläne für eine umfassendere Einbindung der Angehörigen in die Betreuung nach Auslandseinsätzen. Denn die Übernahme der Kosten ist häufig nur für den Betroffenen geregelt. Andererseits berichteten Teilnehmer aus der Seelsorge, dass es durchaus schon eine Vielzahl an Seminaren und Angeboten für Angehörige gebe – dass diese aber teils nur sehr schleppend angenommen würden. Hier waren sich alle Teilnehmer einig, dass in erster Linie die bestehenden Angebote besser kommuniziert werden müssen.

Natürlich brachten die Vertreter des DBwV auch Verbandspositionen in die Runde ein. So erinnerte Andreas Steinmetz daran, dass  viele Hinderungsgründe für die Vereinbarkeit von Dienst, Familie und Privatleben nur Symptome der Ursache - Überlastung der Truppe durch Einsätze und Reformen - sind. Es gibt viele Konzepte und Vorhaben, doch sie sind oft nur für ein stabiles System geeignet. Für eine Steigerung der Attraktivität müsse für eine sich ständig ändernde Bundeswehr deutlich mehr getan werden. „Die nächste Regierung sollte sich hinsetzen und ein Lagebild erstellen“, forderte Steinmetz.

Natürlich drehte sich beim Thema Bundeswehr und Lebensalter vieles um die Frage nach den besonderen Altersgrenzen. Der DBwV hat hier schon mehrfach deutlich Stellung bezogen. Dr. Detlef Buch stellte trotzdem noch einmal klar: „Wer die bestehende Regelung aufweichen will, muss erst einmal nachweisen, dass die Freiwilligkeit am Ende ist. Ich glaube, das ist sie noch lange nicht“, so Buch. Wenn jetzt den Bestandssoldaten einseitig erklärt würde, dass sie länger zu dienen hätten, sei das ein Riesenproblem.

Zum Schluss war es an Bartels, noch einmal auf das größte Hemmnis zu verweisen: die Finanzierung. Denn alle in der Veranstaltung genannten Ansätze kosten viel Geld. „Wenn wir auf dem Kurs der Trendwende Finanzen bleiben, können wir das realisieren“, sagte Bartels. Wenn nicht, würden die verschiedenen Vorhaben wieder miteinander konkurrieren. Der DBwV wird sich weiterhin dafür einsetzen, dass es nicht soweit kommt. 

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