HIL-Wartungswerke für Militärfahrzeuge stehen vor Privatisierung
Werden Militärfahrzeuge im Bundeswehr-Einsatz beschädigt, kann es sein, dass sie nach Südbrandenburg zur Reparatur kommen. Dort gibt es eines von drei Wartungswerken des bundeseigenen Unternehmens HIL. Die Standorte stehen vor der Privatisierung.
Doberlug-Kirchhain (dpa/bb) - Schweißen, Lackieren und Reparieren: Auf dem Werksgelände im südbrandenburgischen Doberlug-Kirchhain stehen jede Menge Militärfahrzeuge - auf Ketten, Rädern und auch mit Waffensystemen. Sie werden hier gewartet. Das bundeseigene Unternehmen HIL Heeresinstandsetzungslogistik GmbH betreibt drei solcher Werke in Deutschland. Sie sollen privatisiert werden, die Arbeitsplätze erhalten bleiben.
In einer riesigen Halle wird an verschiedenen Stationen gearbeitet. Ein Mitarbeiter steht in einem geschützten Radfahrzeug vom Typ Dingo und bewegt eine montierte Waffenanlage hin und her - funktioniert. Es ist die Ausgangsprüfung, wie die Produktionsleitung erläutert. Das Fahrzeug kann dann bald zurück zur Bundeswehr.
Neben der Station befindet sich eine große Waschanlage, vor der ein ausgebauter Motor steht. Gegenüber liegt in einem Regal ein Lenkrad. Die Fahrzeuge werden zum Teil komplett zerlegt. Im Durchschnitt bleiben sie etwa ein halbes Jahr hier im Werk, bis sie durchgecheckt und erneuert sind. Ein großer Brückenkran erhebt sich über den «Patienten», denen er beispielsweise Motoren entnimmt.
Das Militärgerät kommt entweder regulär zur Inspektion hierher oder wenn ein Schadensfall mit anderen Fahrzeugen eintritt, wie Werksleiter Peter Beuckmann erläutert. Zum Beispiel, wenn es im Einsatz Unfälle gab. Rund 100 Fahrzeuge stehen laut Produktionsleitung derzeit am HIL-Standort, zu Spitzenzeiten sind es 130. Auf dem Werksgelände gibt es auch eine Teststrecke, eine Schweißerei und eine Lackiererei. Die Fahrzeuge kommen per Tieflader zum Werk und werden auch so wieder abtransportiert.
Um die Wartung und Instandsetzung von rund 30 Prozent der landbasierten Bundeswehr-Militärfahrzeuge kümmert sich die HIL nach eigenen Angaben, die meisten kommen aber direkt zu den Herstellern.
Den drei Werken steht eine Privatisierung bevor. Voraussichtlich im zweiten Quartal werde es EU-weite Vergabeverfahren geben, kündigte HIL-Geschäftsführer Gerd Kaptein am Donnerstag an. Ziel sei es, dass der Bund 20 Jahre lange Leistungsverträge mit Privatanbietern abschließt, so dass die Arbeitsplätze und die Werkstandorte in Doberlug-Kirchhain, Darmstadt (Hessen) und Sankt Wendel (Saarland) erhalten bleiben.
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) betonte beim Besuch des Werks in Doberlug-Kirchhain dessen Bedeutung als Standort. Nach Angaben der Stadt zählt das HIL-Werk zu den größten Arbeitgebern in der Region. Das Werk gab es schon zu DDR-Zeiten und wurde später saniert.
Die 2005 gegründete HIL mit Hauptsitz in Bonn betreibt neben den drei Werken weitere Wartungs-Niederlassungen und -Stützpunkte auf Bundeswehrgelände. Diese Arbeit soll in der Hand der HIL bleiben, zudem sollen weitere Managementaufgaben hinzukommen. Kaptein geht davon aus, dass nach der Privatisierung der Werke bei der HIL weitere Arbeitsplätze entstehen. Derzeit sind in dem Unternehmen etwa 1800 Mitarbeiter beschäftigt, in Doberlug-Kirchhain sind es rund 250.
Die Abgabe der Werke begründet die HIL unter anderem damit, dass es keine staatliche Aufgabe sei, Werksinstandsetzung zu machen. Zudem gebe es in einigen Jahren viele Mitarbeiter, die in Rente gingen, womit die Produktivität zurückgehen werde. Zudem hätte ein privater Gesellschafter die Möglichkeit, externe Aufträge außerhalb der Bundeswehr anzunehmen. Bevor Leistungsverträge mit privaten Anbietern geschlossen werden können, muss der Plan laut Kaptein noch dem Haushaltsausschuss des Bundestages vorgelegt werden.