Früherer Nato-General: «Wir müssen schneller entscheiden»
Berlin. Der ehemalige deutsche Nato-General Hans-Lothar Domröse rät der Bundeswehr zu einer Strukturreform. «Die strukturelle Inkompetenz muss abgebaut werden. Wir haben zu viele Hauptquartiere, die etwas Gutes machen, aber keiner ist gesamtverantwortlich», sagte Domröse der Deutschen Presse-Agentur. «Ein Mann, eine Entscheidung, eine Umsetzung. Die Umsetzung fehlt.»
Seine Erwartung an die neue Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) sei, dass diese und ihr Team Ideen entwickelten, die in die Welt passen und diese durchsetzen. «Was die Streitkräfte brauchen, ist eine starke Verteidigungsministerin», sagte Domröse, der bis 2016 Oberbefehlshaber des Allied Joint Force Command in Brunssum in den Niederlanden war.
«Es ist jedem alles klar. Von Russland über den Terrorismus bis zum Nahen Osten bis hin zu China und Iran. Welche Maßnahmen wir treffen müssen, darüber haben wir ein Einvernehmen über ein ganzes Bündel von Maßnahmen, die anzupacken sind», sagte er. «Aber dennoch passiert fast nichts. Das geht so nicht.»
Er forderte, bei der Modernisierung offener für moderne Techniken zu sein. «Das nennt man heutzutage Digitalisierung und Sensorik, das Internet der Dinge bis hin zu künstlicher Intelligenz, autonome Systeme», sagte er. «Das sehen wir, aber führen es noch nicht ein.»
Domröse warnte davor, zu weit in die Zukunft zu planen. Er nannte das Luftkampfsystem FCAS, das bis 2040 stehen und dann 30 Jahre laufen solle. «Glauben wir den heute ernsthaft zu wissen, was in 70 oder 80 Jahren geflogen wird. Ich glaube nicht», so Domröse. Das heißt, wir müssen kürzer atmen, schneller entscheiden, auf kürzere, flexiblere Wellen reagieren können.»
Domröse arbeitet inzwischen als Berater für das Unternehmen friedrich30, das Betriebe und Institutionen in Sicherheitsfragen zusammenführt. Zu den Beratern gehört auch Ex-BND-Chef Gerhard Schindler. Domröse berät Unternehmen, die an einem EU-Projekt teilnehmen wollen, das die Kooperation kleiner und mittlerer Unternehmen im Rüstungsbereich fördert. «Es müssen mindestens drei Staaten beteiligt sein und das Produkt wird eingeführt mindestens in den drei Ländern», sagte er.