Generalleutnant Alexander Sollfrank ist  Befehlshaber des Operativen Führungskommandos. Foto: Picture Alliance

Generalleutnant Alexander Sollfrank ist Befehlshaber des Operativen Führungskommandos. Foto: Picture Alliance

27.04.2025
Frank Jungbluth

Neues Führungskommando auf dem Weg zur Kriegstüchtigkeit

Das neue Operative Führungskommando der Bundeswehr arbeitet seit dem Herbst 2024 an der Fusion zweier bestehender Führungskommandos. Mit einem feierlichen Appell wurde die höhere Kommandobehörde am 9. April offiziell in Dienst gestellt..

Die Verschmelzung des Einsatzführungskommandos am Schwielowsee in Potsdam und des Territorialen Führungskommandos in der Berliner Julius-Leber-Kaserne zum Operativen Führungskommando (OpFüKdoBw) ist eine Zäsur für die Bundeswehr: Sie manifestiert das Ende des Umbaus der Truppe in den 1990er und 2000er Jahren zur Einsatzarmee, die mit großen Kontingenten auf dem Balkan und vor allem im 20 Jahre währenden Kriegseinsatz in Afghanistan beteiligt war. Jetzt gilt wieder, was bis 1989/1990 galt: Landes- und Bündnisverteidigung ist die oberste Priorität. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) geht noch weiter: Kriegstüchtigkeit ist das Credo der Neuausrichtung, die sich auch in einer Strukturreform spiegelt: Diese wurde am 30. April 2024 im Osnabrücker Erlass verkündet.

Die NATO-Bündnis- und Landesverteidigung, die seit dem Großangriff russischer Streitkräfte am 24. Februar 2022 auf den Nachbarstaat Ukraine Hauptauftrag der Bundeswehr ist, stellt die Truppe vor große Herausforderungen. Es fehlt vor allem an Personal und einer schlagkräftigen Reserve – am Ende des Kalten Krieges hatte die Bundeswehr fast 500.000 Mann unter Waffen, 1,3 Millionen Reservisten hätten die Streitkräfte im Bündnis- oder Verteidigungsfall verstärkt.

Im 70. Jahr ihres Bestehens ist das mehr als eine Rolle rückwärts für die Streitkräfte der Bundesrepublik – die neue Doktrin ist ein Ausdruck der Zeitenwende, die 35 Jahre nach der Neuordnung Europas und der NATO der neuen Bedrohungslage, vor allem durch den Aggressor Russland, Rechnung trägt. Denn eines ist nach dem Angriffsbefehl des russisches Diktators Wladimir Putin auf die Ukraine klar: Deutschland wird die Heimat nicht allein verteidigen können; und die NATO, die in den Jahrzehnten nach dem Ende des Kalten Krieges bis an die Grenze der Ukraine vorgerückt ist, wird mehr als je zuvor geschlossen und auch gepaart mit europäischer Entschlossenheit darauf reagieren müssen, dass die Trump-Administration die Rolle und das Engagement der Vereinigten Staaten in Europa neu definiert hat.

Am 9. April wurde mit einem Aufstellungsappell die Indienststellung offiziell begangen. Generalinspekteur Carsten Breuer, der erster Kommandeur des Territorialen Führungskommandos war, war dabei. Im früheren Territorialen Führungskommando, im Oktober 2022 aufgestellt, ist inzwischen der Operationsplan Deutschland geschrieben worden, mit dem auch die militärisch-zivile Zusammenarbeit im Krisen- und Kriegsfall neu definiert ist.

Das Einsatzführungskommando – am Schwielowsee bei Potsdam beheimatet – hat kaum mehr Auslandseinsätze der Bundeswehr zu koordinieren und zu führen. Es gibt, abgesehen von kleinen Kontingenten in Bosnien-Herzegowina, dem Kosovo und Einheiten der Bundeswehr, die an der Ostflanke der NATO temporär unterstützen, keine nennenswerte Beteiligung großer Verbände an Missionen mehr. Für die Bundeswehr ist das wichtigste Argument für die Straffung der Führungsstruktur im OpFüKdoBw: „Wir müssen kriegstüchtig sein, um abschrecken zu können“, wie Verteidigungsminister Boris Pistorius bei der Vorstellung des Osnabrücker Erlasses zur Strukturreform der Bundeswehr vor einem Jahr verkündet hat.

Aufgestellt worden ist das Operative Führungskommando am 1. Oktober 2024. Befehlshaber Generalleutnant Alexander Sollfrank hat als früherer Kommandeur des Joint Support and Enabling Command der NATO internationale Erfahrung. Gemeinsam mit seinem Stellvertreter Generalleutnant André Bodemann und Stabschef Generalmajor Tilo Maedler, ein erfahrener Offizier der Luftwaffe, muss er jetzt das neue Kommando mit 1400 Soldatinnen und Soldaten im OpFüKdoBw als neuer höherer Kommandobehörde der Bundeswehr zusammenführen und die nationale und streitkräftegemeinsame Operationsplanung, -führung und -auswertung organisieren.

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