Evangelische Kirche fordert Abkehr von militärischer Gewalt
Schon lange mahnt die evangelische Kirche zum Frieden und hadert mit Militäreinsätzen. Auf ihrer Tagung in Dresden fordert die EKD nun mehr friedliche Konfliktbewältigung. Zugleich aber verschließt sie vor der Wirklichkeit nicht die Augen.
Dresden - Angesichts immer neuer Kriege und Formen von Gewalt fordert die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) mehr Einsatz für eine friedliche Beilegung internationaler Konflikte. Auf ihrer Jahrestagung mit dem Schwerpunktthema Gerechtigkeit und Frieden beriet die EKD-Synode am Montag (11. November 2019) in Dresden über eine entsprechende Resolution. Es müsse darum gehen, «militärische Gewalt und kriegerische Mittel Schritt für Schritt zu überwinden, den eindeutigen Schwerpunkt auf die Prävention zu legen und dafür die notwendigen Mittel bereitzustellen und die Forschung gerade im Bereich der zivilen Konfliktbearbeitung auszubauen», sagte der EKD-Friedensbeauftragte Renke Brahms.
Umstritten bleibt dabei in der Kirche, ob ein kompletter Pazifismus gefordert werden soll, oder ob aus humanitären Gründen auch Militäreinsätze ethisch zulässig sind. Mancher hätte sich bei der Vorbereitung der Resolution eine eindeutigere Positionierung gewünscht, im Sinne einer ausschließlichen Option für die Gewaltfreiheit, räumte Brahms vor dem Kirchenparlament ein. Die Spannung zwischen unterschiedlichen Positionen müsse die Kirche aber aushalten.
Der EKD-Friedensbeauftragte verwies auf das letzte Grundsatzpapier der EKD zum «gerechten Frieden», in dem 2007 Militäreinsätze als äußerstes Mittel gebilligt wurden. Auslandseinsätze der Bundeswehr kritisierte die EKD anschließend dennoch - Ende 2009 sorgte die damalige EKD-Chefin Margot Käßmann mit ihrer Äußerung «nichts ist gut in Afghanistan» für Wirbel.
Auf der Tagung in Dresden hatte der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm bereits in seiner Eröffnungsrede am Sonntag zur Frage von Militärinterventionen betont, dass die Kirche sich nicht auf eine Moral zurückziehen könne, die nur dann funktioniere, wenn man sie nicht auf konkrete Situationen anwenden müsse. Die Kirche müsse auch ethische Maßstäbe zum Umgang mit den durch das Versagen von Prävention faktisch entstandenen Gewaltsituationen entwickeln.
Auch aus christlicher Perspektive lasse sich die Anwendung militärischer Gewalt nicht kategorisch ausschließen, etwa wenn es darum gehe, einen Völkermord wie in Ruanda 1994 zu verhindern, sagte Bedford-Strohm. Die Kirche müsse aber zugleich Gründe des Versagens von Prävention benennen, zu denen auch der von Deutschland betriebene weltweite Waffenhandel gehöre.
Ihre aktuelle Resolution zum Thema Frieden möchte die EKD am Mittwoch zum Abschluss ihrer viertägigen Beratungen in Dresden verabschieden. Die EKD ist der oberste Dachverband der gut 21 Millionen evangelischen Kirchenmitglieder in Deutschland.