Mandatsträgertagung im Rheinland: „Heute fegt der Hauptfeldwebel die Halle!“
Rheinland. Zu seiner Auftaktveranstaltung als Bezirksvorsitzender begrüßte Oberstleutnant Michael Schwab Angehörige aus fast allen Kameradschaften des Bezirks Rheinland in Dieblich an der Mosel. 30 Mandatsträger aus dem Bezirks 8 waren der Einladung ihres, kurz zuvor neu ins Amt gewählten, Vorsitzenden gefolgt um sich auszutauschen, zu aktuellen verbandspolitischen Themen zu informieren und miteinander zu diskutieren.
„Das Thema, bei dem die Emotionen am deutlichsten zu spüren waren, war die Wahrnehmung von Aktiven und Ehemaligen, dass die seit Jahrzehnten bewährten Dienstgradgruppen und -strukturen am erodieren sind.“ berichtet Schwab, und weiter: Viele Entwicklungen sind dem Bemühen geschuldet, die Personaldecke nach oben zu fahren. Hier stellen viele Mandatsträger die kritische Frage, ob die damit einhergehenden Entwicklungen dem Inneren Gefüge der Streitkräfte gut tun. Kompetenzen und Qualifikationen, so die einhellige Meinung, dürfen nicht per Dienstgradinflation erkauft werden.
Die Übernahme von Verantwortung für Mensch und Material muss sich lohnen, also auch angemessen entlohnt werden.
Das Beispiel aus dem Plenum, in dem ein Oberstabsgefreiter mit einem nur minimal geringeren Gehalt als ein Feldwebel nach Hause geht, zeigt die Schieflage in dieser Hinsicht. Ein Fehl an Personal und Soll-Org-Strukturen, die häufig nicht den Realitäten gerecht werden, tun ihr Übriges dazu. „Heute fegt der Hauptfeldwebel die Halle!“ so die ernüchternde Feststellung eines Mandatsträgers aus dem Bereich der Luftwaffe. Auch der Dauerbrenner Altersgrenzen ist und bleibt ein Thema, mit dem sich die lebensälteren Kameradinnen und Kameraden – vor allem die Unteroffiziere - sehr kritisch auseinandersetzen. Weniger eine gesunde Personalstruktur als vielmehr der politisch vorgegebene Personalaufwuchs tragen zur Verunsicherung der sogenannten „Bestandskunden“ bei. Die besondere Altersgrenze war über Jahrzehnte auch ein Attraktivitätskriterium sich für den Dienst in den Streitkräften zu entscheiden. Die scharfe Frage, ob Attraktivität denn nur für den Nachwuchs gelte, umreißt die Stimmungslage bei vielen lebensälteren aktiven Soldaten.
In den Beiträgen des Landesvorsitzenden Thomas Sohst und des stellvertretenden Bundesvorsitzenden Jürgen Görlich stand die Informationsweitergabe im Vordergrund. Oberstabsfeldwebel a.D. Görlich erläuterte mit Blick auf den bevorstehenden Verbandstag Mitte Oktober die personellen und strukturellen Veränderungen in der neuen Bundesgeschäftsstelle. „Es gelte gemäß Beschlusslage der letzten Hauptversammlung erste Entwürfe zur Weiterentwicklung der Binnenstruktur, sowie einer zukunftsfesten Organisationsstruktur zu erarbeiten. Der Zeitdruck ist nicht unerheblich, soll doch Mitte 2019 auf den Landesversammlungen ein erster Zwischenbericht vorgelegt und diskutiert werden.“
Oberstleutnant a.D. Sohst referierte über die jüngsten Erfolge des Verbandes und informierte über die anstehenden Gesetzesvorhaben wie das Versichertenentlastungsgesetz, das Einsatzbereitschaftsstärkungsgesetz und das Besoldungsstrukturanpassungsgesetz, mit dem u.a. der Ausnahmetatbestandszuschlag eingeführt werden soll. Angestrebte Verbesserungen, die durch die Mandatsträger einhellig begrüßt wurden.
Mit erfreulichen Zahlen zum Thema Mitgliedergewinnung konnte Landesgeschäftsführer Carsten Pfenning aufwarten. Die starke Arbeit der Standortbeauftragten sowie Mandatsträger vor Ort zeigt nachhaltigen Erfolg, so der Landesgeschäftsführer West.