Auch in diesem Jahr war die Kommandeurtagung des LV West ein gefragter Ort des Austausches. Foto: Gerald Arleth

Auch in diesem Jahr war die Kommandeurtagung des LV West ein gefragter Ort des Austausches. Foto: Gerald Arleth

04.03.2024
Gerald Arleth

Kommandeurtagung West: Die Zeitenwende – Aktuelle Herausforderungen für die Bundeswehr

Lünen. Gespannte Ruhe herrscht im Hansesaal des Ringhotels in Lünen, als der Befehlshaber Territoriales Führungskommando, Generalleutnant André Bodemann, spricht.

Inspekteure, Kommandeure und Dienststellenleiter aus dem gesamten Landesverband West folgten der Einladung zur Kommandeurtagung, um sich am 26. und 27. Februar zu aktuellen Themen in schwierigen Zeiten auszutauschen.

„Die große Anzahl an Teilnehmenden interpretiere ich als Form der Wertschätzung des DBwV. Und die Tatsache, dass ich auch in diesem Jahr wieder Kommandeure bis in die Inspekteurebene begrüßen darf, macht mich stolz“, so der Landesvorsitzende West, Oberstleutnant Lutz Meier bei der Begrüßung. In seinem Grußwort ging er auf den Jahrestag des Überfalls auf die Ukraine ein und  rief er in Erinnerung, dass die 2022er Tagung fast taggleich stattfand und die Teilnehmenden seinerzeit quasi während der Anreise vom Überfall auf die Ukraine erfahren hatten.  

Sachstand  Task Force Personal  

Den Aufschlag machte Brigadegeneral Robert Karl Sieger. Der Beauftragte des Generalinspekteurs der Bundeswehr für Erziehung und Ausbildung und stellvertretende Kommandeur Zentrum Innere Führung informierte ausführlich zum Ergebnisbericht der im vergangenen Jahr gegründeten Task Force Personal im BMVg, dessen militärischer Leiter er war. Dabei ging er auch auf die lagebedingt aufkommende Wehrpflichtdebatte und die damit einhergehende Diskussion im politisch-parlamentarischen Bereich und in der Bundeswehr ein. Vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung und dem Erfordernis einer besseren Potentialausschöpfung appellierte Sieger dafür, „sich keine Scheuklappen und Selbstbeschränkungen aufzuerlegen“.

Aktuelle Aspekte im Personalmanagement der Offiziere/Beurteilungswesen

In einem schwungvollen Vortrag nahm der Abteilungsleiter III BAPersBw, Brigadegeneral Frank Reiland, das Plenum danach mit in die „Welt des Personalmanagements und der Personalführung der Offiziere“. Hierbei informierte er von der Feinmechanik der von ihm verantworteten Personalführung für rund 45000 Offiziere der A-Besoldung und den sich nach 30 Jahren Friedensdividende ergebenden Herausforderungen, auch den Personalkörper in Richtung der lagebedingten erforderlichen Kriegstüchtigkeit zu führen. Dabei erklärte er aktuelle Aspekte im Personalmanagement der Offiziere mit seinen unterschiedlichen Konferenzsystemen genauso wie die Evolution des Beurteilungswesens.

Die Zeitenwende – Aktuelle Herausforderungen für die Bundeswehr

Bundesvorsitzender Oberst André Wüstner beendete mit einem wahren Parforceritt den ersten Sitzungstag. Die Frage nach der Position, in der sich der Deutsche BundeswehrVerband in der aktuellen politischen Lage befindet, war der Einstieg zum Referat des Bundesvorsitzenden. Von den aktuell zahlreichen politisch kontrovers diskutierten Themenfeldern wie Verteidigungshaushalt und Schuldenbremse, Sondervermögen und Verantwortung für Einsatzbereitschaft und Finanzierung der Streitkräfte leitete er über zum eigentlichen Kerngeschäft der Arbeit des DBwV – der Vertretung der Interessen der Menschen in der Bundeswehr. Wie seine Vorredner stellte auch er die mannigfaltigen Herausforderungen dar, denen sich Bundeswehr und NATO derzeit ausgesetzt sehen und brachte es schlussendlich auf den Punkt mit der Feststellung: „Es ist notwendig, die Ziele zu erreichen, die der Kanzler zugesichert hat!“

Die aktuelle Lage im Territorialen Führungskommando

Der aktuellen Lage im Territorialen Führungskommando widmete sich am zweiten Tagungstag dann ausführlich dessen Befehlshaber, Generalleutnant André Bodemann. Auch er erinnerte an die Tagung 2022, die im Schatten des Ukraine-Krieges begann und spannte den Bogen zur aktuellen Bedrohungslage und möglichen Entwicklungen. „Was machen wir jetzt vor dem Hintergrund der aktuellen Lage“, war denn auch die Einstiegsfrage seines Vortrags. In seiner Funktion des Nationalen Territorialen Befehlshabers der Bundeswehr erläuterte Generalleutnant Bodemann unter anderem den Operationsplan Deutschland. Intensiv ging er auf das hybride Lagebild, Fragen der nationalen territorialen Verteidigung, Struktur der Heimatschutzkräfte und Objektschutz und nicht zuletzt die wesentliche Leistung Deutschlands als „Drehscheibe“ der NATO ein. Für die gute Zusammenarbeit bei der Unterstützung und Aufnahme ukrainischer Soldaten danke er der Bundespolizei und den Polizeien der Länder.

Aktuelle Schwerpunkte der Arbeit des Verteidigungsausschusses

Mit Christian Sauter (FDP) freute sich der Landesverband West auch zur diesjährigen Tagung einen in verteidigungspolitischen Fragen sachkundigen Abgeordneten des Bundestages als Redner begrüßen zu können. Sauter ist Mitglied im Verteidigungsausschuss und informierte zu den aktuellen Schwerpunkten der Arbeit des Verteidigungsausschusses. Ausführlich ging er hierbei auch auf die fortwährend kommunizierten Defizite der Einsatzbereitschaft mit den hinlänglich beschriebenen materiellen, infrastrukturellen und personellen Problemen der Truppe ein. Letztendlich komme es darauf an, die dauerhafte Erhaltung des 2-Prozent-Ziels im Haushalt zu verankern und so langfristige Planungen , nicht zuletzt für die Rüstungsindustrie, sicherzustellen. Positiv wertete Sauter die, wohl auch im Zusammenhang mit der durch den Minister gemachten Aussage zur Kriegstauglichkeit stehende Forderung, zunehmende positive Wahrnehmung der Streitkräfte in der Gesellschaft. Bei der sich anschließenden teils kontrovers geführten Diskussion kam das gesamte Spektrum der Fragen, die „uns umtreiben“, aufs Tableau.

„Foren des Austauschs wie diese Zielgruppentagung gehören zur bewährten Informationslandschaft im Westen", betonte Landesverbandsvorsitzender Oberstleutnant Lutz Meier zum Abschluss der Tagung. Meier warb bei den Kommandeuren dafür, auch den Angehörigen der Dienststellen weiterhin die Teilnahme an den unterschiedlichen Zielgruppentagungen zu ermöglichen. „Viele Dinge müssen angeschoben werden und hoffentlich gelingen sie dann auch“, sagte der Landesvorsitzende und bat darum, „beharrlich weiterzumachen“.

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