Angemerkt November: „Gestalten statt verwalten“
Verehrte Mitglieder des DBwV im LV West,
9. Oktober 2019, Halle (Saale): Hat das heute noch etwas mit uns zu tun? Wie wirkt Halle bei uns nach? Welche Lehren, welche Konsequenzen ziehen wir daraus? Wir hatten zugesagt, nicht zur Tagesordnung übergehen zu wollen. Ist das gelungen? Tiefe Erschütterung – Suche nach Schuldigen bei der Polizei – Suche nach politisch Verantwortlichen – Suche bei den anderen – Maßnahmen, die deutlich machen, dass der Staat agiert. Allerdings ist es eher eine Reaktion – Warum muss erst etwas passieren?
Suche bei den anderen. Sind wir unserer Verantwortung als Bürger dieses Staates gerecht geworden? Achten wir hinreichend auf die Menschen um uns herum? Interessiert uns, was die Kameradinnen und Kameraden, die Kolleginnen und Kollegen, mit denen wir gemeinsam Dienst leisten, denken? Könnte uns auffallen, wenn da Dinge falsch laufen? Sind wir bereit einzuschreiten, wenn Auffälliges passiert? Oder liegt diese Aufgabe, die Aufgaben des Hinsehens und des Hinhörens, liegt die Verantwortung bei anderen?
Die Mitgliedschaft im DBwV stärkt unsere Durchsetzungskraft im politischen Raum. Sie bietet Platz, Kameradschaft und Kollegialität zu leben und zu erleben. Dazu gehört das Sich-Kümmern, das Interesse füreinander, das Helfen, wenn jemand in Not ist – aber auch das Eingreifen, wenn wir feststellen, dass die Werte, die unseren demokratischen Rechtsstaat ausmachen, so interpretiert und gelebt werden, dass sie sich gegen uns wenden können. Kameradenhilfe heißt auch, ihm oder ihr und anderen Hilfestellung zu geben umzukehren – bis hin zum auch anderenorts auf Beobachtungen hinweisen, damit Hilfe von anderer Seite möglich wird – bevor etwas passiert. Jeder möge sich fragen, ob er hinreichend unterwegs ist, präventiv tätig zu werden, zu agieren, bevor der Staat gezwungen wird, zu reagieren. Denn wir sind mitverantwortlich als Staatsbürger.
Im DBwV agieren wir miteinander unter dem Motto „Gestalten statt verwalten/Gestalten statt reagieren“. So dicht liegen die Dinge beieinander. „Wir alle sind DBwV“, und deshalb ist es unser aller Aufgabe, nicht nur miteinander und füreinander politisch zu agieren, sondern auch einander beizustehen. Wir schauen auf die Gesetzgebungsverfahren. Wir schauen aber auch aufeinander – kameradschaftlich und kollegial. Das kann die Lehre für uns sein aus den Vorfällen in Halle im Oktober 2019.
Das verbindet uns im November in besonderem Maße miteinander, wenn wir dere Toten der Weltkriege und der Opfer von Terror und Gewaltherrschaft gedenken, wenn wir an die Gefallenen der Einsätze und deren Hinterbliebene denken.
Thomas Sohst
Ehrlich nach innen – offensiv nach außen.