Sicherheitsvorsorge erfordert mehr als Abschreckungsfähigkeit
Beim Jahresempfang des Landesverbands im Freistaat Bayern bleibt Sorge um die Verteidigungsfähigkeit Thema in Reden und Gesprächen.
Fürstenfeldbruck. Auch beim diesjährigen Jahresempfang im Freistaat Bayern war nach einem Jahr der Krieg in der Ukraine und dessen geopolitischen Folgen bestimmendes Thema. Vor diesem Hintergrund belege erneut die Teilnahme von nahezu 170 Gästen aus Politik, Bundeswehr und Gesellschaft die hohe Wertschätzung für die Leistungen der Soldaten und für die Arbeit des Deutschen BundeswehrVerbandes, so der stellvertretende Landesvorsitzende, Oberstleutnant a.D. Josef Rauch, bei der Begrüßung der Gäste.
Oberbürgermeister Erich Friedrich Raff blickte mit Dank auf die jahrelange enge Verbundenheit der Bürger mit den in Fürstenfeldbruck stationierten Soldaten zurück. Erstmalig richte der Landesverband Süddeutschland einen Jahresempfang in der Garnisonsstadt aus. Leider sei dies auch mit dem Abschied der Bundeswehr verbunden. Der voranschreitende Rückzug der Bundeswehr aus dem Luftwaffenstandort werde bis 2028 abgeschlossen sein. Auch wenn er dies bedauere, eröffne dies jedoch auch noch Perspektiven, um das so gewonnene Arial für Wohnen, Gewerbe und Wissenschaft umzugestalten.
Soldaten der Bundeswehr genießen großen Rückhalt
In Vertretung von Staatsminister Dr. Florian Herrmann war es Ministerialrat Dr. Johannes Urban, der das traditionell enge Verhältnis im Freistaat Bayern zur Bundeswehr bekräftigte. „Dankbarkeit und Stolz vieler Bürger auf ihre hochmotivierten, leistungsbereiten Soldaten ist kein Lippenbekenntnis!“, versicherte der Referent für Streitkräfteangelegenheiten der Bayerischen Staatskanzlei.
Initiativen der Bayerischen Staatskanzlei helfen u.a. den Host Nation Support und das militärische Bauen der Bundeswehr in Bayern zu verbessern. Bereits mit Kriegsausbruch in der Ukraine habe sich der Freistaat mit einer Initiative im Bundesrat für die Stärkung der Bundeswehr und für das Festhalten am Zwei-Prozent-Ziel eingesetzt. Zudem erfuhren bisher 69 Bürger mit dem Auslandsehrenzeichen des bayerischen Ministerpräsidenten eine vielbeachtete Wertschätzung.
Der Verteidigungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Florian Hahn, begründete die Notwendigkeit der Unterstützung der Ukraine mit dem Großmachtstreben Russlands mit einhergehender Gefährdung der Sicherheitsarchitektur in der Welt. Wenngleich der Bundeskanzler mit der Zeitenwende schnell auf die neuen Herausforderung reagierte, beklagte Hahn deren zögerliche Umsetzung und die Unterfinanzierung der Bundeswehr. Ausdrücklich lobte der MdB angesichts der schwierigen Lage der Bundeswehr die hohe Leistungsbereitschaft der Soldaten.
Die Ausrichtung auf LV/BV fordere Sicherheitsvorsorge neu zu betrachten, so der Kommandeur Landeskommando Bayern, Brigadegeneral Thomas Hambach. Es brauche dafür eine Stärkung der territorialen Verteidigung durch Ausbau der Heimatschutzkräfte. Auch die Zivil-Militärische Zusammenarbeit erfahre einen Wandel hin zu mehr zivile Unterstützung für militärische Aufgaben. Der Heimatschutz müsse mit einer wirksamen Reserve gestärkt werden. Dank sprach Hambacher dem DBwV aus, der eine starke Stimme für die Interessen der Soldaten sei.
Künftige Sicherheitsvorsorge erfordert Abschreckungsfähigkeit und eine resiliente Gesellschaft
Bundesvorsitzender Oberst André Wüstner nahm Zeitenwende und den ungewissen Kriegsausgang in der Ukraine in den Blick. Die Unterstützungsleistungen für die Ukraine sind nicht gering und sollten auch nicht klein geredet werden. Es bleibe dennoch ungewiss, ob dies ausreichend sein werden. Wüstner erwartet eine lange Zeit der Bedrohungen, in der Abschreckungsfähigkeit gebraucht werde. Deshalb müsse Deutschland schnellstmöglich den Zielkonflikt auflösen zwischen der Abgabe von Gerät und Munition einerseits und anderseits dem notwendigen Aufwuchs der Bundeswehr.
Logistisch bedeute dies: „Wir müssen beschleunigen!“, nicht nur bei der Beschaffung, sondern auch im Aufbau von Rüstungskapazitäten. Es brauche ein anderes Verständnis von Rüstung und Beschaffung. Er sehe, dass der neue Verteidigungsminister dies klar kommuniziere und erste richtige Impulse setze. „Was Politik bestellt, muss auch bezahlt werden!“ Dazu gehöre, die Bundeswehr finanziell nachhaltig aufzustellen. Realistisch seien dafür ca. 300 Mrd. Euro auf einer Zeitachse bis 2030 aus militärischer Sicht bereitzustellen.
Sicherheitsvorsorge beschränke sich nicht allein auf Abschreckung. Es müsse ebenso mehr für die Resilienz der Gesellschaft getan werden. Deshalb unterstütze der DBwV den Vorschlag des Bundespräsidenten einer wie auch immer gearteten Dienstpflicht für die Gesellschaft und führe mit klaren Positionen seit langem diese Diskussionen.
Schlusswort des Landesvorsitzenden bei seinem letzten Jahresempfang im Landesverband
In seinem Schlusswort bei seinem letzten Jahresempfang bedankte sich Stabsfeldwebel a.D. Gerhard Stärk mit einem Rückblick auf über 17 Jahre intensive Arbeit als Landesvorsitzender bei den anwesenden Politikern und Soldaten.
Vieles an Verbesserungen für die Soldaten und die Bundeswehr wäre ohne dies Unterstützung nicht möglich gewesen. Das beherrschende Thema „Krieg in der Ukraine“ mit den politischen, militärischen und humanitären Folgen habe jedoch deutlich gemacht, dass weitere Herausforderungen für ein Leben in Frieden und Freiheit zu bewältigen seien, bei deren Bewältigung sich der BundeswehrVerband einbringen werde.
Musikalisch umrahmt wurde der Jahresempfang einmal mehr vom exzellent aufspielenden Holzbläserquintett des Gebirgsmusikkorps aus Garmisch-Partenkirchen, welches mit der Bayerischen Hymne und der Nationalhymne ebenso traditionell den Endpunkt der Veranstaltung setzte.