21.03.2016
DIETER LÜCKE UND HORST KÖNIG

„Steinbruch zur Sanierung des Bundeshaushaltes“

Vorsitzender des Bundeswehrverbandes zu Gast im Eichsfeld – Rede bei Treffen der Kameradschaft Ehemaliger, Reservisten und Hinterbliebener der Bundeswehr

Leinefelde-Worbis. In der 26-jährigen Geschichte der Kameradschaft Ehemaliger, Reservisten und Hinterbliebener (KERH) Eichsfeldkreis Leinefelde-Worbis des Deutschen BundeswehrVerbandes (DBwV) besuchte jetzt erstmals der Bundesvorsitzende dieser Interessensorganisation der Soldaten, Reservisten, Zivilbeschäftigten, Familienangehörigen und Hinterbliebenen der Bundeswehr das Eichsfeld: Oberstleutnant André Wüstner sprach vor Verbandsvertretern nicht aus dem Eichsfeld, sondern auch der Kyffhäuser- und der Harzregion über die veränderten Aufgaben der Bundeswehr sowie die 60-jährige Verbandsgeschichte und Arbeit der „Soldaten-Gewerkschaft“.

Zu dem Treffen in der Obereichsfeldhalle konnte Wolfgang Oswald, der Vorsitzende der KERH Eichsfeldkreis Leinefelde-Worbis, auch den Chef des Landesverbandes Ost der Ehemaligen, Reservisten und Hinterbliebenen, Joachim Wohlfeld (Leipzig), begrüßen.

„Wenn Sicherheitspolitik Konjunktur hat, dann ist das kein gutes Zeichen“ beschrieb Bundesvorsitzender André Wüstner die aktuelle Sicherheitslage und erinnerte an den radikalen Umbau der Bundeswehr nach der Wiedervereinigung. Die Bundeswehr sei in Folge der „gefühlten Stabilität und Sicherheit“ in Deutschland in der Jahren nach dem Mauerfall über Jahre zum „Steinbruch“ zur Sanierung des Bundeshaushaltes geworden und habe sich durch den drastischen Personalabbau, die „schnelle und geräuschlose Aussetzung der Wehrpflicht“ und die Neuausrichtung im Zuge der immer noch andauernden Strukturreform so gewaltig verändert, dass sie nun durch die Auslandseinsätze und zusätzliche Aufgaben plötzlich mit erheblichen Problemen zu kämpfen habe.

Durch die Auswirkungen der Russland-Ukraine-Krise komme nun die Sicherheitsarchitektur in Europa auf den Prüfstand, sodass sich die Nato ernsthafte Gedanken über die Bündnisverteidigung machen müsse, denn durch das militärische Abspecken gebe es in einigen Ländern nur noch „Bonsai-Armeen“. Durch die Politik Russlands stehe das Nato-Bündnis vor wachsenden Problemen, und die würden noch verstärkt etwa durch den Krieg in Syrien, die instabilen Verhältnisse in anderen arabischen Ländern und die daraus folgenden Flüchtlingsströme. Der Bundeswehrverband habe frühzeitig und immer wieder auf Probleme und Folgen dieser Entwicklung hingewiesen.

Während der DBwV-Informationsveranstaltung in Leinefelde sorgten vor allem die Probleme zwischen Russland und dem Westen für reichlich Diskussionsstoff, wobei aber immer wieder die diplomatische Wege der Verständigung angemahnt wurden. Der Eichsfeld-Vorsitzende Wolfgang Oswald hat erst jüngst in einem „Brand-Brief“ an die Verbandsspitze seine Sorge um die wieder aufkeimende Nukleardebatte zum Ausdruck gebracht.

Ernüchternd blieb am Ende des Verbandstreffens in Leinefelde die Erkenntnis, dass durch Interessenskonflikte in Europa und das erklärte Sicherheitsbedürfnis einiger Länder derzeit „Frieden schaffen ohne Waffen“ nicht funktioniere, sondern eine „Sicherheitsarchitektur“ gebraucht werde, bei der bedingt personell und technisch und damit auch finanziell nachgerüstet werden müsse.

Quelle: Thüringische Landeszeitung