Quakenbrück: Pauschalurteile nicht vergessen
Zu einer Informationstagung auf Bezirksebene trafen sich Mandatsträger aus Niedersachsen West in Quakenbrück (Landkreis Osnabrück). Oberstabsfeldwebel Peter Strauß begrüßte als Bezirksvorsitzender 6 dazu Oberstleutnant Andreas Brandes, der den Teilnehmer seine Sicht der Dinge erläuterte. Der Landesvorsitzender Nord fand wie gewohnt klare Worte zum Zustand der Bundeswehr sowie zum Umgang mit den die Streitkräfte betreffenden realen und angeblichen Skandalen.
Trend gestoppt
Brandes gab zunächst bekannt, dass der Abwärtstrend in der Mitgliederzahl des DBwV gestoppt werden konnte und im Mai 2017 die 200.000er Marke wieder überschritten wurde. Dass es in seinem Landesverband Nord seit Jahren aufwärts geht, dafür dankte der Stabsoffizier seinem Team Nord aus haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern. Als einen seiner Schwerpunkte der nächsten Zeit nannte der Landesvorsitzende die durch Versetzung von Dienstposteninhabern regelmäßig erforderlichen Gespräche mit Kommandeuren und Dienststellenleitern.
Durch die Vorwürfe Führungsschwäche, Haltungsprobleme, Rechtsradikales Netzwerk usw. sieht Brandes das Vertrauen in die Ministerin mehr als erschüttert. Allein der Begriff „Säuberung“ für die Durchsuchung der Kasernen ist nach seiner Ansicht „völlig daneben“, denn dieses Wort steht für unmenschliche Vorgänge aus übelsten Zeiten unter der Verantwortung verbrecherischer Regime. Diese Ausführungen von Brandes stießen bei seinen Zuhörern auf volle Zustimmung. Die Ansichten der Teilnehmer zu diesen Vorgängen wurden im Laufe des Tages später noch einmal deutlich.
In der Artland-Kaserne stand auch der Bericht des Bezirksvorsitzenden auf dem Programm. Weitere Themen waren der von einem Konsortium der Versicherungsgesellschaften mit der Bundeswehr 1962 abgeschlossene Rahmenvertrag sowie das Angebot Vorsorgedatenbank. Insgesamt ein umfassendes Informationsangebot, sowohl für die aktiven Soldaten wie auch für die Vertreter der Ehemaligen, Hinterbliebenen und Reservisten.
Kritik an Pauschalurteilen
Strauß regte durch seinen Bericht zwei offene Aussprachen an. So zu einer möglichen Beitragsanpassung des Verbandes, über die intensiv diskutiert wurde, jedoch ohne sich auf ein Ergebnis festzulegen. „Über Kameradschaft muss nicht gesprochen, sie muss gelebt werden“, war anschließend eine der Aussagen über die jüngsten Vorgänge in der Bundeswehr und deren Tradition.
Dabei wurde erneut offenbar, dass die negativen Äußerungen der Verteidigungsministerin über die Streitkräfte, trotz heftigen Zurückruderns, nicht vergessen sind. Unter den Teilnehmern war großer Unmut darüber spürbar, wie die Gesamtheit der Soldatinnen und Soldaten von der Inhaberin der Befehls- und Kommandogewalt pauschal bewertet wurde. Innere Führung, so die Erkenntnis, sollte von der politischen Führung nicht nur verordnet, sondern von ihr auch vorgelebt werden. Daran mangelt es nach Ansicht der Teilnehmer jedoch ganz erheblich.
Der Vorsitzende der selbstständigen Truppenkameradschaft Quakenbrück, Stabsfeldwebel Martin Mellentin, hatte zur Tagung einen einstündigen Blick über den Tellerrand hinaus organisiert. So konnten sich die Mandatsträger unter seiner Führung über das örtliche Versorgungs- und Instandhaltungs-Zentrum Sanitätsmaterial informieren. Ein Angebot, das von den Teilnehmern gerne und mit großem Interesse wahrgenommen wurde.
Strauß nahm die Tagung zum Anlass, zwei Kameraden für ihre Treue zum Verband auszuzeichnen. Flottenapotheker Wilfried Fellmann erhielt nach seinem Grußwort durch ihn Urkunde und Nadel für 40-jährige Mitgliedschaft, Oberstleutnant Harald Mauritz wurde für 25 Jahre geehrt.