Bremerhaven: In den Abgrund und zurück?
Auf seiner Nordreise besuchte der Bundesvorsitzende Bremerhaven und nahm am Standorttag an der Marineoperationsschule (MOS) teil. In mehreren Gesprächsrunden suchte Oberstleutnant André Wüstner den Gedankenaustausch mit den Kommandeuren, Spießen und Mitgliedern. In seiner Grundsatzrede „In den Abgrund und zurück“ befasste er sich mit dem Zustand der Bundeswehr sowie den sicherheits- und verteidigungspolitischen Aspekten in einer veränderten Welt.
Als Ziele seiner mehrtägigen Reise nannte Wüstner den persönlichen Austausch mit der Basis des Verbandes sowie die Information der Mitglieder aus erster Hand: „Diese Besuche sind unverzichtbar, denn nur so können im direkten Gespräch Sorgen und Probleme aufgenommen werden.“ Dafür nahm sich der Bundesvorsitzende auch an der MOS viel Zeit. Er skizzierte in schonungsloser Offenheit die vielen Fehlentwicklungen in der Bundeswehr und stellte sich in mehreren Runden der Diskussion.
Verbesserungen und Ungerechtigkeiten
Dabei wurden unter anderem die Maßnahmen für die Verbesserung der Attraktivität des Dienstes in den deutschen Streitkräften erörtert, durch die es für lebensältere Soldaten zu laufbahnrechtlichen und finanziellen Ungerechtigkeiten kommen kann. Der Bundesvorsitzende stellte dazu fest, „dass die Politik die Bestandssoldaten nicht vergessen darf“ und äußerte darüber hinaus die Vermutung, dass man sich an verantwortlicher Stelle wohl nicht immer über die Auswirkungen von Entscheidungen im Klaren ist.
In seiner Grundsatzrede erläuterte Wüstner, dass der Verband die Interessen seiner Mitglieder und aller Angehörigen der Bundeswehr der Politik nahebringt: „Wir formulieren Forderungen und vermitteln sie den Parteien und Entscheidungsträgern. Nur so kann es gelingen, Dinge festzuschreiben und Lösungen auf den Weg zu bringen.“ Der Bundesvorsitzende verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass es gelungen ist, zu vielen wichtigen Beteiligten ein Vertrauensverhältnis herzustellen.
„Wir müssen aber auch Spitzenpolitiker mit der Nase auf das stoßen, was in der Bundeswehr nicht richtig läuft“, so der Oberstleutnant. „Wir hören nach Jahrzehnten des Abbaus seit zwei, drei Jahren von Trendwenden beim Personal und Material. Die Frage ist, ob es die Politik schafft, diese zu erreichen. Wir werden als DBwV den Prozess kritisch verfolgen und begleiten, Vorschläge machen und die aus unserer Sicht notwendigen Maßnahmen einfordern.“
Information und Werbung
Für Oberstleutnant Jörg Struckmeier haben Standorttage wie der in Bremerhaven hohen Stellenwert. Der Vorsitzende des Berzirks 3 (Jade/Weser), der Niedersachsen Nord und die Hansestadt Bremen umfasst, erläutert dies so: „Bei solchen Veranstaltungen kann man den ganzen Standort vom Mannschaftssoldaten bis zum Kommandeur mobilisieren. Dies geschieht von der Planung bis zur Durchführung, mit Gesprächsrunden, Vorträgen und Gesprächen.“
Der Bezirksvorsitzende weiter: „Diese Tage dienen der Information von Mitgliedern und Multiplikatoren aus dem militärischen und zivilen Umfeld sowie der Mitgliederwerbung. In Zusammenarbeit mit den Medien besteht darüber hinaus die Möglichkeit, Vor- und Nachteile eines Standortes zu thematisieren und Probleme zu benennen. Für Mitglieder und Gäste besteht bei solchen Gelegenheiten die Möglichkeit, den Bundesvorsitzenden sowie den einen oder anderen Politiker live zu erleben.“
Fregattenkapitän Sven Suborg zeigte sich als Vorsitzender der Standortkameradschaft Bremerhaven abschließend mit „seiner“ Veranstaltung zufrieden: „Sie ist vergleichsweise sehr gut angenommen worden. Der Besuch des Bundesvorsitzenden hier bei uns war eine wesentliche Bereicherung, er hat über die Angehörigen des Verbandes hinaus Interesse geweckt.“ Unabhängig davon wird im nächsten Jahr laut Suborg wieder eine ähnliche Veranstaltung der Standortkameradschaft stattfinden.