Hauptman a.D. Greiffendorf (r.) und der EUROMIL-Präsident Emmanuel Jacob aus Belgien. Foto: DBwV/Hahn

29.04.2022
Karl-Uwe Hahn

Europäischer Zusammenhalt

Im slowakischen Trencín trafen sich EUROMIL-Mitglieder und diskutierten rund zwei Monate nachdem russischen Angriff auf die Ukraine über den Zustand und die Bedingungen in den Streitkräften in Europa. Neben den Berichten der einzelnen Mitgliedsorganisationen, sprach der DBwV mit den befreundeten Organisationen auch über die Rolle der europäischen Streitkräfte.

Die Delegation des Deutschen BundeswehrVerbandes unter der Leitung von Hauptmann a.D. Jörg Greiffendorf besuchte Ende April 2022 auf Einladung des slowakischen Soldatenbundes die 125. Sitzung der European Organisation of Military Associations and Trade Unions (EUROMIL). Der DBwV ist eines der Gründungsmitglieder, der Organisation, die sich in Europa für die Belange der Menschen in den Streitkräften einsetzt. Über 30 Interessensvertretungen aus 22 Europäischen Ländern sind unter dem Dach der Interessenvertretung organisiert. Treffen, wie das jüngste in Trencín, nutzen die die einzelnen Organisationen dafür, um über die aktuelle nationale Lage zu berichten und zukünftige Arbeitsfelder abzustimmen.

Auf die Frage, warum diese Sitzungen wichtig sind, antwortete Jörg Greiffendorf: „Nach der Umstellung der Satzung von EUROMIL vor dieser 125. Sitzung ist dieses Zusammentreffen keine Präsidiumssitzung mehr, sondern hat das Format einer General Assembly.“ Er berichtete weiter, dass die Abläufe optimiert wurden und evaluiert werden. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Aufnahme einer italienischen Vereinigung, die sich nach Änderung der dortigen Gesetze als Vertretung der Militärverbände gegründet hat. „Das ist ein Quantensprung, wenn man die Situation in Italien über die letzten zehn Jahre verfolgt hat“, betont Greiffendorf und hob hervor, wie wichtig es ist für soziale Gerechtigkeit zu kämpfen.

In einem Vortrag über die slowakischen Streitkräfte ging ein Vertreter des Verteidigungsministeriums genau auf die sozialen Einflüsse für das Personal in den Streitkräften ein. Dabei hob er hervor, dass attraktive dienstliche Rahmenbedingungen nicht nur ein positiver Werbeeffekt ist, sondern die Soldatinnen und Soldaten ihre Aufgaben motivierter bewältigen.  

„Sind die Nationalitäten auch unterschiedlich, die sozialen Herausforderungen und Arbeitsfelder sind überall gleich“, sagt Hauptmann a.D. und Stabshauptmann d.R. Albrecht Kiesner am Rande der Sitzung im Gespräch mit anderen Präsidiumsmitgliedern. Dabei betonte er, dass auf den jeweils gleichen Nennern aufgesetzt werden muss, um Verbesserungen für alle europäischen Streitkräften zu erreichen.

Gemeinsame Bedingungen

Auch die vom deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz ausgerufene Zeitenwende und die Aufnahme weiterer skandinavischer Länder in die Nato wurden von den anderen Organisationen aufgegriffen. Das strategische Konzept innerhalb von Europa, wenn es um Aus- und Aufrüstung der Streitkräfte geht, gewinnt aus Sicht der Teilnehmer immer mehr an Bedeutung. Der Ruf nach einer Europäische Verteidigungsstrategie wird durch den Ukraine-Krieg deutlicher.

Dass dies ein wichtiger und zugleich schwieriger Weg ist, zeigt Oberstabsfeldwebel Karl-Uwe Hahn auf, wenn er sagt, „dass nicht nur die Strukturen in den europäischen Streitkräften unterschiedlich sind, sondern auch die in den jeweiligen nationalen Interessensvertretungen“. Aus seiner Sicht zeigt der aktuelle Krieg in Europa jedoch auf, wie wichtig eine koordinierte Sicherheits- und Verteidigungspolitik in Europa ist. „Neben einer gemeinsamen Strategie, sind einheitliche Bedingungen für die militärischen Kräfte und das Gesamtgefüge wichtig“, so Hahn.

„Einheitliche soziale Bedingungen in den europäischen Streitkräften zu formulieren, wird neben den Fragen der nationalen Souveränität, einer der wichtigsten Herausforderungen auf dem Weg zu einer effizienten europäischen Verteidigungsunion“, fasst Stabsfeldwebel a.D. Karl-Heinz Bög zusammen.

Ein Thema, das in den letzten 50 Jahren mit einer solchen Bedeutung kaum diskutiert wurde, wie nachdem Beginn des Ukrainekrieg und der damit verbundenen „Zeitenwende“. 

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