Auf das Feedback der Teilnehmer gespannt: Oberstabsfeldwebel a.D. Thomas Bielenberg (2. v.r.), Beauftragter für Ansprechpartner im Einsatz Foto: DBwV/Hepner

Auf das Feedback der Teilnehmer gespannt: Oberstabsfeldwebel a.D. Thomas Bielenberg (2. v.r.), Beauftragter für Ansprechpartner im Einsatz Foto: DBwV/Hepner

13.04.2018
ch

Transport der Truppe in den Einsatz bleibt ein großes Thema

Mitte April hieß es erneut: Einsatzarmee Bundeswehr – Einsatzerfahrung trifft Politik und Gesellschaft. Mehr als 20 Ansprechpartner des DBwV im Auslandseinsatz berichteten über ihre Zeit fern der Heimat. Übergreifendes Thema der aus dem Einsatz zurückgekehrten Ansprechpartner des DBwV war erneut der Transport der Truppe.

Wir bereits bei der Pilotveranstaltung im November 2017 (siehe Magazin 12/2017, Seite 28) gab es zahlreiche Erlebnisberichte von verspätetem Lufttransport ins Einsatzland und zurück, von tagelangem Festsitzen in Köln-Wahn oder gar wochenlangem Warten auf die Ablösung im Einsatz. Verständlich, dass dies nicht nur für die Bundeswehrsoldaten ein großes Problem ist, sondern ebenso für die Angehörigen, die deren Heimkehr erwarten.

Gründe für die Verspätungen sind häufig defekte oder nicht verfügbare Maschinen sowie enge Vorschriften für die Nutzung von Commercial-Flügen. Diese Gründe lassen sich für die Soldaten jedoch nur schlecht nachvollziehen, wenn, wie ein Ansprechpartner berichtete, der A310 zum Kontingentwechsel nicht fliege, in der Vorweihnachtszeit und damit der Hauptbesuchszeit von Politikern im Einsatz jedoch schon. Zu Recht fragte er: Ist das Fürsorge?

Hans-Peter Bartels, Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestags, bestätigte, dass sich die Situation beim Transport der Truppe aus und in den Einsatz deutlich verschlechtert habe. „Im Prinzip müsste die Bundeswehr überall hin Shuttleflüge anbieten, wie das früher für Afghanistan der Fall war“, so Bartels. Oberstabsfeldwebel S., 9. deutsches Einsatzkontingent Ausbildung Nordirak, berichtete von der Hilflosigkeit der Streitkräfte nach dem Referendum, da alles auf Commercial abgestützt gewesen sei.

Ein anderer Ansprechpartner erzählte von Kameraden, die in der Türkei gestrandet seien – natürlich in Uniform. Hauptmann Michael Scholz, Vorsitzender Luftwaffe im DBwV, konnte nur bedingt Hoffnung machen. So laufe derzeit eine Ausschreibung für einen zivilen Anbieter von Flügen nach Mali. Für Afghanistan hingegen sei keine Lösung in Sicht, da hier die Vorgabe des geschützten Lufttransports gelte. Auch auf fehlendes Material und Personal in den Auslandseinsätzen machten die Ansprechpartner aufmerksam.

So informierte Hauptmann S. darüber, dass für enhanced Forward Presence in Litauen unter anderem das „rote“ IT-Netz für die Verschlüsselung geheimer Daten nicht verfügbar gewesen sei. Zudem sei für das im Einsatz benötigte Material die komplette Division zu Hause leergeräumt worden. Für Hauptmann M. war beim 4. deutschen Einsatzkontingent MINUSMA in Gao der Fachkräftemangel im IT-Bereich besonders spürbar, hier fehlte es insbesondere an Server-Experten.

Hans-Peter Bartels bezeichnet das Jahr 2014 als die Wasserscheide, bis dahin sei alles verkleinert worden. Jetzt müsse mehr Geld her! Für die anstehenden Beratungen zum Haushaltsplan wolle Bartels folgenden Vorschlag einbringen: Neben dem großen Plan A – Vollausstattung bis 2035 – solle auch ein kleinerer Plan B angedacht werden. Dabei sollten Beschaffungsvorhaben identifiziert werden, die vorgezogen werden könnten, um die Trendwenden in der Truppe spürbar zu machen.

Fritz Felgentreu, verteidigungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag, bestätigte, dass sich in der Politik die Erkenntnis breitmache, „dass es notwendig ist, durch konsequente Schritte auf die Vollausstattung der Bundeswehr zuzugehen.“ Die SPD als Koalitionspartner wolle am Ende der Legislaturperiode sagen können: Es hat sich spürbar etwas verändert. Probleme bei der Ausstattung notierte sich Felgentreu ebenso wie Hinweise zu fehlenden Investitionen in die Infrastruktur, beispielsweise in Masar-e-Sharif. Stabsfeldwebel K., 10. deutsches Einsatzkontingent Resolute Support, berichtete, dass in die dortigen Shelteranlagen infolge der jeweils nur zwölfmonatigen Mandatsverlängerungen nicht mehr investiert werde.

Der Abgeordnete Felgentreu betonte auch, wie wichtig die direkten Rückmeldungen der Ansprechpartner im Einsatz für Parlamentarier wie ihn seien. Diese Informationen aus erster Hand seien für Diskussionen im Bundestag von großer Bedeutung, vor allem, wenn es um die Entscheidung gehe, ob die Verlängerung oder Ausweitung eines Einsatzes zu verantworten sei. Die Suche nach neuen Einsätzen werde von der SPD in jedem Fall äußerst kritisch gesehen.

Weitere Berichte der Ansprechpartner des DBwV aus ihren Einsätzen handelten unter anderem von unterschiedlicher persönlicher Ausrüstung wie teilweise fehlender Winterbekleidung, schlechter Versorgung mit Ersatzteilen und fehlenden Verfahren für eine gute multinationale Zusammenarbeit. Ein Ansprechpartner bei enhanced Forward Presence Litauen schilderte, dass die Bundeswehr auch nach zehn Jahren Auslandseinsätzen noch immer nicht aus den Erfahrungen gelernt habe. Stattdessen habe man den Aufbau eines Feldlagers wieder völlig neu erfunden. Zudem habe es ein Kompetenzgerangel zwischen Einsatzführungskommando und Kommando Heer gegeben. Der Hauptmann: „Der BundeswehrVerband war zuverlässig für uns da. Wenn ich das nur auch vom Ministerium und vom Einsatzführungskommando sagen könnte...“

Das viel zu spät unterzeichnete Stationierungsabkommen mit Jordanien hat die Kameraden von Stabsfeldwebel S., Operation „Counter Daesh“ Al-Asrak, enttäuscht. So habe die Feldpostversorgung vor Weihnachten nicht funktioniert, da alles beim jordanischen Zoll festhing. „Das hätte alles vor Beginn des Einsatz geregelt werden müssen“, so S.. Die große Bedeutung der Feldpost für die Soldaten im Einsatz bestätigten auch die Ansprechpartner von MINUSMA in Niamey und Resolute Support in Kabul. So hatte die Feldpost in Niamey eine Laufzeit von bis zu vier Wochen, und in Kabul seien die Briefe regelmäßig geöffnet sowie den Päckchen Dinge entnommen worden. Einen Marketender habe es in Niamey noch gar nicht gegeben.

Auch in Gao sei die Betreuung durch die Übergabe an die Niederländer weggebrochen, wie Hauptmann M. berichtete. Hier sei aber der DBwV mit der Zusendung von mehr Paketen und der Ausrichtung kleiner Veranstaltungen in die Bresche gesprungen.

Die von der Karl-Theodor-Molinari-Stiftung (KTMS), dem Bildungsträger des DBwV, durchgeführte Tagung mit Ansprechpartnern findet zweimal jährlich statt. Als Rahmenprogramm besuchten die Teilnehmer diesmal den Bundestag sowie den „Wald der Erinnerung“ in Potsdam und erkundeten die Hauptstadt vom Ausflugsboot aus. Für den Beauftragten für Ansprechpartner im Einsatz, Oberstabsfeldwebel a.D. Thomas Bielenberg, ist dieses dreitägige Seminar ein wichtiges Feedback für die Verbandsarbeit, aber auch ein kleines Dankeschön für das Engagement der Kameraden.

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