01.11.2016

Standort Wilhelmshaven – wichtig in vielerlei Hinsicht

Auf dem Weg von der Kommandeur-Tagung des Landesverbands Nord zu einem Vortrag bei der GSP in Lippstadt, hat der Bundesvorsitzende, Oberstleutnant André Wüstner, vergangene Woche auch einen Halt bei Brigadegeneral Michael Vetter im Logistikzentrum der Bundeswehr (LogZBw) sowie der Einsatzflottille 2 bei Flottillenadmiral Christoph Müller-Meinhard in Wilhelmshaven eingelegt.

Stabsbootsmann Rudi Haardt, Vorsitzender der Truka aus dem Marineunterstützungskommando (MUKdo), führte mit Oberstleutnant Ulrich Garde, TruKa-Vorsitzender des LogZBw, in die Veranstaltung ein, bevor Wüstner zu rund 200 Mitgliedern aus allen Truppenkameradschaften des Standortes sprach: „Die Motivation in der Truppe ist enorm, auch wenn uns die Mangelverwaltung nach wie vor Nerven kostet. Schaut man auf die Bundeswehr in ihrer Gesamtheit, dann greifen nicht alle Zahnräder reibungslos ineinander.“

Bei der jüngsten großen Reform habe die Bundeswehr in den vergangenen Jahren Führung, Struktur und Prozesse nahezu gleichzeitig und während des laufenden Betriebs umbauen müssen: „Für einen großen Wirtschaftsbetrieb undenkbar, aber für die Bundeswehr politisch so gewollt – dadurch ergaben sich entsprechend viele Fehler“, sagte Wüstner.

Parallel zur Reform-Umsetzung habe die Zahl der internationalen Einsätze ebenso zugenommen wie die der sicherheitspolitischen Brennpunkte – Stichwort „ring of fire“. Inzwischen habe das Verteidigungsministerium auf diese Realitäten reagiert und die Abkehr vom „Sparen um jeden Preis“ eingeleitet. Für Personalumfang, Materialbeschaffung und Finanzierung der Streitkräfte zeige der Pfeil wieder nach oben. Wüstner betonte: „Man muss von der Leyen schon auch Respekt zollen, dass sie die verschiedene Trendwenden auf den Weg gebracht hat. Problematisch ist, dass diese nun eingeleiteten Maßnahmen einen langen Atem benötigen.“

Daher hätten Regierung und Parlament bis zur Bundestagswahl 2017 noch einige Herausforderungen zu meistern. Eines der dringendsten Themen sei die Soldatenarbeitszeitverordnung (SAZV). Das wurde durch rege Beteiligung auch in der anschließenden Fragerunde deutlich: „Nicht nur in der Marine sind hier noch einige Anpassungen nötig, um die SAZV endlich auf Erfolgskurs zu bringen“, sagte Wüstner.

Auch beim Thema Umzugskostenvergütung oder Trennungsgeld werde dieser Tage politisch um eine Lösung gerungen, sagte der DBwV-Bundesvorsitzende: Die Bundeswehr ist eine Pendlerarmee, rund 70 Prozent der Soldaten pendeln zwischen Dienst- und Wohnort. Das uneingeschränkte Wahlrecht zwischen Trennungsgeld und Umzugskostenvergütung steht deshalb für die Betroffenen ganz oben auf der Prioritätenliste. „Sagen Sie den Politikern in Berlin, ohne die Wahlfreiheit können sie sich ihren Nachwuchs künftig abschminken“, warf ein Stabsbootsmann aus dem Plenum ein.

Nur wenn die Attraktivität stimme, könne die Personalgewinnung für die Bundeswehr erfolgreich sein, und das sei für eine Freiwilligenarmee von elementarer Bedeutung. Über 50 Prozent der Deutschen wünschten laut Umfragen eine Stärkung der Bundeswehr, so André Wüstner. Nun gilt es, die Parteien auf diesem Weg mitzunehmen und der aktuellen wie auch einer zukünftigen Bundesregierung Mut für eine nachhaltige, absolut notwendige Stärkung der Bundeswehr zu machen. Dabei kommt den Staatsbürgern mit und ohne Uniform eine besondere Bedeutung zu. „Wir sind wesentlicher Teil der sicherheitspolitischen Community in diesem Land – und müssen immer wieder in eigener Sache aktiv werden. Sonst macht das niemand. Wir haben in Zeiten der Finanzkrise und einer friedlicheren Welt besser als heute verstanden, warum es manchen Einschnitt bedurfte. Jetzt sieht die Welt leider ganz anders aus, und es muss wieder in die sicherheitspolitischen Instrumente investiert werden“, stellte der Bundesvorsitzende fest.

Einige Fragen kamen auch aus den Reihen der Logistiker. So war nicht klar, ob die fast abgeschlossene Umgliederung der Depotlandschaft noch zu den Herausforderungen nach den jüngsten Beschlüssen der Nato passe. Einmal verlorene Fähigkeiten und Lagerungsmöglichkeiten bekäme man nicht zurück. Und auch die Munitionsbevorratung sollte dringend untersucht werden. Diese Themen standen in den Gesprächen mit General Vetter ohnehin auf der Agenda. Die sich durch die Nato-Pläne für eine Stärkung des Bündnisses im baltischen Raum entwickelnde logistische Drehscheibe Deutschland wird durch die Fachleute in dieser SKB - Dienststelle in Wilhelmshaven wesentlich mit geprägt.

Der gesamte Tag untermauerte wieder, wie wichtig der persönliche Austausch ist. „Der Verband wurde erneut erlebbar. Neben dem Wirken des Vorsitzenden der SKB im Bundesvorstand , Hauptmann Jörg Greiffendorf (aus Wilhelmshaven), ist es dennoch gut, von Zeit zu Zeit mit der Spitze des Verbandes im Austausch zu stehen. „Dabei lernen alle dazu“, so ein Oberstabsfeldwebel am Rande der Veranstaltung. Für den Bundesvorsitzenden sind die Besuche in der Truppe neben der politischen Arbeit in Berlin von wesentlicher Bedeutung. Wissen was bewegt, Defizite erkennen, Lösungsvorschläge Dienstgrad-unabhängig mit den Menschen aus der Bundeswehr erarbeiten, den Finger in die Wunde legen, Heilungsprozesse auslösen – das ist die Stärke des DBwV. Wüstner: „Ob bei der Marine oder den Logistikern – der DBwV ist hoch anerkannt. Wir sind eben anders als viele andere, wir sind ein lebendiger Organismus, lösungsorientiert und haben Mensch und Einsatzbereitschaft der Bundeswehr gleichermaßen im Blick. So, wie es die Mitglieder von uns erwarten.“