03.08.2016
fh

Geschichten, die Geschichte schrieben

 

Geschichte(n) erzählen – das können sie: Beim vom DBwV-Bildungswerk ausgerichteten Zeitzeugenforum gaben Männer und Frauen, die den Verband maßgeblich prägten, tiefe Einblicke in dessen Historie und die der Bundeswehr. Sie nahmen das Auditorium in Berlin mit auf eine schillernde Zeitreise durch die vergangenen 60 Jahre.

Launig moderierte Martin Michels, langjähriger Schatzmeister und Urgestein des DBwV, die Gesprächsrunden. Zunächst ging es um die Anfänge des Verbandes. Und die waren chaotisch, wie Gertraud Wistorf erzählte, die erste Angestellte des DBwV: Kein Geld, keine Infrastruktur, alles musste zunächst „auf Pump“ besorgt werden. „Aber der Enthusiasmus der Ehren- und Hauptamtlichen hat den Verband stark gemacht“, sagte Wistorf. Hermann Giesen, langjähriger Syndikus und Abteilungsleiter, skizzierte die Anfänge der politischen Arbeit: die Emanzipation als Interessenvertretung, die Organisation der Gremien, die ersten Kontakte zur militärischen und politischen Führung.

 

Wie umstritten das Engagement des Verbandes für die NVA-Soldaten war, beschrieb Bernhard Gertz, langjähriger Bundesvorsitzender des DBwV: „Einige böse Kommentare hat es gegeben.“ Aber die Entscheidung, allen Mitgliedern des DBwV-Pendants VBS (Verband der Berufssoldaten) die Mitgliedschaft im DBwV anzubieten, sei richtig gewesen, so Gertz. Ökonomische Engpässe, politische Zerrissenheit und Orientierungslosigkeit – das waren die Belastungen, mit denen sich die NVA-Soldaten konfrontiert sahen, ergänzte Horst Kirchhübel, langjähriger Landesgeschäftsführer Ost. Karl „Charly“ Heid, früherer Landesvorsitzender, half damals dabei, die neuen Landesverbände des DBwV im Osten zu gründen. „Wir sind später Freunde geworden.“, beschrieb Heid die ersten Begegnungen mit den früheren NVA-Soldaten.

Wie der Verband die Einsätze begleitete, schilderte der frühere Bundesvorsitzende Ulrich Kirsch. „Was mich am meisten umtrieb, war die Unehrlichkeit, mit der die Politik die Einsätze beurteilte.“ Nur der Verband habe die ISAF-Mission schon früh Krieg genannt, sagte Kirsch. Anfangs zeigte sich, dass die Ausrüstung der Bundeswehr oft nicht für die Einsatzaufgaben geeignet war. Bei der Vernichtung der Chemiewaffen im Irak Anfang der 90er Jahre ordnete Jürgen Meinberg, langjähriges Bundesvorstandsmitglied des DBwV und damals Hubschrauberpilot, die Verwendung von britischen Schutzanzügen an. „Anders hätten die Männer den Auftrag nicht bewältigen können“, blickte Meinberg zurück.

Rechtsanwalt Arnd Steinmeyer skizzierte das oft langwierige Ringen mit der Ministerialbürokratie bei Wehrdienstbeschädigungsverfahren, speziell mit Blick auf Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS). „Die Hindernisse und Verfahrenszeiträume führen zur Frustration bei vielen Soldaten“, sagte Steinmeyer.

Sechs Jahrzehnte kollektives Verbandswissen beeindruckten die Gäste und Teilnehmer des Zeitzeugenforums nachhaltig – selten war Geschichte so lebendig.