Dieser Termin ist für viele Abgeordnete fix im Kalender: Die Aktion Gelbe Bänder des Deutschen BundeswehrVerbandes auf der Fraktionsebene des Bundestages. Foto: DBwV/Yann Bombeke

Dieser Termin ist für viele Abgeordnete fix im Kalender: Die Aktion Gelbe Bänder des Deutschen BundeswehrVerbandes auf der Fraktionsebene des Bundestages. Foto: DBwV/Yann Bombeke

07.11.2023
Von Philipp Kohlhöfer

Gelbe Bänder im Bundestag

History repeating: Wie in jedem Jahr sammelt der DBwV im Bundestag Unterschriften und Grüße der Abgeordneten, um sie an die Soldatinnen und Soldaten in die jeweiligen Einsatzgebiete zu schicken.

Berlin. Es geht zyklisch mit dem Erscheinen der Abgeordneten und das erinnert ein wenig an die Weltpolitik: Lange passiert wenig und da erwischt man sich bei dem Gedanken, dass man auch mal einschlafen könnte, und dann ist man nicht mehr vorbereitet, aber dann geht es Schlag auf Schlag und bei der Gleichzeitigkeit der Ereignisse muss sich bemühen, vor die Welle zu kommen.

Zuerst kommt Dietmar Bartsch, Co-Fraktionsvorsitzender der Linksfraktion, zumindest jetzt noch. „Traditionell“, sagt er, „unterschreibe ich gerne.“ Schließlich habe man eine Parlamentsarmee und da gehöre sich Solidarität mit den Soldaten im Einsatz einfach. Gerade auch dann, sagt er, wenn man bestimmte Einsätze auch mal ablehne. Bartsch steht realpolitisch so in der Mitte, wie es mittiger nicht geht.

Denn im Grunde werden das alle sagen. Johann Wadepfuhl etwa und Bärbel Bas, Bettina Stark-Watzinger und Agnieszka Brugger, Christian Dürr und Siemtje Möller, Lars Klingbeil und Friedrich Merz, Wolfgang Hellmich und Toni Hofreiter: Respekt für die Truppe, danke für euren Dienst.

Man könnte das langweilig finden, weil die Einigkeit so groß ist, wie vermutlich bei keinem anderen Thema im politischen Berlin, aber: Es stimmt ja auch. Schließlich bedeutet Parlamentsarmee: Die Abgeordneten haben die Angehörigen der Bundeswehr in die Einsätze geschickt. Und so ist das Unterschreiben der „Gelben Bänder der Solidarität“, wie das in Langform heißt, ein emotionaler Termin, den niemand übersehen will. Schließlich geht es um Anerkennung für das, was die Soldatinnen und Soldaten im Einsatz leisten. Zudem es eine Aktion ist, die die Abgeordneten des Bundestags bereits kennen: In jedem Jahr sammelt der Deutsche BundeswehrVerband in der Vorweihnachtszeit Unterschriften und Grüße der Anerkennung auf gelben Bändern, die dann in den kommenden Wochen an die Männer und Frauen in den jeweiligen Einsatzgebieten geschickt werden.

Zeitweise ist es so voll, dass die Abgeordneten anstehen müssen, es bildet sich eine Schlange beim Unterschreiben. Man kann da kurz die Übersicht verlieren und auch das ist wie auf geopolitischer Ebene und so beziehen sich auch viele Abgeordnete darauf in ihren Statements, denn klar ist: Weniger turbulent wird es in den nächsten Jahren nicht werden. „Ein ganz wichtiges Bekenntnis“, nennt Christian Dürr, Vorsitzender der FDP-Fraktion, die Unterschrift und die Grüße an die Soldaten, „gerade vor dem Hintergrund der politischen Krisen, die immer schlimmer geworden sind in den letzten Jahren.“ Das, sagt er, gehöre sich so als Abgeordneter. Zumal: „Wir haben eine Armee aus freien Bürgern.“

Und weil das eigentlich alle so sehen, die vorbeikommen, ist es auch kein Wunder, dass die Aktion des DBwV von Jahr zu Jahr größer wird. Zumal die Message auch niemals aus der Zeit gefallen ist:  Wir haben euch nicht vergessen. Danke für euren Dienst. Wir wissen, wir schulden euch was.

Zum Abend, es ist dunkel, die Veranstaltung neigt sich dem Ende zu, die Fraktionsitzungen noch lange nicht, alle beschäftigen sich mit der Frage „Migration“, die Linke mit der Selbstauflösung, denkt man noch kurz, dass Weihnachten natürlich die blödeste Zeit für einen Auslandseinsatz ist: Es ist stimmungsvoll zuhause. Familie und Freunde sitzen zusammen, es wird gemeinschaftlich und kuschelig, weil Weihnachten einerseits ein verbindendes Fest ist, auf das sich die meisten einigen können, andererseits aber im Wortsinn und ganz konkret, schlicht weil es kalt ist.

Und weil gelbe Schleifen zumindest in der NATO für die Verbundenheit der Menschen mit ihren Soldatinnen und Soldaten stehen, gibt es eigentlich keine bessere Zeit, um sich bei allen Bundeswehrangehörigen zu bedanken, was man, mal nebenbei, ohnehin öfter tun sollte.

„Wir als Abgeordnete“, sagt Wolfgang Hellmich, Sprecher der AG Sicherheits- und Verteidigungspolitik in der SPD, „tragen die Verantwortung. Wie sollten, wir können, wir müssen ihr nachkommen.“ So sieht es aus.

Es bleibt spannend.

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