Bundeswehr könnte Hunderte Soldaten für neues Nato-Kommando stellen
Brüssel. In dem neuen deutschen Nato-Kommando in Ulm sollen nach vorläufigen Planungen bis zu 500 Soldaten ihren Dienst tun. Nach Angaben aus Bündniskreisen in Brüssel ist vorgesehen, dass die Bundeswehr davon einen Großteil stellt. Der multinationale Teil würde demnach nur aus einigen Dutzend Militärs bestehen. Wie stark das Kommando personell aufgestellt ist, soll sich nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur auch danach richten, ob es im Friedens- oder Krisenmodus betrieben wird.
Aufgabe des neuen Hauptquartiers in Baden-Württemberg wird es sein, schnelle Truppen- und Materialtransporte in Europa zu ermöglichen und ihren Schutz zu organisieren. Hintergrund der Pläne sind Zweifel, ob die Nato derzeit angemessen und schnell genug auf einen Angriff gegen einen Mitgliedstaat reagieren könnte.
Die Entscheidung für den Aufbau des Unterstützungs- und Nachschubkommandos soll am Donnerstag bei einem Verteidigungsministertreffen in Brüssel offiziell bekannt gegeben werden. Sie ist Teil der Pläne für eine deutliche Stärkung der Kommando- und Streitkräftestruktur des Bündnisses. Dort soll es künftig rund 1200 zusätzliche multinationale Posten geben.
Das BMVg schweigt noch zu den Plänen
Im Zuge der Entspannungspolitik war die Kommando- und Streitkräftestruktur in den vergangenen Jahrzehnten enorm reduziert worden. Von den zeitweise mehreren Dutzend Hauptquartieren sind nach Nato-Angaben heute nur noch sieben übrig. Die Personalstärke sank von deutlich mehr als 20.000 Soldaten auf rund 6800.
Die als aggressiv wahrgenommene Politik Russlands hat die Bündnisstaaten zuletzt aber zu einem Kurswechsel veranlasst. Vor allem östliche Bündnispartner fühlen sich bedroht, seit der große Nachbar 2014 mit der Unterstützung pro-russischer Separatisten in der Ukraine begann und sich die Schwarzmeerhalbinsel Krim einverleibte.
Die Detailplanungen für das neue Hauptquartier in Ulm sollen in den kommenden Monaten abgeschlossen werden. Die dortige Wilhelmsburg-Kaserne ist bereits heute Standort eines multinationalen Kommandos zur Führung von weltweiten Kriseneinsätzen. Vermutlich werden Soldaten, die dort tätig sind, künftig auch für das neue Nato-Kommando arbeiten. Dass Hunderte neue Dienstposten geschaffen werden, gilt als ausgeschlossen.
Das Bundesverteidigungsministerium wollte zu den Angaben aus Brüssel keine Stellungnahme abgeben. Angesichts des noch laufenden Planungsprozesses könne man sich noch nicht zu konkreten Zahlen äußern, hieß es.