Veteranenkultur – wenn wir es nicht machen, macht es keiner!
Wenn wir es nicht machen, dann macht es keiner – dieser Satz brennt sich immer tiefer in das Bewusstsein derjenigen ein, die sich für die Anerkennung und Wertschätzung für die Leistung von aktiven und ehemaligen Soldatinnen und Soldaten in der Gesellschaft einsetzen. „Um noch mehr Durchschlagkraft zu haben, müssen wir die wichtigsten Forderungen der Veteranen-Community bündeln und sie geeint in die Politik und das Ministerium tragen“, sagte Oberstleutnant i.G. Marcel Bohnert bei seinem Gespräch mit dem Vizepräsidenten des Verbands der Reservisten der Bundeswehr (VdRBw), Oberst d.R. Manfred Schreiber und Stabsfeldwebel Stephan Matz von der Reservistenarbeitsgemeinschaft Military Brotherhood Germany (RAG MBG). Bohnert, Stellvertreter des Bundesvorsitzenden des Deutschen BundeswehrVerbandes, zeichnet im Verband für die Themen Veteranenpolitik und -kultur verantwortlich.
Der Abgleich und die Verständigung mit dem Reservistenverband ist aus Sicht Bohnerts ein wichtiger Meilenstein im Ringen um eine bessere Wahrnehmung von Soldaten und Veteranen in der Öffentlichkeit. In den vergangenen Monaten war er bereits im Austausch mit Veteranenverbänden wie dem Bund Deutscher EinsatzVeteranen oder den Vereinen Combat Veteran und Veteranenkultur. Auf seiner Tagung „Einsatzveteranen und Verwundete“ kam Bohnert zudem mit direkt Betroffenen und wesentlichen Multiplikatoren der Veteranenbewegung ins Gespräch.
Bohnert stellte Schreiber und Matz das Ergebnis der bisherigen Zusammenarbeit vor: Ein kleiner Forderungskatalog mit Punkten, auf die sich bisher alle Beteiligten einigen konnten. Dazu zählen etwa die Einführung eines Veteranentages oder die Förderung öffentlichkeitswirksamer Veranstaltungen. Auch Schreiber hält die Forderungen für richtig. „Nur gemeinsam werden wir Fortschritte erreichen können“, so Schreiber. „Es wäre zudem sinnvoll, wenn sich vor den Invictus Games im nächsten Jahr einmal alle Veteranenvereine unter einem Dach versammeln könnten, um einen großen und wahrnehmbaren Aufschlag zu machen.“
Bei den Invictus Games, die 2014 von Prinz Harry ins Leben gerufen wurden und 2023 erstmals in Deutschland stattfinden, messen sich einsatzversehrte Soldatinnen und Soldaten in verschiedenen sportlichen Disziplinen. Über diese Spiele, an denen auch 2023 wieder Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten teilnehmen, können der Gesellschaft die Gefahren ihrer Einsätze klar vermittelt werden. Schreiber und Bohnert halten die Invictus Games für eine einmalige Chance, um die Anliegen von Soldaten und Veteranen voranzubringen. Bohnert nutzte schon in den vergangenen Monaten zahlreiche Gelegenheiten, um in und außerhalb der Bundeswehr auf die Invictus Games hinzuweisen, zuletzt etwa auf der Internationalen Luftfahrausstellung (ILA) in Berlin, auf der er in Zusammenwirken mit der Soldaten- und Veteranenstiftung (SVS) Einsatzversehrte zu einer Podiumsdiskussion lud, darunter auch ehemalige Teilnehmer der Invictus Games. „Menschen auch in Situationen zu erreichen, in denen sie nicht mit so ernsten Themen rechnen – das ist mir wichtig“, so Bohnert. „Nur so bringt man die Anliegen in die breite Bevölkerung. Das Interesse an unseren Verwundeten auf der ILA war enorm hoch – das hat uns sehr gefreut und gibt der Bewegung weiteren Aufwind.“
Eine weitere Veranstaltung lenkt die Aufmerksamkeit in Deutschland auf das scharfe Ende des Soldatenberufes: Der Marsch zum Gedenken. Schreiber und Matz sind maßgeblich für die Organisation dieses Marsches verantwortlich, der bereits 2018 und 2019 zu Ehren von Gefallenen stattfand und aufgrund der Corona-Pandemie in den vergangenen Jahren nur virtuell veranstaltet werden konnte. In diesem Jahr wird wieder marschiert, 118 km für 118 Kameraden. Die Zahl 118 steht für 115 Gefallene im Einsatz plus 3 für 3.347 im Dienst zu Tode gekommene Kameraden. Von Brandenburg bis zum Reichstag in Berlin und ins Bundesministerium der Verteidigung führt die Route. „Der Gedenkmarsch hat das Potenzial, sich als fester Bestandteil der deutschen Veteranenkultur zu etablieren“ sagt Bohnert, der auch in diesem Jahr wieder selbst auf einer Teilstrecke dabei sein wird.
Nicht teilnehmen am Treffen von Bohnert, Schreiber und Matz konnte einer der wichtigsten Lenker in der Organisation des Marsches zum Gedenken: Hauptfeldwebel Andreas Wichmann war einen Tag vor dem Treffen plötzlich und unerwartet verstorben. „Ohne Andreas Wichmann den Marsch durchzuführen, wird sehr schwer“, sagte Matz. „Er war maßgeblich mitverantwortlich für den Erfolg der Veranstaltung und er war ein guter Kamerad. Er wird fehlen. Aber wir müssen es jetzt durchziehen, das sind wir ihm und den Gefallenen und Hinterbliebenen schuldig."
Informationen zum Marsch finden sich u.a. auf der Instagram-Seite @marsch_zum_Gedenken. Er wird auch durch den BundeswehrVerband bei Social Media begleitet – unter dem Hashtag #MzG22 werden hier in Kürze wichtige Informationen zu finden sein.