Zapfenstreich auf dem Platz der Republik: Dieses eindrucksvolle Bild wird am 31. August wieder zu sehen sein. Foto: Bundeswehr/Herholt

Zapfenstreich auf dem Platz der Republik: Dieses eindrucksvolle Bild wird am 31. August anlässlich des Endes des Afghanistan-Einsatzes wieder zu sehen sein. Foto: Bundeswehr/Herholt

13.07.2021
Von Frank Jungbluth

Großer Zapfenstreich für Afghanistan-Heimkehrer: Regierung und Bundestag holen Versäumtes nach

Berlin. Am 31. August wollen Bundesregierung und Bundestag mit gleich drei Veranstaltungen an den 20 Jahre langen Einsatz in Afghanistan erinnern, der Toten gedenken und die letzten Heimkehrer würdigen, die Anfang Juli in Wunstorf gelandet sind – ohne, dass ein Vertreter der Bundesregierung, der Landesregierung Niedersachsen oder des Bundestages vor Ort war, um die letzten Soldaten des Kontingentes der Bundeswehr in der Heimat zu empfangen. Höhepunkt soll jetzt ein Großer Zapfenstreich vor dem Reichstag sein – Regierung und Bundestag holen Versäumtes nach.

Ergebnis der darauffolgenden – teilweise hitzigen und hoch emotionalen Diskussion – ist ein Tag, der im politischen Berlin ganz der Bundeswehr gewidmet wird. Wie das Bundesverteidigungsministerium am heutigen Dienstag gemeldet hat, will man das Ende des Einsatzes in Afghanistan „gesamtstaatlich würdigen“, wie Ministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) schreibt. „Gemeinsam mit dem Bundespräsidenten, dem Bundestagspräsidenten, der Bundeskanzlerin und weiteren Parlamentariern wird am 31. August in Berlin an verschiedenen Orten des Einsatzes der Bundeswehr gedacht, den bis zu 160.000 Soldatinnen und Soldaten für eine bessere Entwicklung Afghanistans geleistet haben.“

Oberstleutnant André Wüstner, Vorsitzender des Deutschen BundeswehrVerbandes lobt die Entscheidung von Regierung und Parlament: „Das ist eine gute Entscheidung, sie entspricht unseren Vorstellungen ebenso wie dem Wunsch so vieler Soldatinnen und Soldaten. Sie zeigt, dass erkannt wurde, welche Bedeutung das Ende des Afghanistan-Einsatzes und der Umgang damit für Bundeswehr, Politik und Gesellschaft hat.“

Der Tag soll am Ehrenmal der Bundeswehr im Bendlerblock beginnen, um der Soldatinnen und Soldaten zu gedenken, die in Afghanistan ihr Leben gelassen haben und gefallen sind.
Im Anschluss werden der Bundespräsident und die Verteidigungsministerin Gespräche mit Soldatinnen und Soldaten, Angehörigen sowie Hinterbliebenen führen.

Im Bendlerblock wird dann der Appell zur Beendigung des Afghanistan-Einsatzes stattfinden.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird als Hauptredner beim Appell sprechen, heißt es in einer Pressemitteilung des BMVg. Höhepunkt des Programms wird der Große Zapfenstreich, Aufgrund der besonderen Bedeutung der Bundeswehr als Parlamentsarmee wird das Programm im Deutschen Bundestag fortgesetzt. Bundestagspräsident Dr. Wolfgang Schäuble wird Einsatzsoldatinnen und -soldaten empfangen, gefolgt von einem Großen Zapfenstreich auf dem Platz der Republik vor dem Deutschen Bundestag.

Selbst der Vorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Robert Habeck, hatte zuletzt gefordert, den Soldaten, die im Afghanistan-Einsatz waren, Dank und Ehrung auszusprechen. „Der Platz vor dem Reichstag wäre dafür der richtige Ort.“ Habeck betonte am Mittwoch, dass der Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan keine Angelegenheit der Bundeswehr allein war, sondern unserer Gesellschaft. 160.000 Soldaten der Bundeswehr waren in den vergangenen 20 Jahren im Einsatz am Hindukusch, 59 verloren dabei ihr Leben. „Wir sollten einmal als Gesellschaft, als Land innehalten und der Opfer gedenken“, sagte Habeck.

Siemtje Möller, verteidigungspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, hatte vor der Entscheidung für den Großen Zapfenstreich am 31. August gefordert, die Soldaten würdig zu empfangen: „Auch mich bekümmert das Bild, das erzeugt wurde. Ich wäre gerne vor Ort gewesen, einfach nur da sein, um über die Anwesenheit Wertschätzung, Dank und Stolz auszudrücken. Die Bundeswehr ist eine Parlamentsarmee. Ich bin mir als Abgeordnete, die mit ihrer Stimmkarte die Einsätze beschließt, meiner Verantwortung gegenüber den Soldaten:innen und ihren Angehörigen sehr bewusst. Insbesondere mit diesem Wahlkreis, aus dem in jeden Einsatz Angehörige der Bundeswehr entsandt werden.“ Deshalb, so Möller am Sonntag, gehöre eine solche Veranstaltung auch in die Nähe des Reichstages. „Der angemessene Ort, um 20 Jahre Afghanistan-Einsatz zu würdigen, ist der Platz der Republik vor dem Reichstag. Da gehört das hin: Ins Herz der Demokratie.“

Auch der stellvertretende CDU-Fraktionschef Johann Wadephul und die verteidigungspolitische Sprecherin der FDP, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, hatten sich für einen Festakt am Bundestag eingesetzt. Diesen Vorschlägen folgt die Bundesregierung jetzt.

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