Zehn Mal mehr Soldatinnen und Soldaten bei Schnelltests als vor elf Tagen
„Zum Wochenstart liefern wir Euch die aktuelle Zahl: 16.700 SoldatInnen leisten derzeit Amtshilfe im Kampf gegen Corona“ verkündet des BMVg auf Twitter.
Nach der herben Kritik an der schleppenden Amtshilfe der Bundeswehr und den Versäumnissen Annegret Kramp-Karrenbauers im Besonderen scheint das Bundesministerium der Verteidigung eine neue Strategie entwickelt zu haben: Abwehr mit Zahlen und Statistiken. So twitterte das BMVg bereits am Freitag ein Säulendiagramm mit den derzeit bei Schnelltests in Alten- und Pflegeheimen helfenden Soldatinnen und Soldaten. 219 Bundeswehrangehörige waren es demnach am 18. Januar, 2136 elf Tage später am 29. Januar – in der Tat, fast zehn Mal so viele.
Eine sehr positiver Trend, befeuert von dem Appell „Trotzdem: Da geht noch mehr, 10.000 SoldatInnen stehen bereit!“. Leichte Kritik muss bei all der Begeisterung trotzdem erlaubt sein: Seit 2. November 2020 galt in ganz Deutschland der Lockdown Light, am 16. Dezember ging es bundesweit in den harten Lockdown, nur kurz um die Feiertage aufgeweicht. Das sind elf bzw. fünf Wochen, in denen die Bundeswehr „nur“ 219 Kameradinnen und Kameraden für Schnelltests abbeorderte. Wochen in denen Tausende Senioren in ihren Heimen dem Virus erlagen.
Damit die Schwächsten in unserer Gesellschaft vor #Corona geschützt sind, hilft die #Bundeswehr beim Testen in Alten- & Pflegeheimen - mit derzeit mehr als 2.000 SoldatInnen. Das sind 10x so viele wie vor 11 Tagen. Trotzdem: Da geht noch mehr, 10.000 SoldatInnen stehen bereit! pic.twitter.com/ojIFOeEXyx
— Verteidigungsministerium (@BMVg_Bundeswehr) January 29, 2021
Nichtsdestotrotz sendet der Aufwärtstrend ein positives Signal und ein Hoffnungszeichen an die Schwächsten in der Gesellschaft, die unzähligen Bewohner und Mitarbeiter von Senioren- und Pflegeeinrichtungen. Die Bundeswehr ist einsatzbereit, notfalls eben auch an Wochenenden, ist einem weiteren Tweet des BMVg zu entnehmen. Er zeigt die bei der Amtshilfe gegen Corona besetzten Soldatinnen und Soldaten pro Bundesland. Übrigens, wer sich die Mühe macht und die Zahlen aufaddiert, kommt auf eine Zahl von 11.583, also keinesfalls die Anfangs erwähnten 16.700 Bundeswehrangehörigen. Diese Differenz ist bedingt durch die Arbeit in Schichtmodellen, denn die Ländergrafik zeigt nur die aktuell eingesetzten Hilfskräfte.
Zudem dürften tatsächlich sogar weit mehr als 16.700 Soldatinnen und Soldaten im Corona-Einsatz sein. Laut dem Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, Generaloberstabsarzt Ulrich Baumgärtner, sind noch „tausende SoldatInnen und zivile MitarbeiterInnen in den fünf Bundeswehrkrankenhäusern“ außerhalb jeglicher Amtshilfe-Anträge in der Pandemie größtenteils mit der Arbeit an zivilen Patienten beschäftigt.
...und dazu können noch tausende SoldatInnen und zivile MitarbeiterInnen in den fünf Bundeswehrkrankenhäusern gezählt werden, die außerhalb der Amtshilfe ständig zu 80% zivile Patienten behandeln und selbstverständlich durchgehend ganz vorne an der "Coronafront" eingesetzt sind. https://t.co/vQvraBazpa
— Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr (@InspekteurSan) January 31, 2021