Ehrenvolle Aufnahme der getöteten Piloten vom Kampfhubschrauberregiment 36 aus Fritzlar auf dem Flughafen Köln-Wahn Foto: Bundeswehr

Ehrenvolle Aufnahme der getöteten Piloten vom Kampfhubschrauberregiment 36 aus Fritzlar auf dem Flughafen Köln-Wahn Foto: Bundeswehr

01.08.2017
dpa

Von der Leyen zum Hubschrauber-Unglück: „Der schwerste Moment“

Berlin. Am Mittwoch kamen zwei Soldaten bei einem Hubschrauber-Absturz in Mali ums Leben. Die Ursache ist noch unklar, aber sicher ist: Es sind die ersten Todesfälle der Bundeswehr im Einsatz seit zwei Jahren. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) sprach mit der Deutschen Presse-Agentur über die Erfahrungen der vergangenen Tage.

Frage: Wie haben Sie sich gefühlt, als Sie von dem Unglück erfahren haben?

Ursula von der Leyen: Ich war fassungslos. Das ist zunächst ein schwerer Schock, wenn man das hört. Und dann kommen sofort die ganzen Fragen: Warum? Wie kann das sein?

Als oberste Befehlshaberin schicken Sie die Soldaten in den Einsatz. Fühlen Sie sich persönlich verantwortlich für den Tod der Piloten?

Ja. Ich bin verantwortlich als Verteidigungsministerin für alle Angehörigen der Bundeswehr und als Abgeordnete des Bundestags trage ich auch die Verantwortung für die Einsätze, in die wir die Soldaten als Parlamentsarmee schicken. Das ist etwas, das wiegt schwer. Und das spürt man in solchen Stunden.

War das Ihr schwerster Moment als Verteidigungsministerin?

Das war der schwerste Moment für mich nicht nur als Verteidigungsministerin, sondern in meiner gesamten Zeit als Ministerin über die letzten 14 Jahre. Man spürt in einem solchen Moment die ganze Wucht der Verantwortung, aber auch die tiefe Trauer, die die Bundeswehr jetzt trägt.

Zweifeln Sie in einem solchem Moment an der Sinnhaftigkeit eines solchen Einsatzes?

Es hat mir sehr gut getan, den Sonntag gemeinsam mit dem Kontingent in Gao zu verbringen. Da habe ich den festen Willen der Truppe gespürt, diese wichtige Mission zum Erfolg zu bringen - auch weil das im Sinne der beiden Soldaten gewesen wäre, die ihr Leben gelassen haben. Und es ist ja richtig, es ist eine der wichtigsten, wenn nicht die wichtigste, ja auch gefährlichste Mission der Vereinten Nationen.

Es geht um die Stabilität der gesamten Sahelzone. Und wir wissen spätestens seit den Erfahrungen des Jahres 2015, wie entscheidend Stabilität in der direkten Nachbarschaft Europas ist. Terror und Instabilität in unserer Nachbarschaft hat vor zwei Jahren Deutschland und Europa vor eine Zerreißprobe gestellt. Deshalb wissen wir, dass es so wichtig ist, uns um unsere Nachbarschaft zu kümmern. Weil es auch in unserem eigenen Interesse ist.

Die Sicherheit Deutschlands muss also nicht nur am Hindukusch, sondern auch in der Sahelzone verteidigt werden?

Wir sind mit dem afrikanischen Kontinent verbunden durch das Mittelmeer. Zwischen Deutschland und Mali liegen nur zwei Staaten. Also haben wir ein Interesse daran, dass unsere Nachbarschaft prosperiert, dass es ihr gut geht, dass sie stabil ist. Einmal für die Menschen in ihrer Heimat dort, damit sie auch eine Perspektive haben für ein Leben in der Heimat. Aber auch, weil wir wissen, dass es in einer friedlichen Nachbarschaft besser gelingt, gemeinsam gegen Terror und Destabilisierung vorzugehen.

Wie garantieren Sie, dass Deutschland nicht in ein zweites Afghanistan, einen langen, blutigen Konflikt hineingezogen wird?

Wir sind in Mali von Anfang an fest eingebunden in die internationale Gemeinschaft. Es gibt nicht nur die Friedensmission Minusma der Vereinten Nationen, sondern auch die Europäische Ausbildungsmission für malisches Militär, oder jetzt unsere Unterstützung mit anderen europäischen Ländern für die G5-Sahelstaaten. Unser Ansatz hier ist der richtige, nämlich dass wir mit Geduld und langem Atem die Länder selber in die Lage versetzen, ihre eigene Heimat zu verteidigen gegen Terror, aber auch gegen organisierte Kriminalität, die das Schlepper- und Schleusergeschäft fest in der Hand hat.

Parallel investieren wir in den wirtschaftlichen Aufbau, die Zukunft dieser Länder. Das ist die Herangehensweise, die am nachhaltigsten ist und auf die Dauer eine gute Entwicklung in diesen Regionen ermöglicht. Es ist in unserem eigenen Interesse, uns zu kümmern.

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