Der schwedische Generalleutnant Dennis Gyllensporre, Kommandeur Streitkräfte bei MINUSMA, trauert um einen an den Folgen einer Covid-19-Infektion verstorbenen Offizier. Foto: MINUSMA/Harandane Dicko

Der schwedische Generalleutnant Dennis Gyllensporre, Kommandeur Streitkräfte bei MINUSMA, trauert um einen an den Folgen einer Covid-19-Infektion verstorbenen Offizier. Foto: MINUSMA/Harandane Dicko

24.06.2020
Yann Bombeke

Covid-19 im Einsatz – der unsichtbare Feind

Dass in Mali um getötete Blauhelme der UN-Mission MINUSMA getrauert wird, ist leider fast an der Tagesordnung.  Der Einsatz gilt als gefährlichste Friedensmission der Vereinten Nationen. Anfang Juni wurde mit einer Trauerfeier vom kambodschanischen Oberst Savy Sar und vom salvadorianischen Oberstleutnant Carlos Moises Guillen Alfaro Abschied genommen. Doch die beiden Offiziere waren nicht Opfer eines Anschlags geworden oder im Gefecht mit Aufständischen gefallen – sie starben an den Folgen einer Covid-19-Infektion.

Unter den mehr als 100.000 Blauhelmsoldaten, die weltweit in 15 Missionen engagiert sind, waren Sar und Guillen Alfaro die ersten, deren Tod im direkten Zusammenhang mit der Corona-Pandemie steht. Bei einem Treffen am Sitz der Vereinten Nationen in New York sagte UN-Generalsekretär Antonio Guterres: „Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass gestern zwei unserer militärischen Kollegen nach einer Covid-19-Erkrankung gestorben sind.“

Insgesamt waren bis Anfang Juni nach Angaben der Vereinten Nationen 137 Covid-19-Fälle in allen UN-Missionen bekannt. Am stärksten traf der unsichtbare Feind Corona das MINUSMA-Kontingent, das im Norden Malis für Stabilität und Sicherheit sorgen soll: Dort wurden 90 Infektionen registriert, 43 Patienten haben sich bereits von der Erkrankung erholt. Insgesamt sind bei MINUSMA 15.610 Menschen im Einsatz, davon sind knapp 12.000 Soldaten.

Auch die Bundeswehr ist in Mali präsent. An MINUSMA beteiligt sich Deutschland mit 921 Soldatinnen und Soldaten (Stand: 15. Juni). Weitere 51 Angehörige der Bundeswehr sind bei der Ausbildungsmission EUTM ebenfalls in Mali im Einsatz. „Es gibt für beide Einsätze in Mali aktuell keine Infektionen und keine Verdachtsfälle“, sagt Oberstleutnant Kieron Kleinert, Sprecher des Einsatzführungskommandos. Für den Einsatz in der Sahelzone gelten ähnliche Bestimmungen wie aktuell bei allen anderen Einsätzen der Bundeswehr. Vor dem Abflug ins Einsatzgebiet gehen die Soldatinnen und Soldaten in eine 14-tägige Isolation, mal sind sie dann in einem Hotel untergebracht, mal in einer Liegenschaft der Bundeswehr. Aber auch in Mali gelten besondere Bedingungen: Es werden Präventionsmaßnahmen in enger Abstimmung mit den Vereinten Nationen ergriffen, hinzu kommen Vorgaben der malischen Regierung, die berücksichtigt werden müssen.

So wird bei den Soldaten direkt bei Ankunft kontaktlos die Temperatur gemessen. Dann müssen sie erneut in Isolation: Für 14 Tage dürfen sie das Lager nicht verlassen, die Kontakte werden auf ein striktes Minimum reduziert. „Zudem findet eine tägliche Symptomkontrolle statt“, sagt Kleinert. Nach Ablauf der Isolation gelten ähnliche Bestimmungen wie in Deutschland: Der Publikumsverkehr im Lager ist reduziert, die Soldaten sind dazu angehalten, die Hygienevorschriften einzuhalten. In häusliche Isolation geht es auch nochmal bei Einsatzende.

Eine der Hauptaufgaben der Bundeswehr beim MINUSMA-Einsatz ist die Aufklärung. Dieser Auftrag kann nach Angaben des Einsatzführungskommandos nahezu uneingeschränkt fortgesetzt werden. Das gilt für die Aufklärungsflüge mit der Drohne Heron TP, aber auch für die Fahrten im UN-Auftrag außerhalb des Lagers. „Nur der Kontakt zur Bevölkerung wird vermieden“, sagt Oberstleutnant Kleinert. Ander sieht es bei EUTM Mali aus: Die Ausbildung malischer Soldaten wurde ausgesetzt, lediglich Beratung findet in eingeschränktem Maße statt.

Auch in Afghanistan ist das Corona-Virus längst angekommen. Aktuell ist in Maimaneh ein multinationaler Außenposten, in dem auch deutsche mobile Train- and Advise-Teams aktiv sind, unter Isolation gestellt worden. Bei einem Sprachmittler waren Covid-19-Symptome festgestellt worden, auch US-Soldaten wurden positiv getestet. Von den rund 50 Angehörigen der Bundeswehr hat sich bislang niemand infiziert, bestätigte Hauptmann David Zeidler, Sprecher für die Afghanistan-Mission im Einsatzführungskommando. Die Versorgung der Soldaten sei gewährleistet. „Es ist auch ein Truppenarzt vor Ort“, sagt Zeidler. Nach Ende der Isolationsmaßnahme sollen die deutschen Soldaten nach Masar-e-Sharif verlegt werden. Dort sind zwei Kontaktpersonen ebenfalls isoliert worden.

Die Covid-19-Todesfälle in Mali machen deutlich, dass die Gefahr, die vom Corona-Virus ausgeht, noch nicht gebannt ist. Auch wenn sich die Lage in Deutschland in den vergangenen Wochen entspannt hat, besteht gerade in den multinationalen Einsätzen, in denen viele Menschen aus vielen Ländern zusammenkommen, naturgemäß ein latent erhöhtes Infektionsrisiko. Die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr werden wohl noch eine ganze Weile ihren Dienst im Einsatz unter den besonderen Schutzmaßnahmen ausüben müssen.

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