Bundeswehr beendet Rettungsmission im Sudan
Die Evakuierungsoperation der Bundeswehr im Sudan wird beendet: Am Dienstagabend soll ein letzter Flug der Luftwaffe nach Jordanien durchgeführt werden.
Berlin/Khartum. Das Verteidigungsministerium zog am Dienstagnachmittag eine erste vorläufige Bilanz – und verkündete das Ende der militärischen Evakuierungsoperation der Bundeswehr im Sudan. Es seien keine weiteren deutschen Evakuierungsflüge in die Region geplant, „sofern andere Nationen den Betrieb des Flugverkehrs sicherstellen“, teilte das BMVg mit. Das Krisenunterstützungsteam des Auswärtigen Amtes und die Bundeswehr beginnen demnach mit der Rückverlegung ihrer Kräfte nach Deutschland, „bleiben aber reaktionsfähig“.
Fast 500 Menschen gerettet
Bis Dienstagmittag konnte die Bundeswehr mit fünf Evakuierungsflügen 490 Menschen aus dem Krisengebiet ausfliegen, darunter 170 deutsche Staatsbürger. Insgesamt konnten Menschen aus 30 Nationen gerettet werden, darunter etwa 90 Kanadier und mehr als 40 Niederländer. Nur noch wenige Deutsche seien auf den letzten Evakuierungsflügen an Bord gewesen, teilte das BMVg weiter mit.
Außenministerin Annalena Baerbock bezeichnete die Evakuierungsoperation als „Riesenleistung“. „Dass unsere Bürgerinnen und Bürger sich auch im Ausland darauf verlassen können, im Notfall nicht auf sich allein gestellt zu sein, ist keine bürokratische Selbstverständlichkeit. Es ist das Ergebnis von Mut, Teamwork und unermüdlicher Einsatzbereitschaft von vielen hundert Beteiligten in Bundeswehr, Bundespolizei und Auswärtigem Amt“, sagte die Grünen-Politikerin.
„Stolz auf die Truppe“
Den noch im Sudan verbliebenen Landsleuten versprach die Ministerin weitere Hilfe: „Auch für diejenigen Deutschen, die immer noch in Sudan sind, arbeiten wir weiter an Wegen in die Sicherheit – sei es mit Flügen von Partnern, auf dem Land- oder Seeweg.“
Mit Erleichterung und „sehr zufrieden“ nahm Verteidigungsminister Boris Pistorius das Ergebnis der militärischen Evakuierungsoperation zur Kenntnis. „Auf die Truppe können wir gemeinsam stolz sein. Sie hat aus dem Stand funktioniert und alle Anforderungen erfüllt. Die Mühen der regelmäßigen Ausbildung, die sorgfältigen Planungen und die Entschlussfreudigkeit der militärischen Führung haben sich ausgezahlt und letztlich Leben gerettet“, so Pistorius.
An der Rettungsmission waren laut BMVg rund 1000 Soldatinnen und Soldaten im Nahen Osten und in Nordafrika beteiligt. Die Bundeswehr hatte den Luftstützpunkt Al Azraq in Jordanien zu ihrer Drehscheibe für die militärische Evakuierungsoperation gemacht. Dort sind Bundeswehr-Kräfte im Rahmen des Antiterroreinsatzes gegen den „Islamischen Staat“ stationiert. Im Sudan war ein militärisch gesicherter Flugplatz nahe der Hauptstadt Khartum Sammelpunkt des Einsatzes.
Blutiger Machtkampf
Hintergrund des notwendig gewordenen Rettungseinsatzes sind die schweren Kämpfe, die vor gut einer Woche im Sudan zwischen den zwei mächtigsten Generälen des Landes und ihren Einheiten ausgebrochen waren. Beide hatten das Land mit rund 46 Millionen Einwohner seit einem gemeinsamen Militärcoup im Jahr 2021 geführt. Nun kämpft De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan, der auch Oberbefehlshaber der Armee ist, mit dem Militär gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo, den Anführer der mächtigen paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF). Eigentlich hätte Daglos Gruppe der Armee unterstellt und die Macht im Land wieder an eine zivile Regierung übertragen werden sollen.