Die malische Bevölkerung muss demnächst auf die Hilfe und den Schutz durch die Kräfte der Bundeswehr verzichten. Das Ende von MINUSMA und der Abzug der Blauhelmsoldaten ist beschlossene Sache. Foto: Bw_Einsatz/Twitter

03.07.2023
Von Frank Jungbluth

Armes Mali, reiches Mali, alles ist vorbei

Berlin/Bamako. Reiches Mali, armes Mali – der Staat an der Sahara in Westafrika gelegen, ist reich an Kultur, die man in legendären Städten wie Timbuktu sehen kann. Die Menschen aber, etwas mehr als 20 Millionen leben ist Mali, sind arm; und ihre Perspektive gibt Anlass zu wenig Hoffnung. Vor allem jetzt, wo sich die UN-Truppen zurückziehen. Mali war bis zur Unabhängigkeit 1960 im Besitz der Kolonialmacht Frankreich. Deren Truppen sind bereits im vergangenen Jahr Richtung Niger und Senegal abgezogen.

Seit Jahren drangsaliert ein Militärregime die Menschen in Mali, die zermürbt sind von Jahren des Bürgerkriegs. Erst 2021 putschten sich wieder andere Militärs an die Macht. Seitdem schikanieren die Militärs die Soldaten der UN-Truppen, die seit 2013 für Sicherheit garantieren und malische Soldaten ausbilden.

Ernüchternde Bilanz

Die Bilanz von zehn Jahren Friedens- und Ausbildungsmission der Bundeswehr in Mali: ernüchternd. Jetzt geht es nur noch um Abzug aus einem Land, welches die Bundeswehr und ihre Soldaten sind nicht mehr will: Die Bundeswehr packt nach der Entscheidung des UN-Sicherheitsrats schneller als gedacht ihre Sachen. Die UN haben mit ihrem Sicherheitsrat dem Druck der malischen Militärjunta nachgegeben – einstimmig hat das Gremium am Freitag den Beschluss zum Ende der Mission gefasst.  Die Mission MINUSMA (Mission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali) wird so schnell wie möglich beendet. Die malische Militärregierung setzt auf die Söldner der russischen Wagner-Gruppe, die mit ihren schmutzigen Geschäften in Westafrika auch Geld für Putins Krieg in der Ukraine sammeln.

Dazu wiegt schwer: Mali hat seit der Ankunft der Russen immer mehr Beschränkungen für Flüge oder sogar Land-Patrouillen erlassen – ganze Regionen im Norden wurden für die MINUSMA gesperrt, offenbar, weil die Wagner-Söldner und die malische Armee keine Zuschauer wollen: Sie werden immer wieder der Menschenrechtsverletzungen und Tötungen von Zivilisten beschuldigt. Die Folge: Alle westlichen Truppensteller der VN-Mission MINUSMA haben wegen dieser Probleme ihren Abzug angekündigt. Es wurde zunehmend einsam um die Bundeswehr.

„Rückführung der Bundeswehr ist gut geplant“

„Die Rückführung der Bundeswehr wird auch zum früheren Zeitpunkt machbar sein. Man hat es gut geplant und jetzt geht es darum, das zu realisieren“, bestätigt Oberst André Wüstner, Vorsitzender des Deutschen BundeswehrVerbandes die lange Vorbereitung des Abzuges von 1110 Soldatinnen und Soldaten und ihrem Material. Wüstner war noch Ende des Jahres 2022 in Mali, um sich selbst ein Bild der Lage zu machen. „Es bleibt natürlich mit Blick auf die Lageentwicklung immer ein Restrisiko“, sagt Oberst Wüstner. Aber er gehe davon aus, dass die Bundesregierung immer noch einen guten Draht zu den Machthabern habe. Schnell abziehen könne man immer, wenn es eng werden sollte.

Die Vorbereitungen dafür laufen an. Inzwischen verkauft die Truppe Ausrüstung, die vor dem teuren Transport in die Heimat noch instandgesetzt werden müsste. Da ist es in der Regel kostengünstiger, das Material im Einsatzland zu verkaufen. So ist es manchmal nur eine Grabenfräse, oder aber eine komplette Feldtankstelle, die an den Meistbietenden verkauft wird. Die Bundeswehr verkauft natürlich weder Waffen noch Munition oder Sprengstoff. Es sind aber nicht selten auch Erinnerungen an einen zehn Jahre währenden Einsatz, bei dem gut 17.000 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr in den verschiedenen Kontingenten mit Leidenschaft und Überzeugung ihren Dienst getan haben.

Deutschland hat viel investiert

„Die Soldatinnen und Soldaten müssen jetzt von Aufbau- in den Abbaumodus wechseln“, weiß Ulf Laessing, Leiter Regionalprogramm Sahel der Konrad-Adenauer-Stiftung. Im Frühjahr 2022 wurde viel in das deutsche Camp Castor in Gao investiert – damals waren die Probleme mit Mali noch fern und man glaubte, länger zu bleiben. Die Bundeswehr brachte mehr Personal zur Sicherung des Camps sowie fünf Rettungshubschrauber und baute zudem ein Feldlazarett für mehr als eine Million Euro.

Deutschland hatte sich nach dem Abzug der Franzosen verpflichtet, Rettungsflüge für verwundete MINUSMA-Soldaten zu übernehmen – daher das neue Lazarett, in dem auch schwere Fälle vor Ort behandelt werden können. Zuvor gab es nur ein chinesisches Lazarett, das aus Sicht der Bundeswehr nicht den Standards westlicher Truppensteller entspricht. Dazu baute die Bundeswehr eine riesige Kantine mit einem hochmodernen Entlüftungssystem.

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