Amerikaner verlangsamen Abzug aus Afghanistan
Vor Beginn des Nato-Gipfels am Wochenende hat US-Präsident Barack Obama angekündigt, den Abzug amerikanischer Truppen aus Afghanistan zu verlangsamen – eine Entscheidung, die auch Auswirkungen auf das Engagement der Bundeswehr am Hindukusch hat.
Gegenwärtig befinden sich noch 9.800 amerikanische Soldaten in Afghanistan. Bis zum Ende von Obamas Amtszeit im Januar 2017 sollte die Kontingentstärke auf 5.500 reduziert werden – nun sollen zu diesem Zeitpunkt aber 8.400 US-Soldaten im Land bleiben. Der Bundesregierung kommt das entgegen: Würden die Amerikaner wie zunächst beabsichtigt ihre Truppenstärke beinahe halbieren, müsste die Bundeswehr aller Wahrscheinlichkeit nach ihren Stützpunkt in Masar-e-Sharif in Nordafghanistan aufgeben.
Im vergangenen Herbst hatte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen davor gewarnt, zu früh aus der Fläche in Afghanistan zu verschwinden. Zum damaligen Zeitpunkt hatte sich die Sicherheitslage dramatisch verschärft. Die Aufständischen konnten sogar kurzzeitig die Provinzhauptstadt Kundus unter Kontrolle bringen. Dem ZDF sagte die Ministerin damals: „Wir haben einfach zu schnell den Abzug der internationalen Gemeinschaft aus Afghanistan geplant.“
Der Deutsche BundeswehrVerband sieht das ähnlich. Noch sind die afghanischen Sicherheitskräfte nicht in der Lage, eigenständig und dauerhaft für Frieden im gesamten Land zu sorgen. Die Ausbildungsmission „Resolute Support“ bringt Fortschritte, aber ein verfrühtes Ende des Einsatzes würde die erzielten Erfolge schnell wieder gefährden. „Man muss weg von diesem Agieren in Zeitlinien“, forderte Hauptmann Andreas Steinmetz, der im DBwV-Bundesvorstand für Auslandseinsätze zuständig ist, schon vor mehreren Monaten. Vielmehr sei ein lageabhängiges Handeln gefordert, so der stellvertretende Bundesvorsitzende. Für Afghanistan wie für alle anderen Einsatzgebiete gelte das Motto: „Entweder richtig oder gar nicht.“