Ärztin des Erkundungsteams: „Erschreckend, wenn man die Zustände in Portugal sieht“
„Ein 26 Personen umfassendes Hilfsteam des Sanitätsdienstes der Bundeswehr soll am Mittwoch von Wunstorf aus zum Flughafen Humberto Delgado bei Lissabon starten“, berichtete das BMVg am Montag in seiner Pressemitteilung. Der Hilfseinsatz ist zunächst für drei Wochen geplant.
Ausgangspunkt für die Entscheidung des Verteidigungsministeriums zur Bereitstellung von Personal und medizinischem Gerät an die stark von Corona betroffene Nation bildeten die Berichte des vorab entsandten Erkundungsteams.
Frau Oberfeldarzt Nicole Weihgold war Teil des Erkungdungsteams und berichtet in einem Telefoninterview der Bundeswehr von der Lage vor Ort.
„Die Personalsituation ist mehr als angespannt“, berichtet die Fachärztin für Anästhesie. Demzufolge liege der Betreuungsschlüssel in den Kliniken bei einem Pfleger / einer Pflegerin für 12 bis 14 Patienten. „Das ist überhaupt nicht ausreichend und das Krankenhauspersonal ist deutlich überlastet auch durch die langen Schichten“, erklärt Weihgold. Darüber hinaus berichtet sie auch von materiellen Engpässen. Es fehle vor allem an Möglichkeiten zu nicht-invasiven Beatmung. Gemeint sind sogenannte „High-Flow-Sauerstoff-Therapie-Geräte, die gerade in der Frühphase der Erkrankung gut eingesetzt werden können, um so möglicherweise die Intubation zu umgehen.“
Auf die Frage, wie sich das am Mittwoch auszusendende Team vor COVID-19 schützt, betont Frau Oberfeldarzt, dass die Hygienemaßnahmen in Deutschland und Portugal identisch seien. Neben Schutzkitteln oder Anzügen werden die Teammitglieder Schutzhauben, FFP-2-Masken sowie eine Schutzbrille oder ein Facefield und doppelte Handschuhe tragen. „Das Ankleiden und Auskleiden funktioniert auch dort nach dem Vier-Augen-Prinzip“, erklärt Weihgold. Die Ärzte, Pfleger und Hygieneexperten des Teams arbeiten überwiegend in Bundeswehrkrankenhäusern und hatten deshalb schon in erster Priorität zumindest die erste Impfung gegen das Virus erhalten.
Abschließend erklärt die Fachärztin, dass auch den Menschen in Portugal klar sei, dass Deutschland kein Team von 200 oder 300 Personen zur Hilfe schicken könne, um ein komplettes Krankenhaus zu betreiben. Dennoch sei dort „jede Hilfe willkommen!“
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