Die Bundeswehr bietet zahlreiche Karrieremodelle. Diese jungen Soldaten haben sich für die Marine entschieden und werden im Berliner Bendlerblock vereidigt. (Foto: dpa/picture alliance)

Die Bundeswehr bietet zahlreiche Karrieremodelle. Diese jungen Soldaten haben sich für die Marine entschieden und werden im Berliner Bendlerblock vereidigt. (Foto: dpa/picture alliance)

14.08.2017
DBwV

„Ziel der Personalentwicklung ist lebenslanges Lernen“

Oberst i.G. Hans-Dieter Müller ist seit April 2017 mit der Führung der Abteilung IV des Bundesamts für das Personalmanagement der Bundeswehr beauftragt. Im Interview äußert er sich zu den Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten für Soldaten auf Zeit sowie die Öffnung der Laufbahn für den Status Berufssoldat.

Die Bundeswehr: Wie bewerten Sie die Entwicklungsmöglichkeiten für Soldaten auf Zeit?

Oberst Hans-Dieter Müller: Gestatten Sie mir, dass ich hier zunächst ein kleines bisschen aushole. Wie Ihnen bekannt ist, wurde mit der Trendwende Personal im Jahr 2016 ein Paradigmenwechsel in der Personalentwicklung der Bundeswehr eingeleitet. Vom stetigen Personalabbau zur Reduzierung der Streitkräfte mit dem Ziel von 170.000 Berufs- und Zeitsoldaten gemäß Vorgabe des Personalstrukturmodells 185 wurde durch die Trendwende eine Erhöhung des Personalumfangs eingeleitet. Das bedeutete für das BAPersBw und insbesondere für meine Abteilung mit dem größten Personalführungsumfang ein radikales Umdenken vom Personalabbau hin zum stetigen Personalaufwuchs. Der geplante Personalaufwuchs auf insgesamt 182.000 Berufs- und Zeitsoldaten bis zum Jahr 2024 stellt uns vor enorme Herausforderungen. Zudem gilt es, den gegenwärtigen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen wie dem demografischen Wandel, der hervorragenden wirtschaftlichen Lage Deutschlands wie auch der zunehmenden Individualisierung von Arbeitszeitmodellen Rechnung zu tragen, um in der Konkurrenz mit anderen Arbeitgebern weiterhin überzeugen zu können.

Vor diesem Hintergrund ist die Forderung von Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen nach Steigerung der Attraktivität des Arbeitgebers Bundeswehr nur folgerichtig. Als bundesweit präsenter Arbeitgeber bietet die Bundeswehr zahlreiche Karrieremodelle sowie Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen an. Wir beleuchten derzeit alles, selbstverständlich auch die Entwicklungsmöglichkeiten unserer Soldaten auf Zeit.

Hier hat sich in den letzten Jahren bereits vieles zugunsten der SaZ verbessert. Im Bereich der Verpflichtungszeiten ist beispielsweise deutlich mehr Flexibilität in Art und Umfang möglich geworden. In enger Zusammenarbeit mit den geführten Soldaten/Soldatinnen gestalten wir die Verpflichtungszeit maßgeschneidert auf deren berufliche Zielplanung. Die Bundeswehr bietet den SaZ darüber hinaus ein sehr breit aufgestelltes Angebot an Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen sowie Ausbildungsberufe, die in erster Linie zwar der geplanten Verwendung des Soldaten angepasst sind, aber auch im Hinblick auf die Zeit nach der Bundeswehr durchaus bessere Einstiegschancen auf dem freien Arbeitsmarkt ermöglichen. Eine weitere wichtige Entwicklungsmöglichkeit ist der Wechsel in eine höhere Laufbahn, sei es zum Unteroffizier, Feldwebel oder sogar zum Offizier des Militärfachlichen Dienstes. Die Auswahl oder Zulassung zu einer dieser Laufbahnen zieht eine maßgeschneiderte Weiterqualifizierung für die neue Laufbahn nach sich.

Zur Entwicklung der SaZ gehört natürlich auch die Entscheidung über die Ernennung zum Berufssoldaten. Jährlich finden daher in der Abteilung IV Auswahlkonferenzen statt, bei denen Soldaten mit besonders herausragenden Leistungen betrachtet werden. Sie können sich bewerben oder werden durch ihre Vorgesetzten für die Umwandlung ihres Dienstverhältnisses vorgeschlagen.

Was spricht dafür oder dagegen, die Laufbahn Berufssoldat für Mannschaften zu öffnen?

Mit diesem Themenfeld setzen sich die Leitung des BAPersBw sowie die Personalführung in der Abteilung IV, nicht zuletzt aufgrund  einer anzustrebenden Personalbindung, schon länger intensiv auseinander.  

Die Übernahme eines Mannschaftssoldaten in den Status eines Berufssoldaten erscheint aus Sicht der Soldaten zunächst durchaus attraktiv, bietet der Status doch soziale Sicherheit und berufliche Planbarkeit. Bei näherer Betrachtung des Berufsbilds eines Mannschaftssoldaten bestehen jedoch erhebliche Zweifel hinsichtlich der Sinnhaftigkeit einer solchen, auf lange Dauer angelegten Bindung an den Arbeitgeber Bundeswehr auf dieser Ebene. Besonders kritisch sind hier einsatznahe Verwendungen. Hier benötigen wir weiterhin den jungen, physisch und psychisch robusten Soldaten. Die Öffnung der Laufbahn für den Status eines Berufssoldaten birgt auch immer die Gefahr der Überalterung.

Die Bewerberlage für die Laufbahn der Mannschaften ist sehr gut. Ein Attraktivitätsproblem wird nicht gesehen. Die Personalführung legt vielmehr den  Fokus darauf, die Soldaten aus der Laufbahn der Mannschaften im Zuge des Laufbahnaufstiegs zu fördern. Ziel der Personalentwicklung ist nicht Stillstand, sondern lebenslanges Lernen und Qualifizierung. Die Laufbahn der Mannschaften ist demnach eine Einstiegslaufbahn in die Bundeswehr und daher nicht für eine „berufslebenslange“ Verwendung geeignet! Durch die zahlreichen Karrieremodelle können Angehörige der Mannschaftslaufbahn als Unteroffiziere und Offiziere in den Status eines Berufssoldaten weiter gefördert werden. Dies sichert zugleich die Attraktivität der schon zahlenmäßig besonders einsatzrelevanten Feldwebellaufbahn.

Meine Abteilung unternimmt größte Anstrengungen zur Unterstützung der von der Bundesverteidigungsministerin ins Leben gerufenen Trendwende Personal. Die Personalbindung ist dabei eines unserer Schlüsselinstrumente zum Aufwuchs in den Laufbahnen der Mannschaften und der Unteroffiziere. Dabei steht die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr natürlich weiterhin an oberster Stelle. Der Status Berufssoldat innerhalb der Laufbahn der Mannschaften unterstützt diese Zielsetzung nach meiner Bewertung langfristig nicht.

Wie sieht die personelle Lage in Ihrer Dienst­stelle aus? Für wie viele Mannschaftssoldaten ist ein Personalführer zuständig?

Die aktuelle Personallage im BAPersBw Abteilung IV kann derzeitig durchaus als gut bewertet werden, bezieht sich in der Gesamtbewertung aber nicht nur auf direkt mit der Personalführung beauftragte Bereiche. Bereits im Rahmen der Agenda Attraktivität wurde der Personalumfang bei den personalführenden Referaten meiner Abteilung erhöht, um eine höhere Betreuungsdichte zu schaffen. Des Weiteren wird im Rahmen der Trendwende Personal auch ein grundsätzlicher Aufwuchs an Dienstposten erreicht, um hier die zeitgemäße und dem Auftrag entsprechende gute Personalführung weiterhin zu gewährleisten. Darüber hinaus gab es einen zusätzlichen Dienstpostenaufwuchs bei den Personalführern der Mannschaftsdienstgrade, da für die Teilstreitkräfte Luftwaffe (Ende 2015) und  Heer (Mitte 2016) die Personalführung nun auch zentralisiert aus dem Hause BAPersBw durchgeführt wird.

Bei den Personalführern der Mannschaften variiert die Größenordnung der geführten Soldaten im Bereich von rund 600 bis 800 Soldaten pro Personalführer. Dieser Größenunterschied ist abhängig von den unterschiedlich großen Verwendungsbereichen, die sinnvoll nicht weiter aufzuteilen sind.

Welche Möglichkeiten hat der Soldat, mit seinem Personalführer in Kontakt zu treten?

Kommunikation und der Austausch zwischen der Personalführung und den geführten Soldaten sind für uns von  ganz besonderer Wichtigkeit. Kommunikation liefert gegenseitige Information, schafft gegenseitiges Verständnis und fördert das gegenseitige Vertrauen. Mit der Ausweitung der sogenannten Personalentwicklungsgespräche, zum Beispiel nach der Auswahl zum Berufssoldaten oder nach Zuerkennung der individuellen Förderperspektive A9mZ (Oberstabsfeldwebel/-bootsmann), wird diesem Grundsatz durch die Abteilung IV Rechnung getragen. Grundsätzlich streben wir an, dass der Personalführer mit jedem Soldaten mindestens einmal jährlich einen Kontakt pflegt.

Dem Soldaten stehen für die Kontaktaufnahme mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Die „klassische“ Variante ist nach wie vor der Kontakt über den jeweiligen Disziplinarvorgesetzten oder auch über den zuständigen Kompaniefeldwebel (Spieß). Bei dieser Art der Kommunikation führt die direkte Einbringung von dienstlichen Gegebenheiten durch die zuständige Dienststelle meist zu sehr schnellen Antworten und Entscheidungen seitens der Personalführung.

Sollte der Soldat diese Möglichkeit beispielsweise aus persönlichen oder zeitkritischen Gründen nicht wahrnehmen wollen oder können, steht ihm auch der direkte, persönliche Kontakt zu seinem Personalführer offen. Der Erstkontakt kann dann sowohl telefonisch als auch schriftlich via Post oder E-Mail erfolgen. Ein weiterer, persönlicher Kontakt kann im Anschluss und nach Absprache mit dem Personalführer bei entsprechender Notwendigkeit vereinbart werden.

Aber lassen Sie mich an dieser Stelle auch betonen, dass die Mitarbeiter der Abteilung IV nicht nur stets ein offenes Ohr für die Belange der zu führenden Soldaten haben, sondern ebenfalls ihren Auftrag erfüllen müssen. Dieser ist die Personalbedarfsdeckung gemäß den Bedarfsträgerforderungen zur Sicherstellung der Einsatzbereitschaft der Bundeswehr. Daher gilt der Grundsatz: Wo immer persönliches und dienstliches Interesse in Einklang gebracht werden können, ist dies umzusetzen. In allen anderen Fällen ist im gegenseitigen Dialog nach einer gemeinsamen Lösung zu suchen!

Mit Rat und Hilfe stets an Ihrer Seite!

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