Nicole Deitelhoff und Oberst André Wüstner in der ZDF-Talkshow „Maybrit Illner“. Foto: ZDF/Jule Roehr

Nicole Deitelhoff und Oberst André Wüstner in der ZDF-Talkshow „Maybrit Illner“. Foto: ZDF/Jule Roehr

15.06.2023
Von Frank Jungbluth

„Wir werden noch brutalere Bilder sehen“

Berlin. Die Offensive der Ukraine läuft seit Tagen an. Die Welt sieht extrem heftige Kämpfe. Wo bleibt der massive Durchbruch durch die russischen Sperranlagen? Das war die Frage, die am Donnerstagabend in der ZDF-Talkshow „Maybrit Illner“ beantwortet werden sollte. Denn das Ziel der ukrainischen Truppen ist die Küste des Schwarzen Meeres. Russland soll von der Krim abgeschnitten werden, die Putins Truppen 2014 völkerrechtswidrig besetzt haben. Mit dabei als Experte in der TV-Runde: der Bundesvorsitzende Oberst André Wüstner.

„Wir sind in einer Phase massiver Geheimhaltung. Unsere Geheimdienste werden einen guten Überblick haben, aber darüber spricht man natürlich nicht. Der russischen Propaganda würde ich keineswegs glauben. Es werden immer wieder dieselben angeblich zerstörten deutschen oder amerikanischen Panzer in den russischen Medien gezeigt“, hat Oberst André Wüstner eine Erklärung dafür, warum es Zweifel am Erfolg der ukrainischen Offensive gibt.

Hohe Kampfmoral und Widerstandsfähigkeit auf ukrainischer Seite

Der Bundesvorsitzende weiß, dass die Angriffe der ukrainischen Brigaden erst ein Anfang sind. „Da prallen in den nächsten Wochen und Monaten starke Streitkräfte aufeinander. Wir kommen jetzt in eine brutale Phase. Die Bilder werden noch brutaler werden. Die Russen hatten viel Zeit, sich einzugraben. Die Ukrainer haben eine sehr gute Kampfmoral, die Widerstandsfähigkeit der Bevölkerung ist groß. Es wurde ja suggeriert, die Ukrainer schlagen eines Tages los und man stößt durch wie das Messer durch die Butter. So schnell geht es aber nicht, so schnell kann es gar nicht gehen.“

„Das hat eine neue Qualität“, sagt der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil. „Das ist etwas, worauf man sich einstellen musste. Die Bilder sind grausam, sie gehören zu einem Krieg, den wir alle nicht wollen.“

Ziel bleibt Befreiung der Ukraine

Für den CDU-Verteidigungsexperten Roderich Kiesewetter ist klar: „Der Westen, Europa, muss jetzt schnell nachliefern. Der russische Angriff bleibt ein Terrorangriff gegen die Existenz der Ukraine. Wir haben leider ein halbes Jahr verloren, weil wir nach der Offensive im Herbst 2022 mit den Lieferungen gestoppt haben. Die Ukraine wird den Krieg ohne unsere Unterstützung nichtg durchstehen. Das Ziel bleibt die Befreiung der Ukraine.“

Auch der Diplomat und Politikexperte Wolfgang Ischinger ist sicher, dass man jetzt Geduld braucht: „Es ist nachvollziehbar, dass der ukrainische Generalstab jetzt sagt: Alles geheim. Geheimhaltung ist wichtig und nachvollziehbar. Es ist verwegen, wenn in unseren Medien allzu viel spekuliert wird und zum 50. Mal ein Leopard-Panzer gezeigt wird, der angeblich liegen geblieben ist. Man braucht eine Überlegenheit drei zu eins, wenn man angreift, wie die Ukrainer das jetzt machen. Das ist ein Landkrieg. Das sind Bilder, die wir aus Büchern über den 2. Weltkrieges kennen.“

Wüstner: Ukraine braucht jetzt vor allem auch massiv Munition

Wie kann man unter diesen Bedingungen einen Vormarsch beginnen? „Wir sind moch in einer Vorphase, wo wir Gefechtsaufklärung durch Kampf erleben“, weiß André Wüstner. „Wichtig ist in solchen Fällen, dass man ein Gefecht der verbundenen Waffen führen kann. Die deutschen Geparden bräuchte man für diese Offensive, die müssen aber gleichzeitig die ukrainische Zivilbevölkerung in den Städten vor Luftangriffen schützen. Der Westen darf nicht müde werden, nachzuschieben. Die Ukraine braucht jetzt vor allem auch massiv Munition“, so der Bundesvorsitzende.

Die komplette Sendung finden Sie >> hier in der ZDF-Mediathek.

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