Wertschätzung der Streitkräfte: Wir wünschen uns mehr Engagement von der Politik
„Was sind uns die Soldaten wert?“ Antworten auf diese Frage zu geben, war das Ziel einer gemeinsamen Veranstaltung der Deutschen Atlantischen Gesellschaft (DAG) und der Karl-Theodor-Molinari-Stiftung (KTMS) des Deutschen BundeswehrVerbands. Bei der Podiumsdiskussion im Presse- und Informationsamt der Bundesregierung in der Berliner Dorotheenstraße ging es aber ausnahmsweise nicht um Geldsummen oder um das Verteidigungsbudget – debattiert wurde vielmehr über die Wertschätzung der Streitkräfte in der Gesellschaft.
Der frühere Wehrbeauftragte Reinhold Robbe, Vizepräsident der DAG und Mitglied des Kuratoriums der KTMS, begrüßte die zahlreichen Gäste und führte sie auch gleich in die Thematik ein: In der Gesellschaft herrsche ein zumindest ambivalentes Verhältnis zur Bundeswehr. Auch wenn die Streitkräfte bei einem überwiegenden Teil der Bevölkerung ein hohes Ansehen genießen, gebe es immer wieder heftige Anfeindungen gegenüber der Bundeswehr, stellte Robbe fest: „Was zum Beispiel an Hasskommentaren in den sozialen Netzwerken veröffentlicht wird, ist mitunter erschreckend. Das ist ein Phänomen, das ich überhaupt nicht akzeptieren kann.“ Der ehemalige Wehrbeauftragte rief dazu auf, den notwendigen Diskurs über das Verhältnis der Gesellschaft zu den Soldaten unbedingt fortzusetzen.
Der aktuelle Wehrbeauftragte, der SPD-Politiker Hans-Peter Bartels, warf den Medien vor, nicht ganz unschuldig an dem Bild zu sein, das die Soldaten in der Gesellschaft prägt. „Bestimmte Themen werden gemieden und gar nicht transportiert“, sagte Bartels. Ein weiteres Problem sei, dass die Bundeswehr in den vergangenen Jahrzenten immer kleiner geworden und ihre Präsenz sowie Wahrnehmung im zivilen Leben somit ebenfalls immer weiter zurückgegangen sei. Umso wichtiger sei heute die Rolle von Organisationen und Verbänden wie auch dem DBwV, um notwendige Diskussionsimpulse zu geben.
An der durch den Journalisten Thomas Wiegold moderierten Podiumsdiskussion beteiligten sich neben Bartels Brigadegeneral Markus Laubenthal, Chef des Stabes der US Army Europe, Brigadegeneral Rob Rider, Verteidigungsattaché an der Botschaft des Vereinigten Königsreichs Großbritannien und Nordirland in Berlin, sowie Hauptmann Andreas Steinmetz, Stellvertretender Bundesvorsitzender des DBwV. Brigadegeneral Laubenthal warb für mehr Transparenz, um die Kontakte zwischen Militär und Bevölkerung zu vertiefen: Allein im vergangenen Jahr hätten mehr als 6000 Menschen die Lucius-D.-Clay-Kaserne, Sitz des US-Hauptquartiers in Europa, besucht.
Hauptmann Steinmetz sagte, dass die Wertschätzung für Soldaten handhabbar gemacht werden müsse. „Wir müssen es den Menschen erklären: Worin besteht der Dienst der Soldaten, was ist deren Aufgabe?“ Der DBwV leiste dies bei einer Vielzahl von Veranstaltungen, so Steinmetz. Das sei aber nicht genug: „Wir wünschen uns noch mehr Engagement von anderer Seite – etwa von der Politik. Die Bundeswehr findet immer weniger in der Fläche statt, das muss anderweitig kompensiert werden.“