„Verstärkung für die Armee“ - ein Filmprojekt über die Reserve
Koblenz. Sie sind unscheinbar, gelten häufig als gesellige Kumpanen bei Kameradschaftsabenden und sind eher selten in Uniform zu sehen: die Reservisten. Doch dieses Bild der ehemaligen Soldaten ist längst überholt. Der Reservist – auch als zuvor Ungedienter – steht mitten in der Truppe. Die Reserve ist die „Verstärkung für die Armee“. Unter diesem Arbeitstitel ist unter Federführung von Björn Albrecht, der einen zehnmonatigen Reservedienst im Kommando Sanitätsdienst macht, eine Filmreportage entstanden, der mit dem verstaubten Image des Reservisten aufräumen und vor allem die Möglichkeiten aufzeigen soll, die sich Frauen und Männern durch die Reserve bieten.
„Die Reservisten sind eine große Unterstützung für die Armee geworden. Sie sind den Soldaten in ihren Rechten und Pflichten gleichgestellt“, berichtet Albrecht. Diese Erfahrung macht er derzeit in Koblenz selbst. Dort ist er zehn Monate in der Öffentlichkeitsarbeit des Kommandos Sanitätsdienst eingesetzt und wirkte an dem Aufbau des Fachbereichs IV4 Reservistenangelegenheiten mit.

Erst dadurch lernte er die umfangreichen Möglichkeiten für Reservisten in der Bundeswehr kennen. „Viele Menschen können sich hier beteiligen, ihren Dienst tun, der Gesellschaft und ihrem Land etwas zurückgeben“, schildert Albrecht auch seine eigenen Beweggründe, wieder die Uniform zu tragen. Von 1995 bis 1999 war er aktiver Soldat und schnupperte bei den Heeresfliegern in Fritzlar Kerosin, wie er berichtet. Sein späterer Werdegang führte ihn zur Lufthansa, danach war er Pilot bei einer anderen Gesellschaft. Aber auch mal Abstand gewinnen vom Alltag, vom zivilen Beruf, um mit frischem Blick wieder einzusteigen, sei eine Option, die der Reservedienst biete. „Viele wissen gar nicht, welche Möglichkeiten sie hier haben. Deswegen wollte ich das öffentlich bekannt machen“, so Albrecht. Das war die Geburtsstunde für das Filmprojekt über die Reserve.
Albrecht, der im zivilen Leben als freier Journalist tätig ist, setzte sich mit den zuständigen Abteilungen, Presseinformationszentren und dem BMVg in Verbindung, wo er mit seiner Idee auf Begeisterung und offene Türen stieß. „Die Zusammenarbeit mit dem PIZ und dem BMVg, das uns immer Rückendeckung gegeben hat, war sehr gut“, lobt Albrecht und bedankt sich für das Vertrauen, das ihm entgegengebracht worden ist.
Ungediente Apothekerin auf dem Weg zur Reservistin
Albrecht fungierte als Aufnahmeleiter, er war also Organisator und die Schnittstelle zwischen Team und Bundeswehr sowie Entscheidungsträgern. Mit dem Produzenten arbeitete er schon vorher zusammen. Zu besetzen war allerdings noch die Hauptrolle. Die Idee: Den Werdegang eines Reservisten begleiten, von der Ausbildung bis zur Verwendung. Da kam Alexa Schnölzer ins Spiel. Die ungediente 37-jährige Apothekerin aus Moers will Reservistin werden und erklärte sich bereit, auf ihrem Weg dorthin vom Filmteam begleitet zu werden.

Neun Drehtage war das fünf- bis sechsköpfige Team in ganz Deutschland unterwegs für die 30-minütige Reportage, die im Spätsommer/Herbst im „SWR“ ausgestrahlt werden soll. „Wir wollen nicht einfach nur eine Geschichte erzählen, sondern den Zuschauer auch am Bildschirm halten – und dafür brauchen wir Motive, die echte Hingucker sind“, betont Albrecht. Weil ein A400M mit einer Apotheke nicht zur Verfügung stand, besuchte das Team mit der Protagonistin den Einsatztruppenversorger „Berlin“ in Wilhelmshaven. „Sie wollte auch möglichst viel erfahren und auch an ihre Grenzen gehen. Deswegen war sie auch bei ELUSA, der Einsatzlandunspezifischen Ausbildung.“ Das Filmteam durfte auch hier dabei sein, als Schnölzer an ihre körperlichen und psychischen Grenzen ging.
Schlussdreh beim Gelöbnis am 20. Juli
Das Bundeswehrkrankenhaus in Berlin und das Kommando Sanitätsdienst in Koblenz sind einige der weiteren Schauplätze. Mit dem Gelöbnis am 20. Juli im Bendler-Block zum 75-jährigen Stauffenberg-Attentat und zugleich dem ersten großen öffentlichen Auftritt der neuen Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer endeten die Dreharbeiten. Und das kostete noch einmal starke Nerven und Arbeit. Denn die Protagonistin musste nicht nur Teil der Formation sein – wofür sie vorher noch eine Woche den Formaldienst übte –, sondern sie musste auch in der ersten Reihe stehen. Schließlich wurde noch immer gedreht. Letztlich habe alles geklappt, berichtet Albrecht erfreut.
Am Ende der Dreharbeiten zeigt er sich auch etwas erleichtert. Denn immer einfach war das Projekt, für das die Planungen bereits im September 2018 begonnen hatten, nicht. „Es war auch eine anstrengende Zeit“, räumt der 45-Jährige ein. Und es gab auch kuriose Situationen, in denen er beispielsweise als Hauptgefreiter schon mal einem General und Oberst sagen musste, dass sie wegen der Dreharbeiten den Platz räumen müssten. Komische Blicke und Nachfragen waren da garantiert. Aber auch diese Situationen wurden souverän gemeistert. „Ich bin froh, dass ich in meiner Funktion ernstgenommen worden bin und man mir das nötige Vertrauen entgegengebracht hat“, so Albrecht.
Albrecht strebt die Offizierslaufbahn an
Das Rohmaterial liegt jetzt in den Händen des Produzenten und Cutters, die daraus die 30-minütige Reportage erstellen. Das Ergebnis wird auch Albrecht erst mit der Ausstrahlung sehen, der Termin wird noch bekanntgegeben. Sorge, dass seine Intention, die Reservisten als große Unterstützung für die Armee in die Öffentlichkeit zu bringen und auch Anerkennung zu zollen für den Dienst, den die Soldaten leisten, verfremdet oder verfehlt wird, hat er nicht. Schon zuvor arbeitete er mit dem Produzenten erfolgreich zusammen.
Jetzt, wo Albrechts Auftrag erfüllt ist, widmet er sich wieder seinen eigentlichen Aufgaben: der Öffentlichkeitsarbeit im Kommando Sanitätsdienst. Mit dem Ende seiner Verwendung dort will er die Uniform aber nicht wieder zurück in den Schrank legen, sondern eine Offizierslaufbahn anstreben. Das Assessment hat er bereits erfolgreich absolviert. Gerne würde er weiter Reservedienst in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit leisten. „Dafür bin ich immer ansprechbar.“