Digitaler Tag der Bundeswehr: Moderator Hauptmann David Zeidler im Interview mit der Wehrbeauftragten Eva Högl. Screenshot: DBwV

Digitaler Tag der Bundeswehr: Moderator Hauptmann David Zeidler im Interview mit der Wehrbeauftragten Eva Högl. Screenshot: DBwV

13.06.2020
Yann Bombeke

Tag der Bundeswehr auch digital ein Erfolg

Berlin. Corona zum Trotz fand der Tag der Bundeswehr 2020 statt – erstmals in digitaler Form. Zahlreiche Bereiche der Bundeswehr präsentierten ihre Fähigkeiten, zu Wort kamen unter anderem die Wehrbeauftragte und die Verteidigungsministerin, die sich auch zu den Extremismus-Verdachtsfällen in den Streitkräften äußerte.

Diese Frage haben sich sicherlich viele Menschen im Vorfeld gestellt: Kann ein digitaler Tag der Bundeswehr am Bildschirm das bewährte Original, den Besuch bei der Truppe am nächstgelegenen Standort, ersetzen? Die Antwort: Nicht wirklich, aber dennoch ist der Bundeswehr diese Premiere gelungen. Zwei Stunden lang gewährten Streitkräfte und zivile Ämter spannende Einblicke in das Innenleben der Bundeswehr.
 
Auf dem Paradeplatz des Verteidigungsministeriums in Berlin war das Studio für die Sendung, die auf dem Youtube-Kanal von „Bundeswehr Exclusive“ übertragen wurde, aufgebaut worden – vor der imposanten Kulisse des Ehrenmals der Bundeswehr. Hauptmann David Zeidler und Social-Media-Experte Dan Goihl führten die Zuschauer durch das vielseitige Programm und schalteten live zu Dienststellen der Bundeswehr im In- und Ausland.

Mit Spannung war das Statement der Verteidigungsministerin erwartet worden, das vor der Sendung aufgezeichnet worden war. Annegret Kramp-Karrenbauer ging auch auf die Verdachtsfälle von Rechtsextremismus ein, die zurzeit für Negativschlagzeilen sorgen. Die Ministerin wurde deutlich: „Ich will es ganz klar sagen: Extremismus und insbesondere Rechtsextremismus haben in der Bundeswehr keinen Platz.“ Dies sei man der überwiegenden Mehrheit der Männer und Frauen in der Bundeswehr, die sich ihrem Eid auf das Grundgesetz verpflichtet fühlen, schuldig. Den „wenigen anderen, die anders unterwegs sind“ müsse ganz klar werden: „In der Bundeswehr ist für uns kein Platz.“

Kramp-Karrenbauer sagte, sie sei stolz auf die Leistungen der Männer und Frauen der Bundeswehr, insbesondere in der Bewältigung der Covid-19-Pandemie. „Ich möchte allen Angehörigen der Bundeswehr ein ganz herzliches Dankeschön sagen. Das, was sie in dieser Corona-Zeit geleistet haben, ist ohne Beispiel.“ Vom Konjunkturpaket, das im Zeichen der Corona-Krise aufgelegt wurde, könne auch die Bundeswehr profitieren, so die Ministerin. Geplante Projekte in den Bereichen Digitalisierung oder klimafreundliche Ausstattung könnten nun vorgezogen werden, so bei der Erneuerung des Fuhrparks.

Eva Högl, erst seit wenigen Wochen als neue Wehrbeauftragte im Amt, gab im Interview einen Einblick in die kommenden Schwerpunkte ihrer Tätigkeit als „Anwältin der Soldaten“: „Das Thema Ausrüstung ist ein Dauerbrenner, außerdem Vereinbarkeit von Familie und Dienst. Das bewegt viele, vor allem die jüngeren Soldatinnen und Soldaten.“ Auch zum Thema Corona lägen viele Eingaben vor, die etwa die Schutzmaßnahmen betreffen. Högl sagte, dass sie sich schon viel mit der Bundeswehr beschäftigt habe: „Für eine Abgeordnete des Bundestags ist es eine der schwersten Aufgaben, die Soldaten in die Einsätze zu schicken. Ich habe mich von Anfang an intensiv mit dieser Frage auseinandergesetzt.“ Högl betonte, dass sie ihre Aufgabe als Wehrbeauftragte auch darin versteht, Multiplikatorin in die Gesellschaft zu sein.

Die Zuschauer bekamen aber nicht nur Interviews zu sehen, sondern auch die Aktivitäten der Truppe. So wurde vom Berliner Studio nach Munster geschaltet, wo das Heer seine Fähigkeiten mit dem Kampfpanzer „Leopard 2“, dem Schützenpanzer „Marder“ und dem Kampfhubschrauber „Tiger“ demonstrierte. Der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Alfons Mais gab einen Einblick in das neue „Battle Management System“, mit dem vor kurzem erste Fahrzeuge des Heeres ausgerüstet wurden. „Damit halten wir Schritt an die neuen Anforderungen, die moderne Krisen und Konflikte an Landstreitkräfte stellen“, sagte Mais. Zu Wort kamen auch die Inspekteure des Sanitätsdienstes, Generaloberstabsarzt Ulrich Baumgärtner, und der Streitkräftebasis, Generalleutnant Martin Schelleis.

Aus Wilhelmshaven erfuhr der Zuschauer Details über die neue Fregatte F223 „Nordrhein-Westfalen“, die erst drei Tage zuvor feierlich in Dienst gestellt worden war. Wie in der Marineschule Mürwik der Offiziersnachwuchs ausgebildet wird, zeigte ein Blick in den Simulator einer Schiffsbrücke. Rund 100 Stunden müssen die jungen Offiziere hier üben, bevor sie sicher zur See fahren können.

Auch in die Einsatzgebiete wurde geschaltet: Soldaten schilderten ihre Eindrücke von den Missionen MINUSMA (Mali) und Enhanced Forward Presence (Litauen). Zudem gab es Einblicke in die Nachwuchsgewinnung beim Karrierecenter Hannover und in den Bereich Infrastruktur, Umwelt und Dienstleistungen mit seinen mehr als 20.000 überwiegend zivilen Mitarbeitern. Schließlich demonstrierten das Taktische Luftwaffengeschwader 71 „Richthofen“ in Wittmund und das Zentrum Luftoperationen in Kalkar, wie der Luftraum über Deutschland gesichert wird.

Im Vorfeld nutzten zahlreiche Politiker den Tag der Bundeswehr, um sich für den Einsatz der Angehörigen der Bundeswehr zu bedanken. So startete die CSU eine Online-Kampagne unter dem Motto „Wir.Danken.Euch.“ Der Bundestagsabgeordnete Florian Hahn sagte: „Gerade in der Corona-Krise haben Soldaten, Reservisten und die zivilen Mitarbeiter der Bundeswehr ihre Verlässlichkeit wieder unter Beweis gestellt.“ Und weiter: „Klar ist: Auch unter Corona hat Verteidigung keine Ruh. Als Partei der Bundeswehr unterstützt die CSU die Soldatinnen und Soldaten ganz konkret.“ Die CSU wolle sich weiterhin für die Bundeswehr stark machen. „Trotz Corona wollen und werden wir den Verteidigungshaushalt auch in Zukunft sukzessive steigern“, sagte der CSU-Verteidigungspolitiker.  

Der CDU/CSU-Bundestagfraktionsvorsitzende Ralph Brinkhaus bedankte sich ebenfalls bei der Bundeswehr: „Jeden Tag setzen sich Soldatinnen und Soldaten mit ihrem Leben dafür ein, dass wir in Frieden und Freiheit leben können. Der Tag der Bundeswehr ist eine gute Gelegenheit, allen Soldatinnen und Soldaten für ihren Einsatz und ihre Leistungen für unser Land Danke zu sagen.“

Der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion Henning Otte nannte die Bundeswehr eine „starke Truppe“: „Ich begrüße Veranstaltungen wie den ‚Tag der Bundeswehr' sehr, die das klar zeigen. Bürgerinnen und Bürger unseres Landes können sich so ein transparentes Bild davon machen, was die Bundeswehr tagtäglich leistet. In der Truppe dienen Menschen in Uniform und in Zivil, die engagiert für Deutschland eintreten. Die Bundeswehr ist die wichtige Säule der Verteidigungs- und Sicherheitspolitik in unserer Demokratie und hat ihren festen Platz inmitten der Gesellschaft. Der ‚Tag der Bundeswehr‘ bekräftigt das.“

SPD-Generalsekretär Lars Klinbeil twitterte: „Heute ist Tag der Bundeswehr – ich danke allen Soldatinnen, Soldaten und Zivilbeschäftigten, die ihren Dienst für unseren Staat leisten. Und denen, die sie dabei unterstützen. Danke!“ Auch FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann nutzte Twitter, um ihre Anerkennung zum Ausdruck zu bringen: „Heute ist Tag der Bundeswehr. Zeit, um Danke zu sagen für den Dienst für unser Land, für Frieden und Freiheit.“

Der Digitale Tag der Bundeswehr bot zwei Stunden volles und unterhaltsames Programm, wenn auch in ungewohnter Form. Es war also eine gelungene Premiere – und dennoch bleibt zu hoffen, dass es bei diesem einmaligen Event bleibt und im kommenden Jahr wieder ein „normaler“ Tag der Bundeswehr geboten werden kann.

Sie haben die Live-Übertragung des Tags der Bundeswehr 2020 verpasst? Kein Problem, die vollständige Veranstaltung können Sie sich unter diesem Link anschauen.

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