Soldaten mit Mannschaftsdienstgraden treffen sich auf Einladung des DBwV
Über 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer trafen sich Ende November zur Tagung mit Mannschaftsdienstgraden in der Bundesgeschäftsstelle des DBwV, auf Einladung des stellvertretenden Bundesvorsitzenden Stabsfeldwebel a.D. Thomas Schwappacher und Hauptmann Burghard Marwede, Stellvertreter des Vorsitzenden Ressourcenbereiche
Obergefreiter Markus Meissner vom Gesamtvertrauenspersonenausschuss (GVPA) berichtete zu Beginn der Tagung von seiner Arbeit. Der GVPA ist die Vertretung aller Soldaten zum Beispiel bei Themen wie der Vereinbarkeit von Familie und Dienst, Recht und Organisation oder Arbeitszeit und Gesundheitsschutz. „Zu unseren aktuellen Erfolgen gehört die Einbindung in die Panzerbrigade Litauen, die Task Force Personal und die Reorganisation der Bundeswehr“, sagte Meissner. In Zukunft brauche es unter anderem ein Gesetz zur Stärkung der Einsatzbereitschaft, ein Wehrpflichtgesetz und einen finanziellen Ausgleich von Mehrarbeit im Ausland.
Der zweite Tag der Tagung begann mit einem Vortrag von Oberstleutnant Martin Fomferra, der das Referat IV 3.1.1 im BAPersBw leitet. „Das Ziel ist eine Personalstärke von 203.000 Soldatinnen und Soldaten. Derzeit geht das aber eher in die andere Richtung“, sagte Fomferra. „Die Herausforderung in der Personalgewinnung liegt auch darin, dass es keine Wehrpflicht mehr gibt“, so Fomferra.
Potential bei der Erstverpflichtung
Auch habe der Kampf um Schulabgänger längst begonnen. Was nicht über die Personalgewinnung gemacht werden könne, müssen über die Personalbindung passieren. „Bei der Erstverpflichtung gibt es viel Potential“, sagte Fomferra. Allerdings hake es oft an der Weiterverpflichtung. „Die Soldatinnen und Soldaten brauchen eine Perspektive für die Zeit nach der Bundeswehr“, betonte Fomferra. Oft sei der Freiwillige Wehrdienst ein niedrigschwelliger Einstieg in die Bundesehr. „Viele Soldatinnen und Soldaten lassen sich danach als SaZ weiterverpflichten“, erzählte Fomferra.
In der Task Force Personal seien einige Punkte zur Personalgewinnung und -Bindung festgehalten. „Ziel muss es sein, dass für alle Soldatinnen und Soldaten, die bei der Bundeswehr bleiben wollen, eine Weiterverwendung gefunden wird“, sagte Fomferra.
Vernetzung ist am wichtigsten
Über die politische Arbeit des Verbandes berichtete Fritz von Korff, Leiter der Politikabteilung im DBwV. „Der Verband ist die Verbindung zwischen den Bürgern und dem politischen System in Deutschland“, erzählte von Korff. Im Lobbyregister seien neben dem DBwV 5.938 weitere Verbände und Interessenvertretungen registriert. „Alle Akteure wollen Aufmerksamkeit und erreichen, dass ihre Themen berücksichtigt werden“, sagte von Korff. Deshalb sei es für den DBwV am wichtigsten, sich mit anderen zu vernetzten. „Es geht darum, möglichst viele Leute zu kennen.“ Ziel müsse es sein, dass der Verband die Themen der Mitglieder bis in Wahlprogramme der Parteien und Koalitionsverträge trägt.
Am Nachmittag trafen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in verschiedenen Arbeitsgruppen. Es ging um den Austausch über bestimmte Erwartungen an den Dienstgeber und die Erarbeitung von Vorschlägen. In den vier Arbeitsgruppen ging es um die Themen Junger DBwV, Personalgewinnung und -Bindung, Betreuung und Fürsorge sowie Herausforderungen zum Dienstzeitende.
„Entscheidend ist ein modernes Wehrpflichtmodell“
Am letzten Tag der Tagung gab Stabsfeldwebel a.D. Thomas Schwappacher einen Überblick über die Themen, mit denen sich im DBwV aktuell auseinandersetzt wird. „Dazu gehört unter anderem das Ampel-Aus, das Artikelgesetz und auch die Wahl in den USA“, sagte Schwappacher. Auch mit der Wehrpflicht wird sich beschäftigt: „Wir treten dafür ein, dass es irgendeine Art von Wehrpflichtmodell gibt, gerade mit Blick auf die Personalgewinnung und -Bindung und mit Blick auf die Stärkung der Reserve. Entscheidend ist ein modernes Wehrpflichtmodell“, betonte Schwappacher.
Zum Abschluss der Tagung war die Wehrbeauftragte, Dr. Eva Högl (SPD), eingeladen. Auch sie sprach von Personalbindung. „Das liegt mir besonders am Herzen. Es gibt viele Leute, die in der Bundeswehr bleiben wollen“, sagte Högl.
Vor allem aber stellte sie sich den Fragen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Es ging um die Wehrpflicht, Ausrüstung, Mobbing und sexuelle Übergriffe. Die letzten beiden Punkte hätten in der Bundeswehr „überhaupt gar keinen Platz“, so Högl. Wichtig sei, dass die Opfer sich trauen, die Vorfälle sofort zu melden. „Nur so können wir schnellstmöglich reagieren“, sagte Högl. Vor kurzem habe Verteidigungsminister Pistorius eine Dunkelfeldstudie zu diesem Thema beauftragt.
Das Mindset stimmt
Auch nach Högls Meinung zur Wehrpflicht wurde gefragt. „Ich bin eine blühende Befürworterin für ein Jahr für die Gesellschaft“, sagte Högl. Junge Menschen hätten so die Möglichkeit, Wehrdienst zu leisten, oder ein Jahr in einem sozialen Bereich zu arbeiten. „So kommen junge Menschen mit Menschen zusammen, mit denen sie sonst nicht zusammenkommen würden“, sagte Högl. „Ich bin aber auch der Meinung, dass zwischen Frauen und Männern keinen Unterschied gemacht werden soll.“ Beim Thema Wehrpflicht könne man sich noch einiges bei den skandinavischen Nachbarn abschauen.
Für die Umsetzung einer echten Wehrpflicht fehle es aber noch an einigem: „Es braucht Ausbilder, moderne Stuben und noch viel mehr“, betonte Högl. Bei ihren Truppenbesuchen stelle sie immer wieder fest, an was es fehle. Positiv sei aber das Mindset: „Ich treffe immer wieder herausragende Frauen und Männer. Leider stimmen meistens die Rahmenbedingungen nicht“, sagte Högl.