Sichtbare Verbundenheit von Bundeswehr und Gesellschaft
„Veteran“ dürfen sich seit seit Kurzem Millionen von Menschen nennen: „Veteranin oder Veteran der Bundeswehr ist, wer als Soldatin oder Soldat der Bundeswehr im aktiven Dienst steht oder aus diesem Dienstverhältnis ehrenhaft ausgeschieden ist, also den Dienstgrad nicht verloren hat“, hieß es Ende November 2018 in einem Tagesbefehl von Verteidigungsministern Ursula von der Leyen.
Der Begriff gilt also für einen sehr großen Teil der deutschen Bevölkerung. Doch spiegelt sich das in der Öffentlichkeit auch ausreichend wider? Denn gerade mit dem Wegfall der Wehrpflicht ist eine wichtige Klammer zwischen den Streitkräften und der Zivilgesellschaft weggebrochen. Wird also heute die Arbeit der Bundeswehrangehörigen – der Staatsbürger in Uniform – durch die Gesellschaft angemessen gewürdigt? Es gibt zumindest eine ganze Reihe an Beispielen dafür.
So wurde in diesem Jahr bereits zum fünften Mal der Preis „Bundeswehr und Gesellschaft“ durch das BMVg und den Deutschen Städte- und Gemeindetag vergeben. Die Auszeichnung sei bereits in der Gesellschaft etabliert und entfalte ihre Wirkung, so Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebunds, bei der Verleihung Anfang April. Zu den Preisträgern gehörte in diesem Jahr unter anderen die Karl-Theodor-Molinari-Stiftung, Bildungswerk des Deutschen BundeswehrVerbands.
Ebenfalls etabliert sind die Gelben Bänder und Schleifen der Solidarität mit den Soldaten im Einsatz. Auf den Bändern hinterlassen beispielsweise Bundestagsabgeordnete alljährlich den Angehörigen der Bundeswehr, die in einem der aktuellen Einsätze ihren Dienst leisten und Weihnachten fernab ihrer Liebsten verbringen, ein paar freundliche Worte der Anerkennung. Aber auch zu anderen Anlässen werden die Bänder, die danach in die Einsatzgebiete zu den Soldaten gesandt werden, mit aufmunternden und unterstützenden Grüßen versehen.
Dieses Symbol benutzen aber auch ganze Gemeinden um auf ihre Verbundenheit mit den Menschen der Bundeswehr hinzuweisen. So haben beispielsweise die brandenburgischen Städte Strausberg und Storkow an ihren Ortseingangsschildern zusätzliche Tafeln mit den Gelben Schleifen angebracht.
Die Bänder gibt es als echten „Hingucker“ auch im symbolischen Miniaturformat. Die kleinen gelben Schleifen werden nicht nur von aktiven oder ehemaligen Soldaten in Zivil am Jacketkragen getragen. Auch so mancher Politiker drückt mit dem Abzeichen seine Unterstützung für die Bundeswehrangehörigen in den Einsätzen und einsatzgleichen Verpflichtungen aus.
Ausdruck des Respekts für Soldaten im Einsatz
Ein ebenfalls sichtbares, an der Kleidung zu tragendes Symbol der Verbindung zwischen Bundeswehr und Gesellschaft wird in Sachsen-Anhalt vergeben. Alljährlich bekommen alle Soldaten aus dem Bundesland, die über Weihnachten und Neujahr im Auslandseinsatz sind, die Anerkennungsmedaille des Landtags verliehen. Seit 2003 geschieht dies als Zeichen des Danks und des Respekts von Politik und Gesellschaft, wie der sachsen-anhaltinische Landtag mitteilte. Wie es weiter hieß, ist Sachsen-Anhalt das einzige der 16 Bundesländer mit einer solchen Tradition.
Und das Ganze ist keine Einbahnstraße: Landtagspräsidentin Gabriele Brakebusch bekam Ende vergangenen Jahres für ihr jahrelanges Engagement und die Verbundenheit mit der Bundeswehr zum Dank einen „Commanders Coin“.
Nicht allerorts üblich, aber doch zumindest wünschenswert, um die Bundeswehr stärker in das Bewusstsein der Gesellschaft zu rücken, sind Rückkehrerappelle. Ein schönes Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit: Rund 500 Soldaten aus Mecklenburg-Vorpommern sind nach dem Auslandseinsatz in der Landeshauptstadt zurück in der Heimat begrüßt worden. Und das nicht irgendwo am Rande der Stadt, sondern direkt vor dem Schweriner Schloss, Sitz des Landtags. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig würdigte dabei die Haltung, das Pflichtgefühl und die tiefe Verbundenheit der Soldaten mit unserem Land und seinen Werten: „Sie alle können mit Stolz auf Ihre Einsätze zurückblicken.“
Gedenken nimmt hohen Stellenwert ein
Eines ist auf jeden Fall sicher: Soldaten und weitere Angehörige der Bundeswehr, die im Dienst ums Leben gekommen sind, sollen und dürfen nicht vergessen werden – und dafür ist auch nicht nur zum alljährlichen Volkstrauertag gesorgt. Als zentralen Gedenkort der Bundeswehr gibt es das 2009 eingeweihte, öffentlich zugängliche Ehrenmal am Verteidigungsministerium in Berlin. Ein rund 4500 Quadratmeter großer „Wald der Erinnerung“ in der Nähe von Potsdam ergänzt dieses Ehrenmal. In dessen Innenraum werden mittels LED-Licht die Namen der Toten an eine der Deckenplatten projiziert. Als Ergänzung dazu gibt es seit Mai 2014 ein Buch des Gedenkens. Auf 20 Bronzeseiten sind die Namen der Verstorbenen aufgeführt.
Ähnlich will künftig der Bundestag an die Bundeswehrangehörigen erinnern, die im Auslandseinsatz ums Leben gekommen sind. Bereits seit Längerem ist dafür ein „elektronisches Gedenkbuch“ geplant. Platziert werden soll es einmal im Berliner Paul-Löbe-Haus nahe des Sitzungssaals des Verteidigungsausschusses. Bis es soweit ist, wird es aber noch ein bisschen dauern. Die Bundestagsverwaltung ist Ende des vergangenen Jahres damit beauftragt worden, die inhaltliche wie gestalterische Entwicklung und Herstellung eines digitalen Gedenkbuchs vorzubereiten, hieß es auf Nachfrage. Die Konzeptionsphase der Stele erstrecke sich über mehrere Monate, schließlich handele es sich um ein Projekt mit hoher Symbolkraft. Nach Abschluss des Konzepts erfolge die Ausschreibung zur Herstellung der Stele und des Monitors. Ein konkreter Zeitpunkt, wann das digitale Gedenkbuch in Betrieb geht, wurde nicht genannt.
Das Ehrenmal und der „Wald der Erinnerung“ gehören zu den Zielen von Bundestagsabgeordneten, die mitunter darüber hinaus auch politisch interessierte Bürger zu einem Besuch einladen. Zudem werden die beiden Gedenkorte von ausländischen Delegationen besucht. Regelmäßig reisen auch Schülergruppen ab Klasse zehn aus dem gesamten Bundesgebiet zu den beiden Gedenkorten. GK
Videos zum „Wald der Erinnerung“ und dem Ehrenmal der Bundeswehr gibt es hier und hier.