SVS unterstützt Kinofilm über tiergestützte PTBS-Therapie
Eine Fahrt im Konvoi durch Straßen in Afghanistan. Plötzlich ein ohrenbetäubender Knall und ein Feuerball vor der Frontscheibe. Das Bild wird schwarz, im Kinosaal herrscht Stille. Nächste Einstellung: morgendlicher Nebel, Natur, eine Pferdekoppel. Drei traumatisierte Soldaten versuchen hier, mit der Unterstützung von Pferden über ihre Erlebnisse im Auslandseinsatz hinwegzukommen und ein Leben mit ihrer PTBS-Erkrankung zu erlernen.
„Stiller Kamerad“, so lautet der Titel des Dokumentarfilms, der den Weg von Oliver, Mandy und Roman über zwei Jahre begleitet. Leonhard Hollmann drehte diesen Film, um zum Nachdenken anzuregen. Die Soldaten und Veteranen Stiftung (SVS) des DBwV unterstützte ihn dabei finanziell. Im Filmtheater am Friedrichshain in Berlin wurde der Film nun einem Publikum aus Soldaten, Angehörigen und vielen weiteren Interessierten präsentiert.
Im Film ist Protagonist Oliver gerade dabei, das Pferd Juri durch minimale Signale in eine bestimmte Richtung zu führen, als eine Sirene im Hintergrund ertönt. Für den PTBS-Erkrankten ein Trigger, der ihn sofort erstarren lässt. Er lehnt den Kopf gegen das Pferd, der Körperkontakt mit dem ruhigen Tier hilft. Dieses Gefühl soll Oliver sich einprägen und immer dann ins Gedächtnis rufen, wenn er sich in einer vermeintlichen Gefahrensituation wähnt.
Mandy war im Kosovo stationiert, als sie mit ansehen musste, wie ein kleines Mädchen verschleppt wurde, während sie nicht eingreifen durfte. Die Schuldgefühle plagen sie bis heute, das Vertrauen der Tiere hilft. Roman sagt, er würde ohne die Pferdetherapie nicht mehr leben.
Thema des Dokumentarfilms ist auch, dass diese Art der Therapie von der Bundeswehr bisher nicht anerkannt wird und deshalb Stiftungen wie die SVS finanziell einspringen müssen. Oberstabsfeldwebel a.D. Thomas Bielenberg, stellvertretender Landesvorsitzender Ost im DBwV, erläutert bei einem Besuch der Pferdekoppel im brandenburgischen Paretz: „Zwar unterstützt die Soldaten und Veteranen Stiftung die Kameradinnen und Kameraden bei derartigen Therapiemethoden, aber die Bundeswehr muss die Verantwortung übernehmen, wenn die Schulmedizin wenig Erfolg hat.“
Die Protagonisten des Films, Regisseur Hollmann und Therapeutin Swierczek hoffen nun, dass dieses Filmprojekt auf alternative Therapien für PTBS aufmerksam macht und die Aufnahme in die unentgeltliche truppenärztliche Versorgung der Bundeswehr vorantreibt. Am 7. Februar 2019 startet der Film in den Kinos.
An die Filmvorführung in Berlin schließt sich eine Podiumsdiskussion an: Oberstarzt Dr. Peter Zimmermann, Leiter des Psychotraumazentrums am Bundeswehrkrankenhaus Berlin, DBwV-Bundesvorsitzender Oberstleutnant André Wüstner, Therapeutin Claudia Swierczek und Wolfgang Müller, Stellvertreter des Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestags, diskutieren die Möglichkeiten alternativer Therapieformen bei Belastungsstörungen. Dabei betont Oberstarzt Dr. Zimmermann, dass die Bundeswehr mittlerweile relativ offen gegenüber tiergestützten Therapien sei. Er weist aber auch darauf hin, dass die Traumatherapie ein langwieriger Prozess ist, der neben einer möglichen Tiertherapie aus vielen weiteren Elementen bestehen müsse.
Auch der DBwV-Vorsitzende bestätigt, dass die Bundeswehr im Hinblick auf alternative Therapieformen gute Fortschritte gemacht hat und im Vergleich zu anderen gefährdeten Berufsgruppen deutlich weiter ist. Elementar sei aber die Qualität der Behandlung. Hier räumt Claudia Swierczek ein, dass es in der Traumatherapie viele verschiedene Ansätze gibt, was eine Überprüfbarkeit der Qualität schwierig gestalte.
Den drei Soldaten aus dem Film „Stiller Kamerad“ hat die tiergestützte Traumatherapie von Claudia Swierczek auf jeden Fall geholfen auf der Suche nach neuem Lebensmut und Gelassenheit. Nach der Filmvorführung stehen die drei vor dem Publikum, Mandy sagt: „Ich wünsche jedem Soldaten die Chance, die ich bei Claudi und ihren Pferden hatte.“