Ein Radargerät der Flugabwehr im Fliegerhorst Büchel. Foto: Bundeswehr/Volker Muth

Ein Radargerät der Flugabwehr im Fliegerhorst Büchel. Foto: Bundeswehr/Volker Muth

14.10.2020
Yann Bombeke

Luftwaffe: Viel Übungsaktivität im Westen

Berlin. Großer Übungsbetrieb für die Luftwaffe im Westen der Republik: In der Eifel ist die Übung „Resilient Guard“ angelaufen, an der im Schwerpunkt die Patriot-Staffeln der Flugabwehrraketengruppen 24 und 26 beteiligt sind. In so manche Schlagzeile geriet aber eine andere Übung, die ebenfalls diese Woche gestartet ist: Bei „Steadfast Noon“ geht es um die Verteidigung des Bündnisgebiets mit Atomwaffen.

Ein Schauplatz der Übung ist in diesem Jahr der Fliegerhorst Nörvenich in Nordrhein-Westfalen. Er gilt als möglicher Ausweichstandort für die taktischen US-Atomwaffen vom Typ B61, die nach offiziell unbestätigten Angaben im rheinland-pfälzischen Büchel lagern. Die in Büchel stationierten B61, 20 Stück sollen es etwa sein, könnten im Rahmen der „nuklearen Teilhabe“ in der Nato im Ernstfall auch von deutschen Tornados abgeworfen werden. Weitere US-Atomwaffen sollen in Italien, Belgien, der Türkei und den Niederlanden lagern. An der aktuellen Übung sind zum Beispiel auch niederländische, belgische und italienische Kampflugzeuge beteiligt.

In den Medien wurde die Meldung der Nachrichtenagentur „dpa“ zur „geheimen Übung“ von einigen Medien gerne mit reißerischer Überschrift übernommen: „Deutsche Luftwaffe trainiert für Schreckensszenario Atomkrieg“ war etwa in der „Berliner Zeitung“ zu lesen. Doch so geheim ist die Übung nicht, auch wenn sich die Nato mit eigenen Angaben bedeckt hält: Regelmäßig im Herbst trainiert das Bündnis mit „Steadfast Noon“ den Ernstfall. Geübt wird dabei, wie die Bomben aus den Bunkern geholt und die Flugzeuge mit ihnen beladen werden. Die Übungsflüge erfolgen dann ohne Bombenlast.

Ein Nato-Sprecher betonte laut „dpa“, dass „Steadfast Noon“ eine defensive Routine-Übung sei, die nicht in Verbindung zu aktuellen Entwicklungen stehe. Die Bündnispartner setzten sich nachdrücklich für Rüstungskontrolle und Abrüstung ein. So habe die Verteidigungsallianz beispielsweise nach dem Ende des Kalten Krieges die Zahl der Atomwaffen in Europa drastisch reduziert. „Die Nato setzt sich weiter für eine Welt ohne Atomwaffen ein“, sagte der Sprecher. „Aber solange es Atomwaffen gibt, bleibt die Nato ein Nuklearbündnis.“

Unweit von Nörvenich entfernt läuft in Büchel gleichzeitig die Übung „Resilient Guard“, bei der die Luftwaffe trainiert, den dortigen Fliegerhorst gegen einen möglichen Angriff aus der Luft zu verteidigen. Das Übungsszenario: Aus einem fiktiven Nachbarland wird eine Attacke mit Raketen, Flugkörpern oder Sprengwaffen befürchtet. Für die Übung verlegten rund 600 Soldatinnen und Soldaten der Flugabwehrraketengruppe (FlaRakGr) 24 aus Bad Sülze und der FlaRakGr 26 aus Husum mitsamt Material in die Eifel.

Beide FlaRakGr haben mit ihrem Gerät rund um den Standort Büchel im Gelände Stellung bezogen. Mit dem Waffensystem Patriot lassen sich vom Boden aus Raketen, Flugzeuge und Marschflugkörper bekämpfen. Am Dienstag (13. Oktober) verschaffte sich General Eberhard Zorn einen Überblick über die Übungsaktivität – per Überraschungsbesuch, wie der Generalinspekteur der Bundeswehr twitterte. Vor wenigen Wochen hat der GI noch deutlich gemacht, dass das Hauptaugenmerk der Bundeswehr wieder auf der Landes- und Bündnisverteidigung liegen soll. Beide Übungen – „Steadfast Noon“ und „Resilient Guard“ – passen dazu bestens ins Bild.

Auch für den DBwV ist klar: Um eine glaubhafte Abschreckung sicherzustellen, sind regelmäßige Übungen notwendig. „75 Jahre Frieden im Herzen Europas hat es in der Geschichte der Menschheit wohl noch nicht gegeben. Ich behaupte, weil die Nato und damit auch die Bundeswehr über Jahrzehnte eine glaubwürdige Drohkulisse für einen möglichen Agressor aufgebaut hat", sagt Hauptmann Michael Scholz, Vorsitzender Luftwaffe im DBwV-Bundesvorstand. Die Luftwaffe sei ein wesentlicher Teil dieser glaubwürdigen Abschreckung und sei aus diesem Grund bereits im Frieden in weiten Teilen der Nato unterstellt.

Scholz weiter: „Um Glaubwürdig zu sein, ist beständiges trainieren und beüben ein wesentlicher Faktor, den wir in den letzten Jahren meines Erachtens nach erheblich vernachlässigt haben und immer noch vernachlässigen. Ältere Kameraden erinnern sich sicher noch an die alten Herbstmanöver, als quasi die halbe Republik zur Freude der Bevölkerung und der Landwirte unterwegs war und ebenso an ihre fordernde Grundausbildung."

Die Kameraden der FlaRakGrp 24 aus Bad Sülze, der FlaRakGrp 26 aus Husum sowie der TaktLwGeschwader 33 aus Büchel und 31 „Boelcke“ aus Nörvenich hätten gezeigt, dass die Luftabwehr und Luftangriffskräfte in der Lage seien, ihren Auftrag zu erfüllen und damit das Recht und die Freiheit glaubwürdig zu verteidigen, so Scholz. Und: „Wenn jetzt noch Material und Personal mit dem anspruchsvollen Auftrag in Deckung gebracht werden würden, freue ich mich auf weitere 75 friedliche Jahre.“

Mit Rat und Hilfe stets an Ihrer Seite!

Nehmen Sie Kontakt zu uns auf.

Alle Ansprechpartner im Überblick