Bei der Indienststellung der ersten Staffel IRIS-T in Todendorf waren Bundeskanzler Olaf Scholz (v.l.), Verteidigungsminister Boris Pistorius und Luftwaffen-Inspekteur Generalleutnant Ingo Gerhartz vor Ort. Foto: picture alliance/dpa/Christian Charisius

Bei der Indienststellung der ersten Staffel IRIS-T in Todendorf waren Bundeskanzler Olaf Scholz (v.l.), Verteidigungsminister Boris Pistorius und Luftwaffen-Inspekteur Generalleutnant Ingo Gerhartz vor Ort. Foto: picture alliance/dpa/Christian Charisius

04.09.2024
Von Yann Bombeke/mit Material von dpa

Einsatzbereit: Luftwaffe stellt IRIS-T in Dienst

Todendorf. Der russische Angriffskrieg in der Ukraine führt es einem Tag für Tag vor Augen: Ohne moderne Verteidigungssysteme sind militärische Ziele ebenso wie zivile kritische Infrastruktur Bedrohungen aus der Luft nahezu schutzlos ausgeliefert. Die Bundeswehr hat heute ein neues Flugabwehrsystem vom Typ IRIS-T in Dienst gestellt. Fünf weitere soll die Flugabwehrraketengruppe 61 im schleswig-holsteinischen Todendorf noch erhalten.

Beim Termin vor Ort: Der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz, Verteidigungsminister Boris Pistorius und Bundeskanzler Olaf Scholz. Für den Kanzler ist der Bereich Luftverteidigung ein zentraler Aspekt der Zeitenwende. So nutzte der Sozialdemokrat den Termin in Todendorf, um nochmals auf die Bedrohungen einzugehen, die von Russland ausgehen. „Das hier ist nicht irgendein Projekt. Hier geht es – ohne jede Übertreibung – um die Wahrung von Sicherheit und Frieden in Europa“, sagte Scholz. Der russische Präsident Wladimir Putin rüste seit Jahren vor allem im Bereich der Raketen und Marschflugkörper auf und habe Abrüstungsverträge gebrochen. Scholz weiter: „Er hat Raketen bis nach Kaliningrad verlegt – Luftlinie 530 Kilometer von Berlin. Darauf nicht angemessen zu reagieren, wäre fahrlässig.“

"Gelebte Zeitenwende"

Auch für den Verteidigungsminister ist die Indienststellung von IRIS-T ein Stück gelebte Zeitenwende. Der Standort Todendorf an der Ostseeküste werde zum Zukunftsstandort der Flugabwehrraketentruppe, so Pistorius.

Der Vorsitzende Luftwaffe im DBwV, Oberstabsfeldwebel Heiko Stotz, begrüßte die Indienststellung des neuen Waffensystems: „IRIS-T ist eine wichtige Fähigkeitsergänzung für unsere Luftwaffe. Welch zentrale Bedeutung einer modernen und leistungsfähigen Flugabwehr zukommt, zeigt sich tagtäglich in der Ukraine. Dort bewährt sich IRIS-T unter realen Gefechtsbedingungen bei der Abwehr russischer Angriffe.“ Stotz weiter: „Eine grundsätzliche Sache darf aber nicht außer Acht gelassen werden: Eine auskömmliche Personalausstattung muss bei der Einführung eines neuen Waffensystems im Fokus stehen. Dies gilt ebenso für die Ausbildung.“

Eigentlich hätte die Bundeswehr schon deutlich früher das erste System IRIS-T erhalten sollen, doch das wurde an die Ukraine geliefert. Das von Russland angegriffene Land benötigt dringend und in großem Umfang moderne Flugabwehrsysteme. Doch die Produktion ist zeitintensiv.

Diehl Defence erhöht Produktion

Auf der ILA im Juni hatte der Hersteller Diehl Defence bekanntgegeben, die Produktion von IRIS-T in den kommenden Jahren deutlich zu erhöhen. Wurden 2023 noch drei bis vier Systeme jährlich hergestellt, so sollen es 2026 mehr als zehn sein. Ähnliches Bild bei der Munition: In diesem Jahr verlassen 400 bis 500 Flugabwehrraketen für IRIS-T die Fertigungshallen von Diehl, im kommenden Jahr soll diese Menge verdoppelt werden.

Bislang gibt es zwei Varianten von IRIS-T: Mit dem Modell SLM (Surface Launched Medium) können Flugziele in einer Entfernung von bis zu 40 Kilometern bekämpft werden, während die Reichweite der Variante SLS (Surface Launched Short) bei 25 Kilometern liegt. In der Entwicklung befindet sich noch die Variante SLX (Surface Launched Extended), die eine Reichweite von bis zu 80 Kilometern sicherstellen soll.

Abschussquote von 95 Pozent in der Ukraine

In der Ukraine werden SLS und SLM erfolgreich eingesetzt – Bundeskanzler Scholz sprach in Todendorf von einer Trefferquote von 95 Prozent. So seien 250 russische Marschflugkörper, Drohnen und Raketen abgeschossen worden. Bislang wurden laut der Liste der Bundesregierung über Waffenlieferungen an die Ukraine drei Systeme IRIS-T SLS und vier Systeme IRIS-T SLM abgegeben. Weitere 17 IRIS-T wurden der Ukraine zugesagt.

Auch sonst dürfte sich Diehl Defence über volle Auftragsbücher freuen: Schweden erhielt bereits 2019 acht IRIS-T-SLS-systeme, Ägypten bestellte 23 Exemplare und zahlreiche weitere Staaten haben bereits Interesse bekundet.

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