Israelische Truppen rücken im nördlichen Teil des Gazastreifens an der Küste entlang vor: Bislang sind die Vorstöße begrenzt. Foto: X/@IDFSpokesperson

Israelische Truppen rücken im nördlichen Teil des Gazastreifens an der Küste entlang vor: Bislang sind die Vorstöße begrenzt. Foto: X/@IDFSpokesperson

30.10.2023
Von Yann Bombeke

Israels Vorstöße nach Gaza: Mit Guerilla-Taktiken gegen die Terroristen

Israel setzt Bodentruppen in Gaza ein – allerdings ist es nicht die große angelegte Bodenoffensive, die viele erwartet haben. Unterdessen hat die Bundeswehr mehr als 1000 Soldatinnen und Soldaten mit Blick auf eine eventuelle militärische Evakuierungsoperation in der Region zusammengezogen.

Seit drei Wochen bombardiert die israelische Luftwaffe Stellungen und Kommandoposten der Hamas in Gaza – seit dem Wochenende wurde auch der Einsatz von Bodentruppen intensiviert. Doch es ist noch nicht der große Vorstoß, den viele Beobachter erwartet haben. Vielmehr rücken die israelischen Streitkräfte mit kleineren Verbänden in den Gazastreifen ein, ziehen sich manchmal schon nach einigen Stunden zurück. Lediglich einen kleinen Teil im Nordwesten von Gaza scheinen israelische Bodentruppen besetzt zu halten – es ist ein kleiner Streifen Land direkt am Mittelmeer, abseits der urbanen Zentren.

Mit diesem Vorgehen am Boden versetzt Israel der Hamas immer wieder kleinere Nadelstiche, ergänzend zu den massiven Schlägen aus der Luft, die sich gegen Kommandostrukturen und vor allem gegen die gefürchteten Tunnel richten, die den Terroristen als Rückzugsort und Lagerstätte für ihre Waffen und Raketen dienen. Doch der Einsatz am Boden fällt vergleichsweise zurückhaltend aus – die „Jerusalem Post“ schreibt sogar von einer Art Guerilla-Taktik, die von den israelischen Kräften angewendet wird. Die Kräfte gehen schnell rein, das an unterschiedlichen Stellen, schlagen zu und ziehen sich wieder zurück. So können die Israelis Positionen der Hamas identifizieren, Panzerabwehrsysteme und MG-Nester ausschalten und dabei die Terroristen vor allem im Unklaren darüber lassen, wo der nächste Vorstoß erfolgt.

Mit diesen begrenzten Operationen am Boden vermeiden die israelischen Streitkräfte sowohl höhere Verluste in den eigenen Reihen als auch unter der Zivilbevölkerung in Gaza. Und so werden möglicherweise auch die internationalen diplomatischen Bemühungen um eine Befreiung der mehr als 220 Geiseln, die sich noch in den Händen der Terroristen befinden, nicht konterkariert.

Das Schicksal der Geiseln und vieler weiterer Vermisste ist ohnehin unklar: „Wir wissen nicht, ob sie als Leichen geborgen werden oder ob sie in den Händen der Terroristen sind“, sagte vor wenigen Tagen Armeesprecher Major Arye Shalicar im Gespräch mit unserer Redaktion. In einem Fall herrscht jetzt traurige Klarheit: Staatliche israelische Stellen bestätigten heute den Tod der 23-jährigen Deutsch-Israelin Shani Luk, die bei dem Überfall auf ein Musikfestival am 7. Oktober von Terroristen verschleppt worden war.

Mehr als drei Wochen nach dem mörderischen Überfall der Hamas-Terroristen auf Israel ist die Gefahr eines Flächenbrandes in der Region nicht gebannt, nach wir vor ist unklar, ob externe Akteure wie die Hisbollah im Libanon, der Iran oder andere von ihm unterstützte Gruppen in den Krieg eingreifen. Auch wenn schon viele Deutsche unter anderem mit Hilfe der Bundeswehr Israel verlassen haben, bereitet sich die Bundeswehr auf eine mögliche größere militärische Evakuierungsoperation vor. Dafür wurden nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur mehr als 1000 Soldatinnen und Soldaten in die Region verlegt – der große Teil von ihnen steht nun auf Zypern bereit. Dort wurde ein Planungs- und Führungsstab aufgebaut. Auf Zypern sollen zudem Spezialkräfte der Marine (KSM) in Warteposition sein, während sich Soldaten des Kommandos Spezialkräfte (KSK) in Jordanien bereithalten sollen.

Generalmajor Dirk Faust, Kommandeur der Division Schnelle Kräfte, sagte vor wenigen Tagen auf Zypern, dass man sich noch im Aufwuchs befinde, aber bereits eine Evakuierungsfähigkeit für eine mögliche Operation hergestellt habe. „Auf die Männer und Frauen, die ich hier vorne habe, genauso wie die, die zu Hause daran arbeiten, kann ich mich hundertprozentig verlassen“, sagte Faust, „das sind erfahrene und bestausgebildete Soldatinnen und Soldaten“. Der General betonte, dass jede Evakuierungsoperation anders sei: „In diesem Falle sind wir darauf eingestellt, sowohl luft- als auch seegestützt zu operieren und das ist im Vergleich zum Sudan eine etwas ausgeprägtere maritime Komponente.“

Mit Rat und Hilfe stets an Ihrer Seite!

Nehmen Sie Kontakt zu uns auf.

Alle Ansprechpartner im Überblick