Innere Führung allein reicht nicht aus
60 Jahre Verantwortung für den Frieden: Was bedeutete das für die Bundeswehr und wie haben die sechs Jahrzehnte das Selbstverständnis der Streitkräfte geprägt? Diesen Fragen spürte die Stiftung Christlich-Soziale Politik (CSP) in einem dreitägigen Seminar in Königswinter bei Bonn nach. Mit von der Partie war der Vorsitzende Luftwaffe im DBwV, Oberstleutnant i.G. Detlef Buch, der den Bundesvorsitzenden vertrat und der Abgeordnete Ralf Brauksiepe (CDU/CSU).
Buch war es vorbehalten, über den „Staatsbürger in Uniform“ und die Innere Führung vorzutragen. Ein dankbares Thema für einen Vertreter des BundeswehrVerbands, dessen Arbeit Ausdruck der Wirksamkeit des Konzepts ist. Der Luftwaffenoffizier betonte, dass die Innere Führung Teil des Erfolgsmodells der Streitkräfte sei, jedoch weiterentwickelt und auch konzeptionell fortgeschrieben werden müsse. „Wir müssen die Innere Führung aus ihrem akademischen Korsett befreien“, betonte Buch.
Nur mit Innerer Führung sei zudem das gute „Betriebsklima“ nicht zu gewährleisten. Vielmehr müssten auch die materiellen und immateriellen Bedürfnisse der Soldaten gedeckt werden. Dazu gehörten auch zeitgemäße Unterkünfte und eine vollständige persönliche und sonstige Ausstattung. „Jede und jeder einzelne muss Innere Führung am eigenen Leib verspüren und fühlen können und nicht das Gegenteil wahrnehmen“, sagte der Oberstleutnant i.G..
In einem zweiten Vortrag beleuchtete Buch die Reformen der vergangenen Jahre. Dieser Wandel vollziehe sich längst nicht mehr in einzelnen Schritten, er werde richtigerweise inzwischen Transformation genannt. Schließlich handle es sich um einen Dauerprozess, sagte das DBwV-Bundesvorstandsmitglied. Und die Ereignisse, die Buch kurz umriss, lassen auch keine andere Deutung zu: Weizsäcker- und Weise-Kommission, Neuausrichtung mit der Zäsur „Aussetzung der allgemeinen Wehrpflicht“. Schließlich der derzeitige Spagat zwischen finanziellen, demografischen und sicherheitspolitischen Herausforderungen. Hier dürften Lösungen für akute Probleme nicht länger aufgeschoben werden, betonte Buch. Sonst holten diese Defizite die Bundeswehr später wieder ein.
In weiteren Vorträgen erinnerte der Hörfunk-Journalist Paul-Elmar Jöries an die ersten Jahrzehnte der neuen deutschen Streitkräfte bis 1999. Die historische Stunde der Wiedervereinigung und die Auswirkungen auf die beiden deutschen Armeen skizzierte der letzte DDR-Verteidigungsminister Rainer Eppelmann. Und Staatssekretär Ralf Brauksiepe sprach über das Selbstverständnis der Bundeswehr als Armee im Einsatz für den Frieden.