Im ersten Panel diskutierten die Wehrbeauftragte Dr. Eva Högl, Katrin Hahn (Geschäftsführerin BWI) und der stellvertretende Bundesvorsitzende Oberstleutnant i.G. Marcel Bohnert mit Moderator Oliver Rolofs (Managing Partner, COMMVISORY). Foto: DBwV/Eva Krämer

Im ersten Panel diskutierten die Wehrbeauftragte Dr. Eva Högl, Katrin Hahn (Geschäftsführerin BWI) und der stellvertretende Bundesvorsitzende Oberstleutnant i.G. Marcel Bohnert mit Moderator Oliver Rolofs (Managing Partner, COMMVISORY). Foto: DBwV/Eva Krämer

16.06.2024
Eva Krämer

„Im Schulterschluss zur Ertüchtigung“ – Auftakt zum Celler Trialog

Personal und Ausrüstung waren die wichtigsten Themen beim Pre-Launch des Celler Trialogs, der diese Woche in der Vertretung des Landes Niedersachsen in Berlin stattfand. Für den DBwV nahm der stellvertretende Bundesvorsitzende, Oberstleutnant i.G. Marcel Bohnert, an der Veranstaltung teil.

„Nach mehrjähriger Pause haben wir den Celler Trialog wieder auf die Tagesordnung gesetzt“, sagte Schirmherr Hennig Otte (CDU), Bundestagsabgeordneter aus Celle und stellvertretender Vorsitzender des Verteidigungsausschusses. Der Celler Trialog bringt regelmäßig Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Bundeswehr zusammen, um die Vernetzung der deutschen Sicherheitspolitik zu stärken. „Der Pre-Launch soll eine Aufwärmphase sein und Interesse wecken“, so Otte.

„Die Bundeswehr steht vor besonderen Herausforderungen: Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine ist eine Bedrohung - nicht nur für die Bundeswehr, sondern auch für die NATO“, sagte Otte einleitend. „Deutschland trägt im Rahmen der NATO und der EU Verantwortung für andere Länder und darüber hinaus.“

Russland habe die Friedensordnung angegriffen. „Wir müssen die Ukraine mit allen Mitteln weiter unterstützen. Die Bundeswehr muss gestärkt werden, sie braucht von allem mehr. Die Bundesregierung muss den Bundeswehretat erhöhen. Der NATO-Gipfel im Juli wird den Bedarf deutlich machen“, so Otte. Zudem müsse die Rolle der Reserve gestärkt werden: „Die Reserve braucht eine neue Wertschätzung und eine engere Anbindung an die Bundeswehr“, so Otte, der selbst Reserveoffizier ist.

In zwei Diskussionsrunden sprachen die Gäste über Personal und Ausrüstung. „Wir müssen uns fragen: Sind wir bereit zu verteidigen? Was muss die Rüstungsindustrie tun? Was braucht die Rüstungsindustrie? Wie kann das Personal der Bundeswehr sichergestellt werden?“, sagte Otte.

Im ersten Panel diskutierten die Wehrbeauftragte Dr. Eva Högl, Katrin Hahn, Geschäftsführerin BWI (IT-Dienstleister der Bundeswehr) , und Oberstleutnant a.D. Marcel Bohnert über das Thema Personal - auch das neue Wehrpflichtmodel von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) war ein Thema. „Ich habe schon bei meinem Amtsantritt vor vier Jahren gesagt, dass die Aussetzung der alten Wehrpflicht ein Fehler war. Aber wir dürfen auch nicht zur alten Wehrpflicht zurückkehren“, sagte die Wehrbeauftragte Dr. Eva Högl (SPD). Sie sprach sich stattdessen für ein verpflichtendes soziales Jahr für junge Menschen aus. „Wir freuen uns, dass die Humanität wieder im Vordergrund steht. Das neue Wehrpflichtmodell von Minister Pistorius zeigt, dass wir einen starken Verteidigungsminister haben, der sich durchsetzen kann“, so Högl.

Auch Oberstleutnant i.G. Marcel Bohnert begrüßt das neue Wehrpflichtmodell. „Es ist klar, dass es für Pistorius kein Zuckerschlecken war. Der Impuls ist wichtig, auch wenn er hinter unseren Erwartungen zurückgeblieben ist“, so Bohnert. Für das neue Wehrpflichtmodell müssten nun neue Strukturen geschaffen werden. Dabei dürfe nicht vergessen werden, dass die Bundeswehr viele andere Aufgaben habe. Dazu gehörten der Aufbau der Litauen-Brigade, die Ausbildung ukrainischer Soldaten und die Fortsetzung des KFOR-Einsatzes.

„Die Debatte um die Wehrpflicht ist an der richtigen Stelle“, sagte Katrin Hahn, Geschäftsführerin des BWI. Um Personal zu gewinnen, müsse die Bundeswehr ein attraktiver Arbeitgeber sein.

„Die Bundeswehr hat ein gutes Image, aber das weckt nicht unbedingt Interesse“, sagte Oberstleutnant i.G. Bohnert. Das Wehrpflichtmodell führe dazu, dass man sich mit der Bundeswehr beschäftige und mit Freunden und Familie darüber sprechen.

Um das Image weiterhin zu verbessern und die Bundeswehr zu einem attraktiven Arbeitgeber zu machen, müssten die Rahmenbedingungen stimmen, sagte die Wehrbeauftragte Högl. „Es gibt immer noch Kasernen, die in schlechten Zustand sind. Das müssen wir ändern.“

Im zweiten Panel diskutieren die Bundestagsabgeordnete Serap Güler (CDU), Prof. Dr. Michael Eßig (Universität der Bundeswehr München), Dr. Hans-Christoph Atzpodien (Hauptgeschäftsführer des BDSV) und Prof. Dr. Patrick Sensburg (Präsident des Reservistenverbandes) über das Thema Ausrüstung. „In den letzten zweieinhalb Jahren ist schon einiges passiert, aber es läuft noch nicht alles rund“, sagte Serap Güler, die auch Mitglied im Verteidigungsausschuss ist. Die Probleme seien bekannt, auf Lösungen müsse man noch warten.

„Man muss sich überlegen, für was man Geld ausgibt“, sagte Prof. Dr. Patrick Sensburg. Landes- und Bündnisverteidigung sei im Ernstfall ein Massekrieg an Personal und Ausrüstung. „Wenn es schon an einer Feldbluse oder einer Hose harkt, haben wir ein Problem“, so Sensburg.

Mit der Anschaffung von neuen Kampfschiffen, Flugzeugen oder Panzer sei es nicht getan, sagte Prof. Dr. Michael Eßig. „Auch die Instanthaltung verursacht hohe Kosten. Wir müssen uns darüber Gedanken machen, was und wie wir von wem beschaffen können“, so Eßig.

„Die meisten Rüstungsunternehmen haben signalisiert, dass sie das Material an die Bundeswehr oder die Ukraine liefern könnten, es aber nicht tun, weil das Geld fehlt“, sagte Dr. Hans-Christoph Atzpodien.

Der Celler Trialog findet am 5. Und 6. Mai 2025 statt. Weiter Infos gibt es hier.

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