Soldatin der Israelischen Streitkräfte: Rund 160.000 Soldaten zählt das israelische Militär, ein Drittel davon sind Frauen. Foto: Israel Defense Forces

Soldatin der Israelischen Streitkräfte: Rund 160.000 aktive Soldaten zählt das israelische Militär, ein Drittel davon sind Frauen. Foto: Israel Defense Forces

08.01.2021
Frank Jungbluth

Hatschepsut, Jeanne d’Arc und die anderen Vorkämpferinnen für Frauen in den Armeen

Teils trickreich, von den männlichen Kameraden immer hochgeachtet und für ihre Tapferkeit berühmt: Frauen haben sich zu allen Zeiten im Feld bewährt. Richtig anerkannt werden sie erst im 20. Jahrhundert. Die Bundeswehr öffnet ihnen ihre Laufbahnen im Vergleich spät.

Die Pharaonin Hatschepsut, die im 15. Jahrhundert vor Christus Ägypten von der Hauptstadt Theben aus regierte, ließ ihre Truppen 22 Jahre lang Krieg gegen die Feinde des „neuen Reiches“ marschieren – eine Kriegsherrscherin von Gnaden des Sonnengottes Re; ob die resolute Königin allerdings auch selbst im Felde stand, findet sich in keiner Hieroglyphe aus ihrer Regierungszeit.

Das weiß man dagegen von der damals erst 18-jährigen Johanna von Orléans, der französischen Nationalheldin, ganz genau. Die heilige Johanna führte Ende April des Jahres 1429 ein Heer an, das Nachschub in die von englischen Truppen eingeschlossene Stadt Orléans bringen sollte. Die kampfstarke Truppe schaffte das und vertrieb die verhassten Besatzer von der Insel schließlich aus Stadt und Umland – ein Wendepunkt im Hundertjährigen Krieg, der von 1337 bis 1432 wütete. Der Dauphin wurde König Karl VII., aber seine Helferin ließ er fallen, und Jeanne d’Arc wurde sprichwörtlich verraten und verkauft und auf dem Marktplatz von Rouen 1431 als Ketzerin verbrannt, danach wurde sie zur Heiligen der römisch-katholischen Kirche.

Eine historische Konstante ist, dass Frauen im Militär, vor allem, wenn sie hoch hinauswollten, stets von kritischen und neidischen Blicken der dominierenden Männer begleitet waren. Zuweilen war jedes Mittel recht, um Frauen in der Truppe zu verhindern. Dennoch schafften es ambitionierte und mutige Frauen immer wieder, sich mit Finesse ins Militär zu schmuggeln, um an vorderster Front ihren Mann zu stehen. Als August Lübeck 1813 in die 4. Kompanie des 1. Bataillons unter Major von Schmidt in das Königlich Preußische 9. Infanterie-Regiment eintrat, hieß er eigentlich Friederike Krüger.

Die 24-jährige junge Dame verriet sich bei einem der Kämpfe der Befreiungskriege, während derer sie ihrem Preußen unbedingt mit der Waffe in der Hand dienen wollte, durch ihre hohe Stimme. Ob ihrer Tapferkeit, die alle Vorsetzten zu loben wussten, erlaubte ihr König Friedrich Wilhelm III. dennoch auch nach der „Enttarnung“ höchstselbst den Dienst unter ihrem richtigen Namen – ihre Tapferkeit war herausragend. Man verlieh Friederike Krüger das Eiserne Kreuz, beförderte sie zum Unteroffizier der Leibkompanie. Im brandenburgischen Templin kann man ihr Grab bis heute besuchen.

„Sie (Frauen) dürfen auf keinen Fall Dienst mit der Waffe leisten“, schrieben die wenigen Mütter und vielen Väter im Mai 1949 ins Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. Das blieb auch sehr lange so, bis Tanja Kreil, Elektrotechnikerin aus Hannover, 1996 Waffenelektronikerin bei der Bundeswehr werden wollte. Man versagte ihr das, weil Frauen nicht an Waffen dienen durften. Tanja Kreil ging gegen diese Entscheidung – vom Deutschen BundeswehrVerband massiv unterstützt – durch alle Instanzen, bis der Europäische Gerichtshof mit der Kreil-Entscheidung alles veränderte. Zwar durften auch zuvor Frauen in der Bundeswehr dienen, aber lediglich als Sanitätssoldaten, das seit 1975, oder beim Militärmusikdienst.

Dieses strenge Reglement sorgte dafür, dass sich für viele Frauen in Deutschland der Berufswunsch nicht erfüllen ließ. In anderen Ländern war man damals schon viel weiter: Seit David Ben-Gurion am 14. Mai 1948 die Unabhängigkeitserklärung verlesen hatte, wurde der kleine, neue Staat Israel am Mittelmeer von seinen arabischen Nachbarn mit Krieg überzogen und die Frauen Israels waren von Anfang an im Einsatz, zuerst als Transportpilotinnen, dann auch im Kampf. Seit der Gründung des Staates Israel gilt die allgemeine Wehrpflicht auch für Frauen, sie müssen allerdings nur zwei Jahre dienen und werden in der Zeit besser bezahlt als die männlichen Kameraden. Heute sind mehr als ein Drittel der 160.000 Soldaten der „ha-Hagannah“, der israelischen Streitkräfte, Frauen.

Im Norden, bei den schwedischen Streitkräften, sind die Laufbahnen in der Truppe seit Inkrafttreten des schwedischen Gleichstellungsgesetzes 1980 auch für Frauen geöffnet, heute sind 20 Prozent der Soldaten Frauen.

Beim großen Nato-Partner, den Vereinigten Staaten schließlich, sind alle Verwendungen für Frauen schrittweise seit Inkrafttreten des Gesetzes zur Integration von Frauen in den Streitkräften von 1948 eröffnet. US-Präsident Bill Clinton ließ alle verbliebenen Beschränkungen 1994, Frauen durften bis dahin keine Kampfjets fliegen, aufheben, denn im ersten Golfkrieg kämpften tausende Frauen tapfer. Ihr Anteil in den US-Streitkräften beträgt heute vierzehn Prozent von 1,3 Millionen aktiven Soldaten. 57 Frauen sind im Generalsrang.  

Für die Bundeswehr hatte die Kreil-Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes am 11. Januar 2000 weitreichende Folgen. Die Bundeswehr öffnete zum 1. Januar 2001 alle Laufbahnen für Frauen. „Hier ging es um die Beseitigung eines Berufsverbots. Frau Kreil hat mit diesem Urteil Rechtsgeschichte geschrieben. Dies gibt einen neuen Impuls für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau in Deutschland“, erklärte nach der Entscheidung der damalige Bundesvorsitzende des BundeswehrVerbandes, Oberst Bernhard Gertz. 20 Jahre später dienen 22.900 Frauen in den Teilstreitkräften, ein Anteil von zwölf Prozent.

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