Die Absetzhöhe ist erreicht: Ein Gebirgsjäger springt aus einem „Skytruck“. Foto: Gebirgsjägerbataillon 231

Die Absetzhöhe ist erreicht: Ein Gebirgsjäger springt aus einem „Skytruck“. Foto: Gebirgsjägerbataillon 231

24.04.2019
Gebirgsjägerbrigade 23/Hauptmann Tobias Skinner

Gebirgsjäger üben taktischen Sprungeinsatz

Bad Reichenhall/Leutkirch. Eine Woche lang übten die Soldaten der Hochzüge der Gebirgsjägerbataillone 231, 232 und 233 zusammen mit den Soldaten des Hochgebirgsspähzuges des Gebirgsaufklärungsbataillons 230 den taktischen Sprungeinsatz. Die Woche war der erste Abschnitt einer langfristigen Ausbildungsreihe mit dem Ziel, die ausgewählten Soldaten zum taktischen Sprungeinsatz im Gebirge zu befähigen. Dabei absolvierten die sprungberechtigten Soldaten der Gebirgsjägerbrigade 23 ihre Pflichtsprünge für den Scheinerhalt sowie zum Erwerb einer höherwertigen Lizenz, wie etwa zum Tandemmaster oder Schwerlastspringer. Zusätzlich zu den Pflichtsprüngen wurde das Springen mit Gepäck und Waffe ausgebildet.

Freifallspringen erfordert intensive Ausbildung
Die Motoren des Flugzeuges vom Typ „M 28 Skytruck“ dröhnen, es ist laut, eng und heiß. An Board der Maschine befinden sich die „Freifaller“ der Gebirgsjägerbrigade 23. Alle sitzen, nur am Heck der Maschine steht ein Soldat, der sogenannte Absetzer. Eine rote Lampe leuchtet auf und der Absetzer gibt das Kommando „vier Minuten“, dabei streckt er vier Finger in die Luft. Die sitzenden Soldaten wiederholen im Chor das Kommando. Kurz darauf leuchtet die Lampe wieder, diesmal in Gelb. „Zwei Minuten“ hallt es vom Heck. Nachdem das Kommando wiederholt wurde, bereiten die Springer sich vor. Es wird nochmal überprüft, ob alles richtig sitzt. Jeder der Teilnehmer kennt die Verfahren, es herrscht eine ruhige und professionelle Stimmung, keine Anzeichen von Angst oder Nervösität. Man merkt, dass die Anwesenden nicht zum ersten Mal in solch einer Situation sind. Plötzlich öffnet sich die Heckklappe des Flugzeuges, und jetzt wird es richtig laut. Es folgt das letzte Kommando des Absetzers: „eine Minute“. Die ersten stehen auf und begeben sich zur offenen Klappe. Ein Schlag auf die Schulter und ein lautes „Go“. Binnen kürzester Zeit ist die Maschine leer. Nach 30 Sekunden freiem Fall und einer Gleitphase von drei Minuten sind alle Soldaten sicher gelandet.

Jeder Teilnehmer der Freifallwoche hat den achtwöchigen Basislehrgang Freifalltraining spezialisierte Kräfte der Bundeswehr absolviert. Dieser Lehrgang bildet die Grundlage für weiterführende Qualifikationen, beispielsweise zum Truppführer, Tandemspringer oder Ausbildungsleiter. „Man muss sich ständig weiterbilden“, erklärt Oberstabsfeldwebel Jürgen B. vom Gebirgsjägerbataillon 231. Er ist Ausbildungsleiter und springt schon seit 17 Jahren. Sein Nachfolger im Bereich der Gebirgsjägerbrigade 23, Hauptfeldwebel Salvatore G. vom Gebirgsaufklärungsbataillon 230, wird die Ausbildung zum Truppführer im Mai absolvieren und gibt dem 20-jährigen Stabsgefreiten Louis B. vom Gebirgsspähzug wertvolle Tipps. „Auf dem Lehrgang wurden wir dreimal kontrolliert, jetzt bin ich für mich selbst verantwortlich“, erzählt Louis B.

Sprungeinsatz bei der Brigadegefechtsübung Berglöwe
Was für den Einsatz von Gebirgsjägern erst einmal untypisch klingt, da die Fallschirmjäger für Luftlandeoperationen zuständig sind, macht bei näherer Betrachtung durchaus Sinn: Das schnelle Verbringen von Spezialisten in ihren Einsatzraum aus der Vertikalen.

„Um die Wirkung von Spezialeinheiten wie dem Kommando Spezialkräfte in einer Operation zu steigern, ist die direkte taktische Unterstützung durch weitere spezialisierte Einheiten des Heeres sinnvoll – das nennt die Bundeswehr den Einsatzverbund Spezialkräfte“, erklärt Jürgen B. Bei einem gezielten Einsatz im Hochgebirge kann mit Fallschirmspringern Schlüsselgelände schneller genommen werden. Für den taktischen Führer ergeben sich dadurch Möglichkeiten, schnell Truppe in den Einsatzraum zu verbringen. Diese Fähigkeit soll auch während der Brigadegefechtsübung Berglöwe zum Einsatz kommen. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf der Ausbildung der Hochgebirgsjägerzüge und des Hochgebirgsspähzuges, da diese naturgemäß den Auftrag haben, den Kampfkompanien als Vorauskräfte den Weg zu bereiten.

Besonderheiten im Hochgebirge
Das Fallschirmspringen im Hochgebirge birgt einige Besonderheiten: Da die Umgebung durch das Höhenprofil der Gebirgsketten höher liegt, muss auch die Absetzhöhe höher liegen. Springt man im Flachland aus einer Höhe von 4.000 Metern über dem Boden ab, so wären es im Hochgebirge der Alpen bei 3.000 Metern schon 7.000 Meter über dem Meeresspiegel, aus denen abgesprungen werden muss. Daher kommen Sauerstoffgeräte zum Einsatz. Auch die Temperaturen nehmen in diesen Höhen rapide ab: Bei plus 5 Grad Celsius in der Landezone können in einer Absetzhöhe von 10.000 Metern Temperaturen von rund minus 50 Grad Celsius angenommen werden.

Eine weitere Herausforderung stellen die kleinen Landezonen in schwierigem bis extremen Gelände dar. Die Fallschirmspringer müssen in der Lage sein, im unübersichtlichen, alpinen Gelände ihre Landezone zu erkennen und dann punktgenau zu landen. Bei der Auswahl der Landezone muss zudem auf den Untergrund geachtet werden. Latschen- und Geröllfelder eignen sich nicht für eine Landung. Auch die Hangneigung und unerwartete lokale Winde müssen bei der Landung beachtet werden. Ein Sprungeinsatz auf die Reiteralpe während der Brigadegefechtsübung Berglöwe beinhaltet diese Herausforderungen, die Grundlagen wurden durch die Ausbildung in Leutkirch gelegt.

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